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Kolumbien diskutiert über Legalisierung von Marihuana

| Bild: © Yellowj - Dreamstime.com

Darf man in Kolumbien bald Marihuana konsumieren? Die Debatte über eine Legalisierung von Marihuana im medizinischen Bereich wurde im Sommer von Senator Juan Manuel Galán angestoßen, Sohn des 1989 von Drogenbanden ermordeten Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán. Neuen Schwung bekam die Debatte, als der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos dem Vorstoß von Galán den Rücken stärkte. „Wir befürworten die Initiative Marihuana für therapeutische und medizinische Zwecke freizugeben“, erklärte Santos im August. 1)

Jetzt hat sich auch Ex-Präsident Álvaro Uribe zu Wort gemeldet. Er fürchtet, dass transnationale Unternehmer von der Legalisierung profitieren könnten. Drogen hätten Kolumbien schon genug Leid zugefügt. Deshalb sollte das Gewaltmonopol bezüglich Marihuana unbedingt beim kolumbianischen Staat verbleiben. Diesen Ansatz vermisst er bei Galáns Initiative. 2)

Die kolumbianische Gesellschaft ist hinsichtlich der Debatte gespalten und bringt verschiedene Argumente für und gegen die Legalisierung vor. Alfredo Rangel, wie Uribe Anhänger der rechtskonservativen Partei Centro Democrático, sieht die Gefahr erhöhter Einnahmen illegaler Banden, sollte es zu einer Legalisierung kommen. Kriminelle verfügten über Mittel und Wege im Drogenhandel, die dem kolumbianischen Staat unbekannt oder unzugänglich wären. Diesen Vorbehalten schließt sich die katholische Kirche Kolumbiens an. „Wir können keine Substanzen zulassen, die negative Folgen verursachen, wie Depressionen und soziale und psychologische Probleme“, sagte der  Ex-Sekretär der Bischofskonferenz, Juan Vicente Córdoba. An dieser Stelle wird ein altbekannter Streitpunkt der Legalisierungsdebatte berührt: Wie lässt sich legaler Alkoholkonsum bei gleichzeitig illegalem Marihuanakonsum rechtfertigen? Hier knüpft auch Luis Joven an. Der politische Philosoph mahnt, Marihuana nicht zu verteufeln, vor allem angesichts der vielen Substanzen, die gefährlicher aber legal in Kolumbien seien. Zudem sieht Joven in der Legalisierung finanzielle Vorteile für den Staat, nicht für illegale Händler: Bei einer Besteuerung des Konsums, ähnlich wie bei Tabak oder Alkohol, würde Marihuana dem Staat Mehreinnahmen bescheren. Joven geht sogar so weit, die Legalisierung als effektives Mittel gegen den illegalen Drogenhandel einzuschätzen: Ein hoher Preis schafft viele Anbieter, soweit die aktuelle Situation im illegalen Drogengeschäft. Je niedriger der Preis, desto mehr Käufer und weniger Verkäufer gibt es. Die Legalisierung würde den Preis für Marihuana senken und eine Nachfrage auf dem legalen Markt schaffen. Somit könnte den Drogenhändlern der Geldhahn zugedreht werden. 1)

Fernando Gómez, ebenfalls ein Befürworter der Legalisierung, weist auf die Länder hin, in denen Marihuana schon für therapeutische Zwecke konsumiert werden darf oder Diskussionen in diese Richtung stattfänden. Viele Staaten der USA und Uruguay, als erstes lateinamerikanisches Land, erlauben das Verschreiben von Marihuana. Diese Beispiele zeigten: Die Zulassung von Marihuana führt nicht zwangsläufig in ein Chaos und könnte Kolumbien in der aktuellen Debatte als Vorbild dienen. Zwar müsste man Vorbehalte, wie die der kolumbianischen Kirche verstehen, diese basierten aber auf Glaubensgründen und nicht auf wissenschaftlichen Argumenten. Letztere jedoch seien für eine konstruktive Diskussion notwendig. 1)

Mit dem Präsidenten Santos hat sich ein mächtiger Befürworter in der Legalisierungsdebatte gefunden. Besonders Patienten, die unheilbar erkrankt sind, dürfte dieser Umstand neue Hoffnung schöpfen lassen. Ihnen könnten die im Marihuana enthaltenen Cannabinoide helfen. Diese Stoffe haben schmerzlindernde, entzündungshemmende oder appetitanregende Wirkungen. 3)

Diesen November nahm Kolumbien die erste Hürde in der Legalisierung von Marihuana im medizinischen Bereich: In einer ersten Abstimmung im Senat stimmten 13 Abgeordnete für und 2 gegen die Zulassung. 4) Ob die Legalisierung auch dem illegalen Drogenhandel den Garaus machen kann, wird die Zukunft zeigen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Noticias RCN: ¿ Está Colombia lista para legalizar la marihuana medicinal? – 26.11.14
  2. El Universal: Álvaro Uribe propone que cultivos de marihuana sean monopolio estatal – 26.11.14
  3. Zeit online: Die Droge, die nicht helfen darf – 26.11.14
  4. El Colombiano: Legalización de marihuana con fines médicos pasa primer debate – 11.11.14

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