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Die hässliche Wahrheit über den Drogenkrieg

| Bild: © n.v.

Die negativen Folgen des sogenannten War on Drugs sollten mittlerweile weitläufig bekannt sein. Vor allem die hohe Zahl an Menschenleben, die der gewaltsame Versuch, den Drogenhandel zu unterbinden, gekostet hat, ist alarmierend. Das allein ist aber bei Weitem nicht der einzige besorgniserregende Aspekt, den der Drogenkrieg mit sich bringt.

Hundert Tausende Menschen werden festgehalten und müssen gewaltsame Strafen über sich ergehen lassen, Millionen sitzen in Gefängnissen. Weitere sind erhängt, erschossen oder enthauptet worden. Zehntausende sind von Regierungstruppen oder nicht-staatlichen Akteuren umgebracht worden. Tausende werden geschlagen und gefoltert, um Informationen aus ihnen herauszubekommen. Millionen von Menschen wird lebensrettende Medizin vorenthalten.

Trotz dieser erschreckenden Tatsachen, gibt es derzeit wenige Kampagnen von Menschenrechtsbewegungen, die sich dieses Problems annehmen.

Im Falle der Drogenproblematik tritt ein interessantes Phänomen zutage: Wir tendieren dazu, all diejenigen, die mit Drogen zu tun haben, in gewisser Weise zu „entmenschlichen“ bzw. an den Rand der Gesellschaft zu drängen. So fällt es uns schließlich leichter, über beispielsweise Menschrechtsverletzungen an diesen Personen hinwegzusehen. Zu diesem Schluß kam kürzlich auch das UNODC. Das International Narcotics Control Board hat es bisher abgelehnt, Folter oder ähnliche Grausamkeiten im Zuge des Drogenkriegs offiziell zu verurteilen und behauptet, dies sei nicht Teil seiner Aufgabe. Das ist sowohl enttäuschend als auch schockierend.

In Russland ist es gängige Praxis, Drogendelinquenten in großer Zahl in kleine Räume zu sperren, in denen menschenunwürdige Zustände vorherrschen. Sie bekommen kaum etwas zu essen, werden teilweise bis zu 24 Stunden an ihre Betten gefesselt und gefoltert, um Geständnisse zu erzwingen. Die Bitte um medizinische Betreuung resultiert nur allzu oft in noch mehr Folter und Misshandlung. Während die russische Regierung diese Zustände toleriert, verbietet sie unverständlicherweise die Behandlung von Heroin- oder Opioidsüchtigen mit Methadon, was wiederum die HIV-Ansteckungsgefahr durch schmutziges Besteck bei Süchtigen extrem erhöht. Die Lage in asiatischen Inhaftierungsanstalten zeige sich ähnlich dramatisch, so ein Bericht des UN-Menschenrechtsrats vor einigen Monaten.

Ein systematisches Problem ruft nach einer systematischen Änderung. Die nächste Sondersitzung der UN-Generalversammlung zu diesem Thema ist für 2016 geplant. Das ist die Chance, das Drogenkontrollsystem nochmals gründlich unter die Lupe zu nehmen. Vor allem Menschrechtsorganisationen sind nun gefragt und müssen eine führenden Rolle in diesem Prozess spielen. Es ist Zeit, ein Ende des Drogenkriegs zu fordern und ein Ende der Praktiken, die Menschenrechte schmälern, anstatt sie zu fördern.

Quelle:

NY Times: Un Ugly Truth in the War on Drugs

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