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Letzter Ausweg: Kinder fliehen aus Angst in die USA

| Bild: © n.v.

Immer mehr Kinder aus Mittelamerika sind aus Gründen der Armut und Gewalt gezwungen, in den Norden zu fliehen. Besonders die USA gelten als primäres Ziel der Flüchtlingsströme. Familien aus Honduras, Guatemala oder auch El Salvador wollen ihre Kinder nicht zuletzt auch vor den Fängen der Drogenbanden in Mittelamerika behüten. Daher werden sie auf einem riskanten Weg, der auch durch die Wüste führt, Richtung Grenze der Vereinigten Staaten geschickt. Ein Reisender berichtet: „Die Knochen zahlloser Unbekannter zerbröseln zu Staub, manche werden vergraben von furchterregenden Sandstürmen, die über die Einöde fegen“. 1) Doch die Elternteile halten das Entkommen aus Armut und Gewalt oftmals für den letzten Ausweg ihrer Kinder. 2)

Diese gefahrvolle Reise hat auch eine Frau aus El Salvador namens Nancy bestritten. Sie lebt seit zehn Jahren illegal, also ohne Aufenthaltsgenehmigung, in Washington. Ihre zwei Töchter wollen ihr zu gerne ebenfalls in die USA folgen. Doch Nancy hält dies für keine gute Idee. Der Weg sei schlichtweg zu riskant für die beiden Mädchen. 3)

Eltern, die in den gefährlichen Regionen Mittelamerikas leben, sind häufig so verzweifelt, dass sie ihre Kinder Schlepperbanden anvertrauen, in der Hoffnung ihnen ein besseres Leben ermöglichen zu können. Doch oftmals kommen die Kinder nicht an der Grenze zu den Vereinigten Staaten an. Nicht selten werden sie Opfer von Betrügern, die die Kinder entweder sexuell missbrauchen, zu Sklavendiensten nötigen oder sogar töten.

Die Zahl der Kinderimmigration in den USA ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. „Während die US-Grenzschützer bis 2011 jährlich rund 4.000 unbegleitete Kinder aus den drei mittelamerikanischen Ländern aufgriffen, waren es 2012 mehr als 10.000, 2013 fast 21.000. Für 2014 rechnen die US-Behörden mit über 90.000.“ 3) Unter den Einwanderern befinden sich nicht nur Jugendliche, auch Fünfjährige versuchen sich den grausamen Umständen in ihrer Heimat zu entziehen und begeben sich auf den Weg in die USA in der Überzeugung, dort ein besseres Leben führen zu können. Barack Obama spricht derweil sogar schon von einer „humanitären Krise“. 1) Der Präsident fordert vom Kongress vier Milliarden Dollar, um die südliche Grenze der Vereinigten Staaten dicht zu machen und die bereits illegal Eingewanderten zu versorgen. Weitere 300 Millionen sollen in die betroffenen Regionen nach Mittelamerika fließen, um dort das Elend zu bekämpfen und die Flucht der Einwohner aus ihrer Heimat zu unterbinden. 4)

An den Problemen an der Grenze ist Obamas Entwicklungspolitik aber auch nicht ganz unschuldig, das werfen ihm zumindest die Republikaner vor. Ihrer Meinung nach würde Obama nicht konsequent genug in Sachen Immigration vorgehen. Vor zwei Jahren hatte er das amerikanische Parlament übergangen und somit dafür gesorgt, dass „wenigstens die Kinder illegaler Einwanderer ein faktisches Bleiberecht bekommen sollen, eine halbe Millionen Ausländer hat sich seitdem auch rechtlich in die US-Gesellschaft integriert.“ 1) Auch aufgrund dessen sind viele Familien in Mittelamerika der Ansicht, ihre Kinder hätten größere Chancen, wenn sie alleine reisen würden. Aber die großen Auffangstädte wie beispielsweise in Texas sind bereits überfüllt. Mittlerweile werden die Einwanderer auch auf andere Bundesstaaten aufgeteilt. Dort sind die Neuankömmlinge aber nicht immer gerne gesehen. So berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem Fall in der kalifornischen Stadt Murrieta. Dort sperrten die Einwohner die Hauptstraße und machten ihre Abneigung gegenüber den Immigranten durch Rufe wie „Geht nach Hause“ deutlich. Auch der Polizei vor Ort missglückte es, die Straßensperre zu brechen. Die Bürger von Murrieta betonten, sie hätten nichts gegen Menschen anderer Nationen, doch es ginge ihnen um „legal gegen illegal“. Andere wiederum beklagten, die Art und Weise, wie man die Menschen vertrieben hätte, sei erniedrigend gewesen. Diese Disharmonie der konservativen Stadt spiegelt sich auch in der Innenpolitik der USA wider. Nicht nur das republikanische Lager, sondern auch die Demokraten werfen dem Präsidenten vor, dass er die Sicherheit an der Südgrenze vernachlässige und nicht zielstrebig genug sei. Dem entgegnete Obama, dass er den Grenzschutz nur zu gerne verstärken würde, wenn das Parlament ihn nur ließe. Ein im Jahr 2013 ausgearbeiteter Gesetzesentwurf scheiterte allerdings, da die Republikaner diesen als zu milde ansahen. Der Präsident der Vereinigten Staaten will sich aber auch weiterhin von einem Mittelweg nicht abbringen lassen. Einerseits wisse er, dass allein reisende Kinder und Jugendliche leicht verletzbar seien, darum müsse sich der Staat um sie kümmern. Andererseits wolle auch er keine neuen Immigranten in den USA haben. Weitere Flüchtlinge würden nach seinen Worten zurückgesendet. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung. Verloren am Rio Grande. erschienen am 11.07.14
  2. nzz. Wenn kinder aus angst zu migranten werden. Erschienen am 10.07.14. aufgerufen am 14.07.14
  3. taz. Migration in die USA. Erschienen am 10.07.14. aufgerufen am 14.07.14
  4. taz. Kinderfluechtlinge in den USA. Erschienen am 10.07.14. aufgerufen am 14.07.14

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