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Myanmar: Alternative zur Opium-Eradikation?

| Bild: © n.v.

Gut zwei Jahre ist es her, als in Myanmar (Burma) die Militärdiktatur offiziell beendet wurde und der politische Wandel in Form von ersten Demokratisierungsschritten einsetzte. Dennoch findet der südostasiatische Staat keinen Frieden, da derzeit ethnische Unruhen das gesellschaftliche wie politische Leben dominieren – vor allem Buddhisten und die muslimische Minderheit der Rohingya stehen sich feindlich gesonnen gegenüber. 1) 2)

Neben diesen sozialen Spannungen, scheint auch ein entwicklungspolitisches Problem kein Ende zu finden: Laut Aussagen der UN und Polizeibehörden angrenzender Nachbarstaaten nimmt der Handel mit Opium und seinen Derivaten in Myanmar kontinuierlich zu. Bis dato hat es die Präsidialrepublik unter Thein Sein nicht geschafft, mit ihrem „war on drugs“ Fuß zu fassen. Zwar beschloss die Regierung drogenpolitische Maßnahmen, wie zum Beispiel die systematische Eradikation von Opium-Feldern, doch birgt diese Vorgehensweise für die verantwortlichen Drogenbauern desaströse Konsequenzen. Schätzungsweise 91% des Schlafmohns, der Ausgangsstoff für Opiate, werden im sogenannten Shan-Staat Myanmars kultiviert. Dieser ist in weiten Teilen durch seine ökonomische Unterentwicklung gekennzeichnet – viele der dort lebenden Bauern pflanzen Schlafmohn an, um mit seinem Weiterverkauf die eigene Familie ernähren zu können. Die Eradikation der Felder entzieht somit der armen Bevölkerung die einzige Lebensgrundlage. Insgesamt 246 000 Haushalte, die nach Angaben des UNODC in den Drogenanbau involviert sein sollen, würden unter den damit verbundenen Folgen leiden. Aus diesem Grund initiierte das UNODC entwicklungspolitische Projekte, die den Bauern helfen sollen, auf „klassische“ Anbauprodukte, wie Mais, Weizen oder Kartoffeln zu wechseln. Dass diese keineswegs genauso rentabel sind wie die Kultivierung von Drogen, stellt die größte Herausforderung überhaupt dar. Ein Bauer aus dem Süden des Shan-Staates berichtete, wie er durch den Anbau von Schlafmohn 3500 $ im Jahr verdiente. Die im Rahmen der UNODC-Initiative angebauten Feldfrüchte hingegen brachten ihm im gleichen Zeitraum nur 500 $ ein. Deshalb benötigen die Betroffenen nach Meinung des UNODC-Projektleiters Jason Eligh zusätzliche Unterstützung durch den Staat – sowohl auf finanzieller, gesundheits- und bildungspolitischer Ebene. Schließlich ginge es den Landwirten nicht nur darum, von der Hand in den Mund zu leben, sondern in gewisser Weise auch um Profite, weshalb manche von ihnen wieder zum Opium-Anbau zurückkehren. Im Nord-Osten des Shan-Staates spielt ebenfalls die fragile Sicherheitslage eine wichtige Rolle. Aufgrund eines zwischen dem Präsidenten und diversen Rebellengruppen geschlossenen Waffenstillstandes, werden dort keine drogenpolitischen Maßnahmen ergriffen. Schließlich würde die Zerschlagung von Drogensyndikaten seitens des Staates die anstehenden Friedensgespräche gefährden und eine Gewalteskalation provozieren. 3) 4)

Diese Entwicklungen geben also Anlass zu der Vermutung, dass Alternativen zur Opium-Eradikation nur vor dem Hintergrund befriedeter Konflikte sowie wirtschaftlicher Rentabilität funktionieren können.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Gewalt gegen Muslime: Exodus in Burma – Spiegel Online – aufgerufen am 25.03.13
  2. Burma: Fünf Menschen sterben bei Straßenschlachten – Spiegel Online – aufgerufen am 25.03.13
  3. Alternative Development: Critical to Myanmar’s Future – UNODC – aufgerufen am 25.03.13
  4. Rising drug trade threatens Myanmar’s aspirations – Huffington Post – aufgerufen am 25.03.13

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