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Honduranische Straßengangs im Visier der Drogenkartelle

| Bild: © n.v.

Der Einfluß der Drogenkartelle gefährdet den wackeligen Frieden zwischen den berühmt-berüchtigten Straßenbanden MS-13, Barrio 18 und der honduranischen Gesellschaft. 1)

Die MS-13 oder Mara Salvatrucha ist die vermutlich bekannteste lateinamerikanische Straßengang und wurde Anfang der 1980er Jahre einst als Gegenbewegung zur Gewalt der vorherrschenden Gangs in Los Angeles gegründet. Im Laufe der Jahre jedoch härtete die MS-13 immer mehr ab und wurde selbst zunehmend gewalttätig. Bei ihren Mitgliedern handelte es sich hauptsächlich um Migranten aus Mittelamerika, vor allem El Salvador und Honduras. In Zuge der „zero-tolerance“-Politik der USA wurden viele der Mitglieder wieder in ihre Heimat abgeschoben, wo sie die Gang anschließend weiterführten. 2) Auch die Barrio 18 fand ihren Ursprung auf den Straßen von Los Angeles. Einige ihrer Mitglieder waren illegale Immigranten, die von den Vereinigten Staaten ebenfalls in ihre Heimat zurückgeschickt wurden. 3) Heute agieren die Gangs vordringlich auf mittelamerikanischen Straßen, in Guatemala, El Salvador und in Honduras.

Honduras ist das Land mit der höchsten Mordrate in Mittelamerika, was vor allem mit den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Straßengangs zusammenhängt. 4) Am 28. Mai dieses Jahres überraschten die MS-13 und die Barrio 18 mit der Verkündung eines Waffenstillstandes. Beide Seiten verpflichteten sich, künftig von der Gewalt auf den Straßen des Landes abzusehen und baten die honduranische Gesellschaft und Regierung um Vergebung für ihre Taten. Honduras Präsident, Porfirio Lobo, äußerte sich zurückhaltend, aber dennoch entgegenkommend: “ Wir stehen allem offen gegenüber, was die Gewalt in unserem Land reduzieren könnte.“ Gemäß der Nationalen Universität von Honduras, die regelmäßig Studien zu Gewalt und Verbrechen durchführt, sei ein Rückgang der Mordrate – im Vergleich zum Vorjahr – bereits abzusehen. 5)

Diese Entwicklung ist mittlerweile jedoch in Gefahr, denn mexikanische und kolumbianische Drogenkartelle machen sich die Gangmitglieder zunehmend zunutze, um ihre Interessen durchzusetzen und den Drogenhandel in Gang zu halten. Honduras nimmt eine geographische Schlüsselstellung im internationalen Kokainhandel zwischen Südamerika und den Vereinigten Staaten ein. Man geht davon aus, dass jeden Monat 20-25 Tonnen der harten Droge durch das mittelamerikanische Land geschleust werden, insgesamt ca. die Hälfte der Menge, die jedes Jahr die USA erreicht. 6) Im Auftrag der Kartelle organisieren Gangmitglieder den Transport der illegalen Substanzen, führen Auftragsmorde durch, um die Vorherrschaft über Handelrouten zu erlangen und verkaufen Drogen auf den Straßen des Landes. „Die Mehrheit der Auftragsmorde stehen mit dem Drogenhandel in Verbindung“, so Wilfredo Méndez, Direktor des Forschungszentrums für Menschenrechte in Honduras. 4)

Selbstverständlich steht nicht jedes Gewaltverbrechen auf honduranischen Straßen auf der Auftragsliste der Drogenkartelle. Der zunehmende Einfluss, den die großen Organisationen auf einige der Gangmitglieder haben, erschwert den Friedensprozess jedoch enorm.

Honduras hat in hohem Maße mit Arbeitslosigkeit und Armut im Land zu kämpfen. 7) Frustrierte, junge Menschen, die über Jahre das Ausmaß der Straßen- bzw. Gangkriminalität miterlebt haben oder bereits Mitglied in einer Gang sind, bilden eine perfekte Ausgangsposition für Drogenkartelle, die Menschen für ihre Sache zu gewinnen. Eine weitere schwerwiegende Folge, die der wachsende Drogenhandel mit sich bringt, ist der damit einhergehende steigende Konsum, der sich in der honduranischen Gesellschaft ausbreitet. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das für Drogen-Transitstaaten wie Honduras typisch ist. 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. infosur hoy: Honduras works to stop gang-related crimes and extortion – nicht mehr verfügbar
  2. Wikipedia zu Mara Salvatrucha
  3. Wikipedia zu 18th Street Gang
  4. infosur hoy: Honduras works to stop gang-related crimes and extortion – nicht mehr verfügbar
  5. BBC News: Honduran Gangs Salvatrucha and 18 Street announce truce
  6. Antiwar.com: Honduras becomes Cocaine Transit Hub
  7. Honduras News: Poverty and Unemployment in 2012
  8. In SightCrime: „Dramatic Rise“ in Crack Consumption Among Honduran Youth
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