Die uruguayische Regierung um Präsident José Mujica wagt einen Gesetzessvorstoß zur Legalisierung der Produktion und des Verkaufs der pflanzlichen Droge Marihuana. Das Vorhaben ist Teil des 15 Punkte umfassenden Projekts „Strategie für das Leben und das Zusammenleben“. Ist in dem kleinen südamerikanischen Land bislang bereits der Konsum von Drogen erlaubt, so soll die umfassende Legalisierung der Marihuana-Produktion und des Vertriebs nun die in Zusammenhang mit dem illegalen Drogenhandel stehende Gewalt eindämmen.
Obwohl Uruguay bislang als relativ sicheres Land galt, vernahm man auch hier einen Anstieg der Kriminalität, welche mehrheitlich den illegal in der Produktion und dem Verkauf von Drogen tätigen Banden zuzuschreiben ist. Daher kann durchaus festgestellt werden, dass das Verbot bestimmter Drogen dem Land wesentlich größere Probleme bereitet, als die Drogen bzw. deren Konsum selbst. Dabei erinnern Regierungsmitglieder auch an die durch den illegalen Drogenhandel verursachten teilweise dramatischen Zustände in vielen anderen lateinamerikanischen Staaten wie beispielsweise Mexiko. Ein striktes Verbot wirke demnach kontraproduktiv und helfe lediglich den illegalen Drogenbanden.
Das Gesetzesvorhaben sieht demzufolge vor, die Produktion und den Verkauf von Marihuana unter staatliche Kontrolle zu stellen und durch strikte Regulationen eine einwandfreie Qualität und die Verhinderung des Verkaufs an Minderjährige zu gewährleisten, sowie sicherzustellen, dass ein etwaiger Konsum nur an festgelegten Orten stattfindet und dem Schmuggel in Nachbarländer der Riegel vorgeschoben wird. Hauptziel des Vorhabens sei dabei, den Markt für Marihuana, welche die beliebteste Droge in Uruguay darstellt, vom restlichen Markt für mitunter harte Drogen zu trennen. Der Hintergrund ist hierbei, dass Konsumenten bislang bei der Beschaffung auf den illegalen Drogen-Schwarzmarkt angewiesen sind, auf welchem diese jedoch zwangsläufig häufig auch mit weitaus problematischeren harten Drogen wie der sich im Land zunehmender Beliebtheit erfreuenden „Pasta Base“ in Berührung kommen. Von dieser Substanz, ein Abfallprodukt der Kokainherstellung, geht eine sehr hohe Suchtgefahr sowie Gefährlichkeit für die Gesundheit aus.
Demnach stellt die geplante Legalisierung von Marihuana unter staatlicher Kontrolle durch die Entkopplung vom übrigen illegalen Drogenmarkt, gleichzeitig auch eine Maßnahme im Kampf gegen andere harte Drogen wie das genannte „Pasta Base“ dar. Zudem sollen die aus dem staatlichen Marihuana-Vertrieb erzielten Erlöse wiederum für Maßnahmen der Drogenprävention und Information aufgewendet werden. Die uruguayische Initiative kann auch im größeren Kontext der Debatte um Entkriminalisierung und Legalisierung von Drogen in mehreren lateinamerikanischen Staaten betrachtet werden.1 Diese setzt gewissermaßen einen Kontrapunkt zur rigiden militärischen Beantwortung der Drogenproblematik, wie es beispielsweise in Mexiko mit dessen „War on Drugs“ der Fall ist. Der ausbleibende Erfolg dieser auf militärischer Stärke basierenden Maßnahmen dient demzufolge möglicherweise als Türöffner für alternative Problemlösungsansätze wie hier am Beispiel Uruguay.234
- EarthLink Bericht Legalisierungsdebatte [↩]
- Artikel Excelsior (auf Spanisch) [↩]
- Artikel El Tiempo (auf Spanisch) – nicht mehr verfügbar [↩]
- Artikel Die Presse [↩]