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Entführung, Vergewaltigung, Mord: Frauen als Opfer des Drogenkriegs in Zentralamerika

| Bild: © n.v.

Geht es um die Opfer des Drogenkriegs, denkt man zuerst vielleicht an Bauern, die von Kartellen gezwungen werden auf ihren Feldern Drogen anzubauen oder als Drogenkuriere zu arbeiten und an die indigene Bevölkerung, deren traditionelle Lebensweise oft stark vom Handeln der Drogenkartelle bedroht ist. Blick man nach Zentralamerika, wird aber noch eine weitere Bevölkerungsgruppe sichtbar, die stark von den immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen betroffen ist: Frauen.

Femicide lautet der englische Begriff für die geschlechter-spezifische Morde, die häufig von außergewöhnlicher Gewalt geprägt sind. Erst kürzlich wurden in El Salvador 17 Gräber mit insgesamt 48 Leichen gefunden. Rund 70% davon waren weiblich, zumeist unter 25 Jahre alt und standen in Verbindung zu kriminellen Banden. Laut Honduras Weekly ist Guatemala mit 337 Morden in den letzten 6 Monaten der wohl gefährlichste Platz der Welt, um eine Frau zu sein. 1)

Die gezielte Entführung, Vergewaltigung und Ermordung von Frauen hat in Zentralamerika eine traurige Tradition und wurde zum Beispiel in Guatemala bis in die 90er Jahre auch von der Regierung zur Unterdrückung der indigenen Bevölkerung genutzt. Auch lässt sich ein Zusammenhang mit häuslicher Gewalt und einer vorherrschenden Macho-Kultur nicht verleugnen. Ein starker Anstieg der Morde an Frauen in den letzten 10 Jahren lässt allerdings auch auf eine Verbindung mit dem Anwachsen des Drogenschmuggels in Zentralamerika schließen. 2)

Zwar stellen die Morde an Frauen nur einen geringen Anteil an der Gesamtzahl der Morde dar, aber es lässt sich ein deutlicher Trend von Frauen als Kollateralschaden des Drogenkriegs erkennen. So werden Frauen, die in Verbindung mit Mitgliedern von Banden stehen, häufig Opfer von Racheakten verfeindeter Banden oder Exekutionen dienen als Nachricht an Regierungen und offizielle Stellen.

Als Reaktion haben sowohl Guatemala als auch El Salvador in den letzten Jahren der Gewalt gegen und der Ermordung von Frauen eine besondere rechtliche Stellung eingeräumt. Die meisten Fälle bleiben allerdings nach wie vor straffrei. Im April riefen daher 6 lateinamerikanische NGOs die Regierungen der betroffenen Länder auf, ihre Drogenpolitik, welche mitverantwortlich für die Gewalt gegen Frauen ist, zu revidieren. „Der Krieg gegen die Drogen (…) ist zu einem Krieg gegen Frauen geworden.“ 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Insight – How the drug war fuels femicide in central america
  2. Guatemalan Femicide: the Legacy of Repression and Injustice – Upsidedown World
  3. Insight – How the drug war fuels femicide in central america

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