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Friedensverhandlungen zwischen FARC und kolumbianischer Regierung gehen langsam voran

| Bild: © n.v.

Vergangenen Samstag ging in Havanna die sage und schreibe zwölfte Runde der Friedensverhandlungen zwischen der paramilitärischen FARC und der kolumbianischen Regierung zu Ende. Beide Seiten äußerten sich optimistisch bezüglich der aktuellsten Entwicklungen in dem seit Oktober 2012 andauernden Prozess.

Der bewaffnete Konflikt beider Parteien ist der am längsten währende seiner Art in Lateinamerika. Die FARC hatte ihren militärischen und politischen „Höhepunkt“ in den 1990er Jahren als sie knapp 40 Prozent des kolumbianischen Territoriums kontrollierte und nur wenige Kilometer außerhalb Kolumbiens Hauptstadt Bogota operierte. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends änderte die Rebellengruppierung ihre Strategie und stieg in großem Stile in den Kokaanbau bzw. die Herstellung von Kokain ein. Somit sicherte sie sich eine breit angelegte Finanzierung, um Operationen gegen die kolumbianischen Streitkräfte und die Zivilbevölkerung durchzuführen. Ein nach der Festnahme eines FARC-Kommandanten konfisziertes Dokument belegte zusätzlich die logistische und militärische Unterstützung durch den verstorbenen venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chavez.

In den letzten zehn Jahren wendete sich das Blatt jedoch zugunsten der kolumbianischen Regierung. Mittels umfangreicher Unterstützung seitens der Vereinigten Staaten gelang es Kolumbien unter Präsident Alvaro Uribe, die FARC nachhaltig zu schwächen und an die Randgebiete des Landes zurückzudrängen. Schätzungen sprechen von lediglich 8.000 verbleibenden Rebellenkämpfern. Zahlreiche Anführer der marxistisch-leninistischen Vereinigung sind mittlerweile in Haft oder wurden getötet.

Auch der Drogenanbau in der Region wurde durch das kontroverse Eradikationsprogramm im Rahmen des Plan Colombia signifikant reduziert. Das UNODC spricht von einem 25 prozentigem Rückgang der Kokaanbaufläche im letzten Jahr, und dass Kolumbien nun nicht mehr der größte Kokaproduzent der Welt sei. Diesen unrühmlichen Titel trage indessen das Nachbarland Peru.

Trotz alledem ziehen sich die Friedensverhandlungen seit knapp einem Jahr hin und die kolumbianische Öffentlichkeit, die sich mehrheitlich gegen die FARC und den Drogenhandel ausspricht, wird langsam ungeduldig. Desweiteren lehnt die kolumbianische Regierung einen Waffenstillstand mit der FARC ab, solange die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien. Die FARC würde dies nur für eine Neugruppierung und Neubewaffnung ausnutzen.

Was den Drogenhandel anbelangt, bleibt weiterhin die Frage, ob ein Frieden zwischen den Parteien zu einem Ende der Kokaproduktion in Kolumbien führen würde oder zumindest zu einem erheblichen Rückgang. Schon jetzt sieht man Tendenzen zu einer Verlagerung des Problems in andere Länder und Regionen, wie in diesem Fall nach Peru.

Eins ist jedoch sicher: Der seit den 1960er Jahren andauernde Konflikt hat bereits über 600.000 Kolumbianer ihr Leben gekostet. Kolumbien ist eines der Länder mit der weltweit höchsten Anzahl an verschleppten und vermissten Personen.

Hier stellt sich für mich die Frage: Für was mußten diese Leute leiden und sterben?

Quelle:

USC Annenberg: Peace Talks Between FARC, Colombia Moving Slowly in Havanna