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Baldiges Ende der Drogengewalt in Mexiko?

| Bild: © Jmrobledo - Dreamstime.com

Neue Maßnahmen des Präsidenten Enrique Peña Nieto scheinen die erhoffte Wirkung im Kampf gegen den Drogenkrieg zu haben. Die Mordrate ist deutlich gesunken und nähert sich Werten aus dem Jahr 2010.

Zwischen 2007 und 2012 wurden 121.613 Morde in Mexiko registriert. Diese Jahre fallen ziemlich exakt mit der Amtszeit von Felipe Calderon als Präsident zusammen. Er verfolgte eine Politik des offenen Kampfes gegen die Drogenkartelle mit Hilfe des Militärs. Die Regierung behauptet zwar stolz, dass sie in dieser Zeit 20 Anführer entweder umgebracht oder festgenommen habe, doch der Preis dafür waren schätzungsweise 55.000 Morde. Diese Zahl stammt aus einem Bericht des Cato Institut, welches ein Think Thank aus Washington ist. Günther Maihold, ein Lehrer des Humboldt Instituts in Mexico City, sagte dazu: „Präsident Calderon hat den Drogenkrieg als zentrales Thema seiner Politik erklärt. Streiks gegen die Drogenkartelle oder angebliche korrupte Politiker wurden immer wieder in den Medien gezeigt.“ Die Kartelle erkannten den Kampf um die Medienpräsenz und entschieden, ihn für ihre Zwecke zu nutzen. Das Resultat dieses Haschens um Aufmerksamkeit waren laut dem Ministerium für Innere Sicherheit 3.793 Tote, was durchschnittlich 12 Hinrichtungen pro Woche entsprach. Doch es ging den Gangs nicht nur um das Töten, sondern auch um die Art und Weise wie die Leichen präsentiert wurden. Von Kugeln durchsiebte Körper wurden auf öffentlichen Plätzen liegen gelassen, abgetrennte Köpfe konnte man auf Tanzflächen finden und andere Opfer wurden an Fußgängerbrücken aufgehängt. Dieses Präsentieren der Toten wird auch als „Narcomensajes“ bezeichnet. Damit wollten sie aktuelle und potentielle Gegner einschüchtern.

Enrique Peña Nieto, der Nachfolger von Calderon, wendet sich vom Militär und der Propagandapolitik ab und setzt auf polizeiliche Überwachung. Seit seinem Amtsantritt konnten eine Reihe von namhaften Drogenanführern verhaftet werden, darunter auch Joaquin „El Chapo“ Guzman, welcher das mächtige „Sinaloa“ Kartell geleitet hatte. Ein weiterer Erfolg war die Festnahme von einem der Drahtzieher des äußerst brutalen „Los Zetas“ Kartells am 31. August. Einen Tag später gelang es dem Militär, eines der Trainingslager der Gang zu stürmen.
Außerdem hat Enrique Peña Nieto viele Investitionen im Bereich Infrastruktur getätigt. „Wenn junge Menschen die Möglichkeit haben Geld zu verdienen, verlieren sie den Anreiz einer Drogengang beizutreten.“, sagt Ted Galen Carpenter, ranghohes Mitglied im Sektor Verteidigung und Außenpolitik im Cato Institut. Damit wird den Drogenkartellen die nächste potentielle Generation entzogen.
Seine Politik scheint Früchte zu tragen, denn die Mordrate ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und im Durchschnitt gibt es „nur“ noch 8 Tote im Sinne von „Narcomensajes“ pro Monat und nicht wie vorher ca. 52.

Doch bedeutet das nun ein baldiges Ende des Drogenkrieges? Experten würden diese Frage eher verneinen. Denn um der radikalen Politik Calderon’s aus dem Weg zu gehen, sind viele Drogenkartelle in Nachbarländer umgesiedelt, doch damit sind sie nicht von der Bildfläche verschwunden. Außerdem werden die Strukturen innerhalb der Kartelle flexibler. Sie sind nicht strikt hierarchisch aufgebaut, sondern bestehen aus relativ autonomen Untergruppen, die schnell neue Partner finden, wenn ein anderer wegfällt. Zudem steigen sie in andere lukrative illegale Aktivitäten wie Entführung, Erpressung und Menschenhandel ein. Das Effektivste im Kampf gegen die Kartelle wäre laut Carpenter, wenn man den Gangs die großen Gewinnmargen entziehen würde. Dafür wird die Mitarbeit der amerikanischen Politiker benötigt. Denn das Verbot von Drogen stärkt die illegalen Machenschaften und treibt die Preise für Drogen in die Höhe. Deswegen sollte eine Diskussion dazu angestoßen werden, wie man mit der hohen Nachfrage nach harten Drogen in den USA umgeht. Die Legalisierung von Marihuana in einigen Staaten könnte erst der Anfang sein. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Deutsche Welle: Violence on the decline in Mexico’s war on drugs – zuletzt aufgerufen am 08.09.2014

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