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Bolivien: Die Eindämmung des Koka-Anbaus – Ein Erfolg?

| Bild: © n.v.

Wie kann es einem Staat Lateinamerikas gelingen, zunehmend Erfolge im Kampf gegen die Drogen zu verzeichnen, wenn die USA vor nicht allzu langer Zeit eben Bolivien noch „absolutes Versagen im Kampf gegen illegale Drogen“ vorwarfen? 1) Wie sind positive Meldungen möglich, wenn der bolivianische Präsident Morales 2008 alle Agenten der DEA (Drug Enforcement Administration) der Spionage verdächtigt und sie aus dem Land ausweist? 2)

Einer Studie der UN-Drogenbehörde UNODC zufolge ist es Bolivien gelungen, den Koka-Anbau im zweiten Jahr in Folge zu reduzieren. 3) 2011 schrumpfte demzufolge die Anbaufläche um 12 Prozent. Im vergangen Jahr betrug der Rückgang immerhin noch 7 Prozent. 4) Die Ursachen für diese Erfolgsmeldung sind in einem Strategiewandel begründet. Bolivien hat unter Evo Morales die repressive Drogenpolitik, auf die die USA weiterhin drängt, durch eine flexiblere Herangehensweise ersetzt. So ist der Anbau von Koka für „traditionelle“ Zwecke wie das Kauen der Blätter und die Verwendung als Heilmittel mittlerweile auf einer begrenzten Fläche legalisiert worden. Außerdem garantieren die legalen Koka-Parzellen den Bauern ein sicheres Einkommen und ermöglichen ihnen, z.B. mit Anbaufrüchten zu experimentieren. Zudem kontrollieren die Bauern sich gegenseitig, damit niemand Koka darüber hinaus anbaut. Neben dem sinkenden illegalen Anbau zeigt die Studie, dass auch die Gewaltverbrechen im Zusammenhang mit Drogen verringert werden konnten. 5)

Die kritische Beäugung seitens der USA ist zumindest teilweise politisch motiviert. Seit den Spionagevorwürfen der DEA gegenüber und der Ausweisung des US-Botschafters im Jahr 2008 ist das Verhältnis zwischen den USA und Bolivien stark beschädigt. So macht Morales die Amerikaner für die erzwungene Zwischenlandung seines Flugzeugs in diesem Jahr in Wien verantwortlich. 6) Die US-Regierung hingegen wirft Bolivien vor, trotz schrumpfender Koka-Anbauflächen wachsende Mengen an Kokain zu produzieren. Der Studie zufolge ist dieser Vorwurf nicht nachvollziehbar und rein politisch motiviert, allerdings stellen der illegale Handel mit Kokain und die Verarbeitung zu Kokain durchaus ein Problem dar. 7) Beschlagnahmungen lassen durchaus berechtigt vermuten, dass Bolivien vermehrt als Zulieferer für die Drogenmärkte in Argentinien und Brasilien fungiert. 3)

Eine durchweg positive Entwicklung sieht vermutlich anders aus, aber ein Schritt in die richtige Richtung ist die Neuausrichtung der Drogenpolitik allemal. Womöglich ein Modell mit Vorbildfunktion für andere lateinamerikanische Staaten?!

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Versagen – Stern – aufgerufen am 09.08.13 – Link nicht mehr abrufbar – 21.11.13
  2. Spionageverdacht  – Tagesanzeiger – nicht mehr verfügbar
  3. Reduce coca crops – Insight Crime – aufgerufen am 09.08.13
  4. Koka-Flächen in Bolivien schrumpfen  – stol.it – nicht mehr verfügbar
  5. Koka-Anbau sinktWelt-Sichten – aufgerufen am 09.08.13
  6. Neuer Botschafter abgelehnt – TAZ – aufgerufen am 09.08.13
  7. Koka-Anbau sinkt – Welt-Sichten – aufgerufen am 09.08.13
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