Zum Inhalt springen

FARC verspricht einseitigen Waffenstillstand

| Bild: © n.v.

Am Montag haben die Gespräche zwischen der FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) und der kolumbianischen Regierung in Kuba begonnen. Die Friedensgespräche begannen mit einem Zugeständnis seitens der FARC: Sie kündigte einen einseitigen Gewaltverzicht an, der für zwei Monate andauern soll. Der Chefunterhändler der Rebellen, Iván Márquez, ordnete am Montag kurz nach seiner Ankunft in Havanna ein Ende der Militäreinsätze gegen die öffentliche Ordnung an, um das nötige „Klima der Verständigung“ auf beiden Seiten herzustellen 1).

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte zuvor seinerseits die Möglichkeit eines Waffenstillstands ausgeschlossen. Ein Ende der militärischen und polizeilichen Einsätze wäre erst als Folge erfolgreicher Gespräche denkbar, so Santos 2).

Während die Vorgespräche letzten Monat in Oslo anliefen, gingen die Kämpfe in Kolumbien weiter. Erst neulich kam ein 13-Jähriges Mädchen ums Leben, das in die Gefechte zwischen den Guerillas und den Paramilitärs der Regierung geriet. Bisher kamen jedes Jahr rund 3.000 Menschen in diesem Krieg ums Leben, der seit einem halben Jahrhundert in Kolumbien wütet. Insgesamt spricht man von einer Todeszahl von mindestens 200.000 Menschen 2).

Die FARC gründete sich ursprünglich aus einer politischen Bewegung von Kleinbauern heraus, die sich gegen die skrupellosen Großgrundbesitzer zur Wehr setzten. Doch mit dem Aufstieg des Drogenhandels zur wichtigsten illegalen Schattenwirtschaft Kolumbiens begannen auch ein moralischer Verfall und ein Verlust der politisch-ideologisch ausgerichteten Ziele der Rebellen. Einige Jahrzehnte später sind aus den Freiheitskämpfern von damals die mächtigsten Drogenhändler Kolumbiens und eines der größten Drogenkartelle Lateinamerikas geworden 2).

Es werden mehrere Gründe für das Einlenken der FARC und die Aufnahme der Friedensgespräche genannt. Zum einen haben die Rebellen begriffen, dass sie sich gegen die mit neuester Militärtechnik ausgerüstete kolumbianische Armee immer weniger durchsetzen kann und das jahrelang erfolgreich praktizierte Versteckspiel im kolumbianischen Regenwald und den Anden nicht mehr möglich ist 2). Der Tod des FARC-Anführers Alfonso Cano genau vor einem Jahr im November 2011 war der deutlichste Schlag gegen die militärisch geschwächten Rebellen und ausschlaggebend für das Einlenken der Guerillas.

Zum anderen entzieht sich der FARC immer mehr die Anhängerschaft. Besonders die Studenten, die sonst oft die Rebellengruppe in ihren politischen Forderungen unterstützt haben, gehen auf Abstand. Während sonst der Tod eines Rebellenführers oft mit Studentenunruhen und Demonstrationen an den Universitäten in Bogota begleitet wird, blieb es im November letzten Jahres ruhig.

Bei den anstehenden Verhandlungen wird es maßgeblich darum gehen, einen Waffenstillstand auszuhandeln, Perspektiven für die 9000 Kämpfer zu schaffen, die Beteiligung der Rebellen an der Politik zu klären, die Drogenkriminalität in Angriff zu nehmen und Entschädigungen für Opfer des Konflikts auszuhandeln 3).

Die FARC will außerdem im Sinne ihrer ursprünglichen, ideologischen Ansprüche, die Landvertreibungen zugunsten multinationaler Konzerne und Großgrundbesitzer thematisieren. Ein Unterhändler der Regierung Santos stellte in Aussicht, die FARC nach einer Einigung als politische Partei anzuerkennen.

Wesentlich wird aber auch sein, mit welchen FARC-Leuten die Regierung verhandelt. Auch wenn es zu positiven Ergebnissen bei dem Treffen kommen sollte, müssen die FARC-Vertreter den Flügel der Rebellengruppe, der in den Drogenhandel involviert ist, davon überzeugen, den Kampf aufzugeben 2). Dies wäre ein wichtiger Schritt für die Rebellen einen Weg in die Zivilgesellschaft zurück zu finden und gleichzeitig eine der letzten Möglichkeiten sich als ernst zu nehmender politischer Akteur zu positionieren 4).

 

 

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Taz – Zivilgesellschaft erhebt ihr Haupt
  2. Die Zeit – Kolumbiens Drogenkrieger suchen die Moral
  3. Süddeutsche Zeitung – Farc-Rebellen kündigen Waffenruhe an
  4. Tagesspiegel – Sternstunde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert