Zum Inhalt springen

Kommt das Heroin jetzt über Afrika nach Europa?

| Bild: © n.v.

Afghanistan ist seit Jahren der Hauptexporteur des weltweit konsumierten Heroins. Bis zu 90% der aus Schlafmohn gewonnenen Droge werden dort produziert. Ein großer Teil davon gelangte bisher über die Balkanroute nach Europa. Doch aufgrund von neuentstandenen Hindernissen scheint nun ein neuer Weg aufzublühen.

Für Schmuggler ist es in den letzten Jahren schwerer geworden, Drogen über die Balkanroute nach Europa zu bringen. So wurden einerseits die Grenzkontrollen in den Ländern im Südosten der EU verschärft, andererseits macht auch der syrische Bürgerkrieg den Transport von Drogen über den Nahen Osten schwieriger. Dazu kommt ein höherer Fahndungsdruck der Behörden in Zentralasien. Dadurch geben scheinbar immer mehr Drogenkuriere den Schmuggel über den Landweg auf. 1)

So scheint nun eine neue Route immer erfolgversprechender zu werden. Innerhalb der letzten 18 Monate wurden in den Gewässern zwischen Afrika, dem Mittleren Osten und Südasien 4200 Kilogramm Heroin sichergestellt. Bei der neuen Route verläuft der Transport der Drogen aus den Ländern des Goldenen Halbmonds nicht mehr Richtung Nordwesten über den Landweg, sondern ausgehend von der Makran-Küste im Süden Pakistans. Die Makran-Küste, die sich am arabischen Meer erstreckt, gehört halb zu Pakistan und halb zum Iran. Von dort aus verläuft der Schmuggel zum einen vorbei am Horn von Afrika in ostafrikanische Länder wie Tansania und zum anderen an Indien vorbei in den ostasiatischen Raum. 2) 3)

Die festgestellten 4200 Kilogramm dürften allerdings nur die Spitze des Eisberges sein. Denn die Rechtslage in internationalen Gewässern macht es den Ermittlern schwer, den Schmuggel zu unterbinden. So ist es der Küstenwache oder Militärschiffen nur in seltenen Fällen erlaubt, andere Schiffe in internationalen Gewässern zu kontrollieren. Gründe sind zum Beispiel Piraterie oder das Fahren ohne Flagge, Drogenschmuggel gehört nicht dazu. Es gibt zwar ein internationales Mandat zur länderübergreifenden Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Drogenschmuggels, jedoch muss zu einer Überprüfung eines verdächtigen Bootes immer eine Erlaubnis des Landes, unter dessen Flagge das Boot fährt, vorliegen. Die iranischen und pakistanischen Behörden zeigen sich in der Regel auch kooperativ, allerdings ist der Prozess der Rechtsdurchsetzung sehr aufwendig und da die Kapazitäten der internationalen maritimen Strafverfolgungsbehörden sehr begrenzt sind, kann dieser Weg nur selten umgesetzt werden.

So nutzen einige im indischen Ozean aktive Einheiten die Möglichkeit, Schiffe, die ohne Flagge unterwegs sind, auf ihre Herkunft zu kontrollieren. Hierbei festgestellte Drogen werden beschlagnahmt. Die Schmuggler selbst müssen allerdings wegen der fehlenden Rechtsprechung freigelassen werden. 3)

Aufgrund der neuerlichen Dringlichkeit hatte das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung letzte Woche zu einer Konferenz eingeladen um Möglichkeiten zur Bekämpfung des Drogenschmuggels auf hoher See zu finden. So soll nun zum Beispiel an die guten Erfahrungen bei der Pirateriebekämpfung am Horn von Afrika angeknüpft werden. Dazu plant man die Koordination zwischen den beteiligten Ländern auszubauen und gleichzeitig Strukturen zu schaffen, die eine effizientere Strafverfolgung ermöglichen. In wie weit diese Maßnahmen dazu beitragen werden, den Drogenschmuggel auf der neuen Route einzudämmen, bleibt abzuwarten. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Shanghai Daily: More drugs smuggled into Europe through southern sea routes: UNODC – Zuletzt aufgerufen am 15.09.2014
  2. Seychelles News Agency: Ending impunity on the high seas – UNODC exploring options to prosecute drug traffickers – Zuletzt aufgerufen am 15.09.2014
  3. The Global Initiative against organized crime: Permission to Board? Challenges to seizing drugs at sea in the Indian Ocean – Zuletzt aufgerufen am 15.09.2014
  4. UNODC: UNODC taps into maritime crime-fighting experience to tackle high seas drug smugglers – Zuletzt aufgerufen am 15.09.2014

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert