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Tragischer Tod Philip Seymour Hoffmans offenbart Auswüchse der US Heroinproblematik

| Bild: © n.v.

Seit drei Tagen beherrscht die Meldung des plötzlichen Todes des begnadeten Schauspielers Philip Seymour Hoffman (46) die Weltpresse. Er starb offenbar an einer Überdosis Heroin. In der amerikanischen Medienlandschaft werden die Hintergründe, der so traurigen Ereignisse, akribisch aufgearbeitet. Auch die Polizei beteiligt sich und bläst zur Großfahndung gegen die mutmaßlichen Dealer. Mittlerweile hat die New Yorker Polizei vier Verdächtige aus der Drogenszene festgenommen. 1)

Hoffman stirbt zu einer Zeit in der alle 19 Minuten ein US Bürger an den Folgen übermäßigen Drogenkonsums umkommt, davon ein großer Teil an Heroin. Die wenigsten davon werden überhaupt in der Presse erwähnt. Eigentlich galt Heroin lange als aussterbende Droge. Vorbei sind die Zeiten in denen Stars wie, Jim Morrison, Sid Vicious oder Janis Joplin aufgrund von Überdosen starben und Heroin allgemein eine weitverbreitete Droge innerhalb der urbanen Kultur war. Doch nichtsdestotrotz erlebt Heroin ein Comeback, das in dieser Form so nicht zu erwarten war. Während 2007 in den USA 373.000 Menschen Heroin konsumierten, stieg diese Zahl bis zum Jahr 2012 auf 669.000 an. Die Zahl der Überdosis-Opfer stieg allein in New York um 84 Prozent. 382 Menschen. Vor allem in den Nordoststaaten der USA beobachten die Behörden eine auffällige Häufung von Todesfällen, von Baltimore über Pittsburgh nach Philadelphia. Die mutmaßliche Ursache für die Häufung von Todesfällen wird dem Schmerzmittel Fentanyl zugeschrieben, das Heroin wird damit teilweise bis zu 50 Prozent gestreckt. Dies führt zu einem extrem intensiven High, das von ungestrecktem Heroin nicht erreicht werden kann. Auch Philip Seymour Hoffman soll mit Schmerzmitteln gestrecktes Heroin konsumiert haben, das Markennamen wie Ace of Hearts oder Ace of Spades trägt. „Überdosen werden somit zur Werbung für ein starkes Produkt“ wie der Sozialarbeiter und Journalist Jeff Deeney berichtet. Heroin ist mittlerweile kein ausschließlich urbanes Problem mehr. Es ist mittlerweile im ganzen Land und über alle Altersgruppen hinweg verbreitet.

Verschiedene Entwicklungen können die Renaissance des Heroins in den USA erklären. In den letzten Jahren bauen die mexikanischen Drogenkartelle ihre Schlafmohnproduktion von Jahr zu Jahr weiter aus. Auch aus Kolumbien stammt ein nicht unbedeutender Teil des Opiums das zur Heroinproduktion benötigt wird.  An der Grenze zu Mexiko haben die US-Behörden 2012 1855 Kilo Heroin sichergestellt, das sind 232 Prozent mehr als 2008. Zusätzlich reichen die Geschäftbeziehungen der Kartelle mittlerweile bis in den mittleren Westen und den Nordosten der USA. Diese Entwicklungen haben einen massiven Preisverfall zur Folge, in New York kostet eine Tüte Heroin gerade einmal 6 Euro. Unter anderem ist die wachsende Pillensucht der Amerikaner eine grundsätzliche Ursache für die Wiederbelebung des Heroinskonsums. Die Medikamentenbehörde FDA hat deshalb den Erwerb abhängig machender Schmerzmittel wie Oxycodon, ebenfalls ein Opiat, erschwert. Auch der 2008 in New York verstorbene Heath Ledger hatte Oxycodon konsumiert. Diese Maßnahme führte zu einem starken Anstieg der Preise für Oxycodon und treibt daher viele Süchtige zum vergleichsweise preiswerten Heroin. Das Drogengeschäft hat sich im Laufe der Jahre extrem professionalisiert und die Reinheit des Heroins ist aufgrund der großen Konkurrenz beispiellos. Insgesamt sind die Behörden machtlos gegen den massiven Heroinmissbrauch vorzugehen. Auch wenn der Tod von Philip Seymour Hoffman tragisch ist, so wird es durch diesen vielleicht möglich sein, eine Diskussion über die Heroinproblematik innerhalb der amerikanischen Gesellschaft anzustoßen. 2) 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Nach Tod von Hoffman: Polizei nimmt Drogen-Dealer fest
  2. Tod von Philip Seymour Hoffman: Amerikas Heroin-Problem ist zurück
  3. Süddeutsche Zeitung 05.02.2014: Opium fürs Volk

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