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Lateinamerika stellt bisherige Drogenpolitik in Frage

| Bild: © n.v.

Die lateinamerikanischen Staaten haben unter dem Deckmantel der OAS (Organisation der Amerikanischen Staaten) einen Bericht verfasst, der die weltweite Drogenpolitik verändern könnte. Die Regierungen der USA und diverser europäischer Staaten beraten derzeit über diesen Bericht. Dieser wird von einigen Experten als revolutionär beschrieben, da er die vollkommene Prohibition in Frage stellt.

Die Weltkommission für Drogenpolitik begrüßte den Vorstoß der Lateinamerikaner und sprach von einem Tabubruch, der die lange Debatte um eine menschlichere und effizientere Drogenpolitik blockiert hatte. Die Kommission fordert die Regierungen auf, mit Regulierungen zu experimentieren, die der Realität und den lokalen Bedürfnissen angepasst seien.

In dem Bericht wird deutlich gemacht, dass es vor allem die Lateinamerikaner seien, die die Leidtragenden der bisherigen Drogenpolitik sind. Der Generalsekretär der OAS, José Miguel Insulza, brachte es im Vorwort auf den Punkt, indem er darauf hinwies, dass das Ausmaß von Gewalt und Leid sichtbar seien. Die menschlichen und sozialen Kosten durch Konsum, Produktion und Handel von Drogen in den Ursprungsländern würden immer schlimmer.

Verständlicherweise zeigen sich die lateinamerikanischen Staaten verärgert über den Westen, da dort der größte Teil der Drogen zwar konsumiert wird, die Schäden für Lateinamerika durch den illegalen Anbau und Handel jedoch gänzlich ignoriert werden, so die Lateinamerikaner. Nun sollen die USA und Europa unter Druck gesetzt werden, da die Staaten Lateinamerikas notfalls auch ohne die Unterstützung der westlichen Regierungen gewillt sind, die momentane Situation zu ändern.

Der Bericht stellt vier Szenarien vor, diese gehen von einer Aufhebung des Verbots von Marihuana sowie der Einstellung von Maßnahmen gegen die Drogenkartelle in einigen Staaten Lateinamerikas bis hin zum umstrittensten Szenario, in dem alle Staaten Lateinamerikas Maßnahmen gegen den Anbau und Handel von Drogen aussetzen würden. Was dies für die westlichen Staaten bedeuten würde, ist nicht abzusehen, die 20 Milliarden US-Dollar, die die amerikanische Regierung seit Jahren in Lateinamerika zur Drogenbekämpfung ausgibt, seien ohnehin weggeworfenes Geld, so die Reformer.Die Vorschläge sollen 2016 auf einer Vollversammlung der Vereinten Nationen diskutiert werden.

Allein durch den Drogenkrieg in Mexiko, der stark von den USA am Leben gehalten wird, starben bis 2012 rund 50.000 1) Menschen, obwohl nur ein kleiner Teil der Drogen in Mexiko selber konsumiert wird. 2) Die USA verfolgt also den aus ihrer Perspektive sicherlich besten Weg, indem sie die Prohibition in anderen Staaten aufrechterhalten und Geld für Waffen entsenden will. Dadurch verlagert sie den Hauptkriegsschauplatz in ihr Nachbarland und geht somit, ganz abgesehen von den vielen täglichen Tragödien, die der Drogenkrieg mit sich bringt, das Risiko ein, dass Mexiko sich immer mehr in einen „Failed state“ entwickelt. 3) 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Statista- Mexiko: Anzahl der Drogenbezogenen Morde von 2006 bis 2012
  2. Graphik-United Nations Office of Drugs and Crime. World Drug Report
  3. Drogenpolitik: Lateinamerikas Staaten stellen Drogen-Verbot infrage, Die Zeit, 19.05.2013
  4. Link zur OAS