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Image Mexikos in den Vereinigten Staaten sinkt durch Drogenkrieg in ungeahnte Tiefen

| Bild: © n.v.

Dass Mexiko ein massives Drogenproblem hat, dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Dennoch ist es erschreckend, wie sich das Image des Landes verändert hat. Einst waren die Vereinigten Staaten von Mexiko bekannt für große Wüsten, heißes Wetter und schöne Strände, für Tacos und Sombreros. Mittlerweile muss jedoch konstatiert werden: Zumindest im großen Nachbarstaat der anderen Vereinigten Staaten hat sich dieses Bild gewandelt – und das leider nicht zum Positiven.

Laut einer Umfrage, bei der 1000 US-Bürger online befragt wurden, sehen 50% der Befragten das Land in einem negativen oder sehr negativen Licht – nur 14% haben eine positive Meinung von Mexiko, gar nur 3% eine sehr positive. 1)

Der Grund ist schnell gefunden: Gefragt, mit welchen 3 Wörtern man Mexiko am besten beschreiben könne, antworten 45% schlicht mit einem Wort: Drogen. Damit ist diese Antwort unumstrittener Spitzenreiter. Zum Vergleich: Das Schlagwort mit den zweitmeisten Nennungen – Armut – kommt auf 16%. Noch eindeutiger wird das Votum, wenn man weitere Begriffe betrachtet, welche genannt wurden: In den Top Ten tummeln sich u.a. wenig schmeichelhafte Aspekte wie Korruption, Unsicherheit, Gefahr, Kartelle, Kriminalität und Gewalt. Wird danach gefragt, seine allgemeine Sicht auf Mexiko zu schildern, so erwähnen gar 72% den Drogenkrieg und die damit einhergehende Gewalt. Auf Platz 2 folgt mit 21%…Korruption. 2)

Zustande kommt dieses Bild selbstverständlich durch entsprechende Medienberichte. Zwei Drittel meinen, durch die Nachrichtenlage ein schlechteres Bild von Mexiko zu gewinnen – umgekehrt sind es magere 6%. An Berichte über das Drogenproblem meinen sich 81% aller Personen, welche im letzten Monat etwas über Mexiko gehört, gesehen oder gelesen hatten, zu erinnern. 42% wissen noch von Nachrichten über Morde, Schießereien und Enthauptungen. Immerhin: Auch von Reformen und Gegenmaßnahmen der Regierung meinen manche etwas gehört zu haben – nämlich stolze 4%. 3)

Erschwerend kommt hinzu, dass das ohnehin nicht gerade überschwängliche Bild durch Fehlinformationen weiter getrübt wird. So denkt ein nicht unbeträchtlicher Teil der Befragten beim Thema Mexiko an die Tötung des Grenzpolizisten Nick Ivie – dabei hat sich längst herausgestellt, dass dieser irrtümlich bei einem Schusswechsel mit Kollegen ums Leben gekommen war. 4) Kombiniert mit dem ohnehin problematischen Thema der illegalen Einwanderung sind mittlerweile nur noch 14% der Meinung, Mexiko sei ein guter Nachbar und Partner für die USA – dagegen meinen 59%, Mexiko als eine Quelle von Problemen für das eigene Land ausgemacht zu haben. 5)

Diese Sicht hat potenziell verheerende Folgen für das ohnehin gebeutelte Mexiko. So würden sich 72% der Umfrage-Teilnehmer bei einer Reise nach Mexiko unsicher fühlen, nur 12% können das Gegenteil von sich behaupten. Damit landet Mexiko in diesem Aspekt auf dem letzten Platz, noch hinter Brasilien, Kolumbien, El Salvador und Saudi-Arabien. 6) Der Aussage, Mexiko sei ein gefährliches und instabiles Land, können 65% zustimmen, schmale 23% lehnen diese These ab. Besonders optimistisch scheinen die US-Amerikaner hierbei nicht zu sein: Lediglich 10% vertreten die Meinung, Mexiko könne den Kampf gegen die Drogenkartelle gewinnen, ganze 72% stehen dem diametral gegenüber. 7)

Man merkt: Mexiko gerät allmählich in Verruf. Eine ähnliche Entwicklung hatte in den 80er-Jahren auch Kolumbien, welches bis heute (nicht zu Unrecht) als „Narco-Paradies“ verschrien wird, durchgemacht. So weit ist es selbstredend noch nicht – der Trend bereitet jedoch Sorgen.

Dies gilt ganz besonders in Hinblick auf die Sicherheitsbedenken. Durch attraktive Reiseziele – genannt seien vor allem Touristenhochburgen wie Acapulco und Cancún oder Maya-Ruinenstätten wie Chichén Itzá – ist Mexiko längst zu einem beliebten Urlaubsziel geworden. Der Tourismussektor macht 8,2% des Bruttoinlandsproduktes aus – wichtigste Klientel sind natürlich Reisende aus den USA. 8)

Sollte diese Zahl sinken, so wäre das ein erheblicher Einschnitt für die gesamte Branche. Erhebungen des mexikanischen Tourismusministeriums belegen jedoch: Schon seit Jahren bleibt die Zahl an Urlaubern stabil – 2008 lag sie bei 22,931 Millionen, drei Jahre später bei 23,403 Millionen. Die Gesamteinnahmen blieben, seitdem sie zwischen 2008 und 2009 um zwei Milliarden US-Dollar gefallen waren, stabil und kratzen stetig an der 12 Milliarden-Grenze. 9)

Nachdem 2011 jedoch bereits ein leichter Negativtrend bezüglich der Anzahl an US-Touristen prognostiziert wurde 10) , ist dieses Jahr gar ein herber Rückgang möglich (endgültige Statistiken sind jedoch logischerweise noch nicht bekannt). Grund: Im April dieses Jahres sprach die US-Regierung wegen Sicherheitsbedenken erstmals eine Reisewarnung aus – damit befindet sich Mexiko in illustrer Gesellschaft. Auch anderen berüchtigten Krisenländern – genannt seien vor allem der Irak, Sudan, Iran, Afghanistan, Syrien, Libyen, Nordkorea oder die Demokratische Republik Kongo – wurde diese zweifelhafte Ehre bereits zuteil. 11) Statistiken zeigen: Diese Warnung ist berechtigt. Alleine 2010 schieden 100 US-Bürger in Mexiko gewaltsam aus dem Leben. 12)

Inwiefern das neue Bild Mexikos den Tourismus wirklich beeinträchtigt, werden die nächsten Jahre zeigen. Besorgniserregend ist es jedoch in jedem Fall.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. American Attitudes on Mexiko – Survey Results – Vianovo – PDF-Datei – Seite 2 – Englisch
  2. siehe oben – Seite 5
  3. siehe oben – Seite 6
  4. Blog: For Americans, the word best describing Mexico is „drugs“ – Arizona Daily Star – Englisch (nicht mehr aufrufbar)
  5. siehe 1 – Seite 7
  6. siehe 1 – Seite 4
  7. siehe 1 – Seite 9
  8. Turismo en México – Wikipedia Español – Spanisch
  9. Mexico tourism, 2008 – 2011 – Arizona Daily Star – Englisch/Spanisch (nicht mehr aufrufbar)
  10. Mexico Tourism Feels Chill of Ongoing Drug Violence – The Wall Street Journal
  11. U.S Passports and international Travel – Mexico Travel Warning – zuletzt aufgerufen am 29.09.15
  12. Is Mexico’s Drug War Hurting Tourism?

2 Gedanken zu „Image Mexikos in den Vereinigten Staaten sinkt durch Drogenkrieg in ungeahnte Tiefen“

  1. Anfrage?
    Ist die Mexicoreise auf der Yucatan-Halbinsel gefährlich?
    Muss man sich dort gegen Malaria und Gelbfieber impfen/bzw. Tabletten einnehmen?

    1. Hallo,

      bezüglich Malaria und Gelbfieber mußt Du Dich ans Tropeninstitut wenden. Soweit wir wissen, ist die Halbinsel Yucatan eher weniger von der Drogenproblematik betroffen. Ich empfehle Dir die Seite des Auswärtigen Amts. Dort findest Du Reise- und Sicherheitshinweise zu Mexiko.

      Viele Grüsse

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