Zum Inhalt springen

Kolumbien: Tanzen gegen Drogen und Armut

| Bild: © n.v.

Nach wie vor gehört Kolumbien zu den Staaten mit der höchsten Drogenproduktion. Nach Schätzungen der UN wurden im Jahr 2012 mehr als 300 Tonnen Kokain hergestellt. 1)

Das Geschäft mit den Drogen hat eine lange Tradition. Besonders die Vermarktung von Koks und Marihuana zählt immer noch zu den ertragreichsten Geschäftszweigen des Landes. Kolumbiens Klima und die geographischen Bedingungen zum Anbau und zum Verstecken der Pflanzen bieten beste Voraussetzungen. Aufgrund der billigen Lebensmittelimporte können sich viele Bauern kaum mit ihrem eigenen Lebensmittelanbau über Wasser halten und werden regelrecht gezwungen, in die Drogenproduktion einzusteigen, um genügend Geld für ihr Überleben zu verdienen. Erst als die beiden größten kolumbianischen Drogenkartelle Medellín und Calí in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zerfielen, konnte das Drogengeschäft, unter anderem mit finanzieller Unterstützung der USA, eingedämmt werden. Zusätzlich unterstützt der Staat Bauern finanziell, die vom Kokaanbau auf legale Agrarwirtschaft umsteigen wollen. 2)

Die Drogenproblematik führt dazu, dass in Kolumbien sehr viele Kinder auf der Straße leben. Noch im Jahr 2006 zählte UNICEF 30.000 Straßenkinder. 3) Oftmals werden die Kinder bereits in Familien hineingeboren, die im Slum leben, oder sie sind vor ländlicher Gewalt und Armut in die Großstädte geflohen. Dort bietet sich ihnen oftmals keine andere Perspektive, als ein zu Hause auf der Straße. Einmal dort angekommen, findet sich nur schwer ein Weg hinaus. Die meisten rutschen in die Drogenszene ab, konsumieren Drogen und dealen mit ihnen um ihren eigenen Konsum decken zu können. 3) Die Polizei und die Stadtverwaltung sind oft überfordert und zeigen wenig Präsenz.

Große Bedeutung wird deswegen privaten Projekten beigemessen, die versuchen, Kinder von der Straße zu holen und vor Drogen zu schützen. Eines dieser Projekte wird von Edwin Villalobos unterstützt, Lehrer der Tanzschule Swing Latino in Calí. Er bietet Straßenkindern kostenlosen Tanzunterricht: „Wir haben an unserer Schule 150 Kinder und Jugendliche, die wir umsonst unterrichten. Sie kommen aus den Slums, und sind die Hoffnungsträger für die ganze Familie. Auch andere Schulen unterrichten gratis, das bewahrt viele Kinder davor, abzurutschen. Profitänzer zu werden, ist für sie ein absoluter Traum.“ 4) Durch Sponsoren, Privatkunden und Tanzauftritte in noblen Hotels werden die Tanzstunden finanziert. „Für die Armen ist Salsa ein Lebensstil. Für die Reichen ist er höchstens Zeitvertreib. Ein Riesenunterschied.“ 4) Für Slumkinder ist der Tanzunterricht oftmals die einzige Möglichkeit, von der Straße wegzukommen. Das disziplinierte Training und die Regelmäßigkeit bieten ihnen eine wichtige Struktur und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ähnliche Projekte von Tanz- und Sportvereinen gibt es mittlerweile in allen kolumbianischen Großstädten.

Die Zeiten, in denen man sich auf Kolumbiens Straßen nirgends sicher fühlen konnte, sind vorbei. Sicherheit wird seit dem Zerschlagen der größten Drogenkartelle großgeschrieben. Die neue Ruhe lockt ausländische Investoren und Touristen an und unterstützt die Wirtschaft. Die steigenden Einnahmen und soziale, private Projekte, wie die der Tanzschule Swing Latino, lassen darauf hoffen, dass die Zahl der Straßenkinder stetig sinkt, und die Drogengeschäfte weiter eingedämmt werden können.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Kokain im falschen Babybauch entdeckt – abgerufen 23.09.2013
  2. Kolumbien: Reiseinformationen – abgerufen 23.09.2013
  3. Straßenkinderreport – abgerufen 23.09.2013
  4. TAZ: Calí tanzt auch ohne Drogen – abgerufen 23.09.2013

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert