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GIs auf Drogen

| Bild: © n.v.

Am 11. März dieses Jahres tötete der US-amerikanische Soldat Robert Bales in den afghanischen Dörfern Balandi und Alkozai  insgesamt 17 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Dieser Fall generierte massive Aufmerksamkeit in den internationalen Medien. Der Anwalt des beschuldigten GIs stellte nun einen Antrag, um darüber Klarheit zu bekommen, in welchem Ausmaß sein Mandant Medikamente verschrieben bekam und welche er benutzte.

Nach Angaben der US-Armee wurden letztes Jahr an mehr als 110.000 aktive Soldaten verschreibungspflichtige Pharmazeutika ausgehändigt. Zu diesen zählen u.a. Beruhigungsmittel, Antidepressiva und Neuroleptika. Mittlerweile nehmen 8% der Truppen sogenannte Tranquillanzien, die entspannend wirken und Ängste lösen sollen. 6% konsumieren regelmäßig Antidepressiva. Diese Prozentzahlen belegen eine Zunahme des Konsums der beschriebenen Mittel um das 8-fache im Vergleich zum Jahr 2005.

Bewusstseinserweiternde Substanzen wurden auch schon während des Krieges in Vietnam verabreicht. Seit dem Beginn des Krieges im Irak hat sich die Auswahl an Psychopharmaka, auf den die Psychotherapeuten des Militärs zurückgreifen können, stetig erweitert. Unter anderem werden Soldaten in Afghanistan Substanzen gegen die Krankheit Malaria verabreicht. Mefloquin, das zu diesen Gegenmitteln zählt, kann in manchen Fällen Wut, Paranoia oder Angstzustände auslösen. Es wird vermutet, dass Sergeant Bales während seiner Bluttat unter dem Einfluss von Mefloquin, auch als Lariam bekannt, stand. Eine mögliche Gefahr, die von der übermäßigen Verwendung dieser Substanz ausgehen kann wird anscheinend unterschätzt. Laut des Gesundheitsbeauftragten der Streitkräfte, werden jedoch nicht häufiger Psychopharmaka benutzt, als auf ziviler Ebene. 1)

Die Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten ist in den USA weit verbreitet und etwas Alltägliches geworden. Das nordamerikanische Institut Substance Abuse and Mental Health Services Administration gab 2011 an, dass die Zahl der Personen, die Medikamente missbrauchen, jeden Tag um 5500 Benutzer ansteigt. 2)

Gesundheitliche und psychologische Risiken, die diese Medikamente mit sich bringen, werden offenbar, wie im zivilen als auch im militärischen Bereich, vernachlässigt. Aus den Kreisen des US-amerikanischen Militärs heißt es, man wolle nicht auf die Hilfe und Vorteile von aktivierenden und unterstützenden Medikamenten verzichten, zumal diese auch ausreichend erprobt und erforscht seien. 3) Allerdings ist von militärinternen Untersuchungen bekannt, die nach dem tragischen Vorfall um Robert Bales in Kandahar, die Auswirkungen von Mefloquin ergründen sollen.

Pharmazeutika haben, anders als Kokain, Cannabis oder andere illegale Drogen nach wie vor den Anstrich der Kontrollierbarkeit und werden in ihren Wirkungen und Gefahren massiv verharmlost.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Link zum Artikel von The Seattle Times – nicht mehr verfügbar
  2. Link zu Artikel von EarthLink „Schmerzmittelsucht in den USA“
  3. Link zum Artikel von Dailymail

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