Als Präsident eines Landes ist man eigentlich zu maximaler Integrität verpflichtet. Leonel Fernández (s. Bild), welcher dieses Amt in der Dominikanischen Republik von 1996 bis 2000 und von 2004 bis 2012 ausfüllte, wurde diesen Maßstäben möglicherweise nicht gerecht.
So wirft ihm Guillermo Moreno, Vorsitzender der Partei „Alianza PAÍS“, neben Geldwäsche und Korruption auch Drogenhandel vor. Fernández habe Kontakte zu Drogenbossen wie etwa Figueroa Agosto oder Arturo del Tiempo unterhalten und ihnen wichtige Informationen der Sicherheitsbehörden preisgegeben. Auch sonst habe es eine enge Kooperation zwischen Politikern und Kartellchefs gegeben. 1) Bereits im April hatte Moreno Beweismaterial an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die Anklage läuft seit dem 24. Januar. 2)
Die Dominikanische Republik ist schon seit längerem ein bedeutender Transitstaat. Die geographische Lage ist optimal: Genau zwischen den Produktionsländern aus Südamerika und der Hauptdestination, den USA, gelegen und mit einer Vielzahl an Häfen ausgestattet, ist sie zusätzlich auch noch nicht allzu weit von Puerto Rico entfernt. Auch weitere Faktoren wie Armut, Arbeitslosigkeit, Strukturschwäche oder Korruption begünstigen diesen Status. Gleiches gilt für die porösen Grenzen zum Nachbaarstaat Haiti. 3)
Insgesamt werden fast 40 Millionen Tonnen an Drogen über die Dominikanische Republik in die USA geschmuggelt, nahezu die Hälfte davon über Puerto Rico. Auch verbleibt etwa ein Zehntel des Umschlages im Land, wo es ansteigenden Drogenkonsum und damit einhergehende Gewalt bewirkt. Ein weiterer Teil wird nach Europa geliefert. Als besonders betroffen gilt der Hafen Caucedo, 88% aller Drogenfunde erfolgen dort. Ebenso wurden in den letzten Jahren mehr als 30 puertoricanische Drogenbosse dingfest gemacht. 4) Auch der Schmuggel über den Luftweg floriert prächtig. 5)
Ohnehin steuert die Dominikanische Republik, Drogenbeschlagnahmungen betreffend, auf ein Rekordjahr zu. Bereits in den ersten drei Monaten wurden mehr als 4 Tonnen an Rauschgift in polizeilichen Besitz übergeführt, im ganzen vorherigen Jahr war nur die doppelte Menge konfisziert worden. 6)
Inwiefern und ob Fernández bei diesen Entwicklungen eine Rolle gespielt hat, ist nun zu klären. Man darf gespannt sein, zu welchen Ergebnissen die Justiz kommen wird.
Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)
- Dominikanischem Ex-Regierungspräsidenten Fernandez wird Drogenhandel vorgeworfen – Hispaniola.eu – Seite nicht mehr aufrufbar ↩
- Dominikanische Republik: Ex-Präsident Dr. Leonel Fernandez wird vor Gericht gestellt – Hispaniola.eu – Seite nicht mehr aufrufbar ↩
- Dominikanische Republik – ein Paradies mit der Vorhersehung für Drogengeschaefte – Hispaniola.eu – Seite nicht mehr aufrufbar ↩
- Dominikanische Republik – ein Paradies mit der Vorhersehung für Drogengeschaefte – Hispaniola.eu – Seite nicht mehr aufrufbar ↩
- Dominican Republic Drug Bust Shows Air Trafficking Routes Still Active – InSight Crime – aufgerufen am 23.05.2013 ↩
- Dominican Republic Makes 3rd Major Drug Bust of 2013 – InSight Crime – aufgerufen am 23.05.2013 ↩