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Waren deutsche Waffen im Spiel bei der Entführung der 43 Studenten?

| Bild: © n.v.

Zweieinhalb Monate sind vergangen seit dem Verschwinden der 43 Lehramtstudenten aus Ayotzinapa. Sie wurden von der Polizei und der Organisation Guerreros Unidos in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero entführt und wahrscheinlich getötet. 1) Die Polizisten haben möglicherweise auch mit illegalen Waffen aus Deutschland auf die vermissten Studenten geschossen. Laut Angaben der Ermittler wurden 30 Waffen verwendet. Nach dem blutigen Attentat von Polizeibeamten und der kriminellen Gruppe Guerreros Unidos wurden 228 Schusswaffen von Ermittlern beschlagnahmt. Neben den Waffen aus Italien und USA wurden auch drei dutzend G36 Sturmgewehre von Heckler & Koch, eine deutsche Waffenschmiede, entdeckt. Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur weltweit.
Die G36 ist die Standardwaffe des deutschen Militärs und als eine der tödlichsten Waffen der Welt bekannt.
Die Behörden haben noch nicht festgestellt, ob die deutschen Waffen verwendet wurden.
Ein ähnlicher Fall spielte sich 2011 in Chilpanchingo ab, der Hauptstadt von Guerrero. Zwei Lehramtstudenten der gleichen Fakultät wurden mit den Kugeln der G36 von der Polizei niedergestreckt.
Doch lag für diese Waffen keine Exportgenehmigung der deutschen Regierung nach Guerrero vor. 2) Es ist ausdrücklich untersagt, Waffen in Staaten zu exportieren, in denen bewaffnete Konflikte toben oder in denen Menschenrechte missachtet werden. 3) Durch eine Anzeige des Friedensaktivisten Jürgen Grässlin im Jahre 2010 gegen Heckler & Koch kam heraus, dass Waffen im Wert von 13 Mio. Euro nach Mexiko exportiert wurden. Davon wurden illegal 4.800 Gewehre in die Konfliktgegenden Chiapas, Chihuahua, Guerrero und Jalisco geliefert. 4) Doch laut dem deutschen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle durfte Heckler & Koch rund 9.000 G36 Sturmgewehre zwischen 2006 und 2009 nach Mexiko schicken, mit der Auflage, dass die Waffen nicht in den oben genannten Konfliktgegenden verwendet werden dürfen, denn dort sind die Sicherheitskräfte besonders korrupt.
Die mexikanische Regierung hat ihren Streitkräften und ihren Polizisten in diesen Regionen keine deutschen Waffen ausgegeben. Dies führt zur Annahme, dass die Waffen aus kriminellen Händen stammen.
In diesen Fällen bekamen wahrscheinlich die Polizisten ihre Waffen vom Schwarzmarkt, möglicherweise aus den Händen der Organisation Guerreros Unidos.
Dadurch, dass die Gemeindepolizei in Mexiko unterbezahlt ist und keine angemessene Ausrüstung hat, arbeiten viele von ihnen mit den Drogenbanden vor Ort zusammen. 5) Im Fall der vermissten Studenten zeigt sich die Kollaboration, denn die Polizisten übergaben der kriminellen Gruppe die Studenten. Die Frage stellt sich, wer für wen arbeitet.
Laut dem mexikanischen Generalstaatsanwalt, Jesus Murillo, erhält die Polizei in Guerrero 62.000 Dollar pro Monat von den Guerreros Unidos.
Bei einem Gerichtsverfahren wurde enthüllt, dass Mitarbeiter von Heckler & Koch Dokumente gefälscht hatten, um den Verkauf der Waffen zu verschleiern. Angeblich sind 14 Personen involviert, darunter kommen auch einige aus der Managementebene. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt schon seit vier Jahren gegen Heckler & Koch, doch es folgte noch keine Strafanzeige. Würde es zu einer Strafanzeige kommen, könnte man den Waffenfund in Zusammenhang mit den Morden in Mexiko mit einbeziehen und es könnte vielleicht geklärt werden, ob die Morde mit Waffen von Heckler & Koch durchgeführt wurden. 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutschezeitung: grausiges Rätsel – 18.12.14
  2. TAZ: Heckler und Koch unter Verdacht – 18.12.14
  3. InsightCrime: German Guns in Mexico and the 5 Levels of Police Collusion – 18.12.14
  4. Badische Zeitung: Heckler und Koch zwei Sündenböcke vor Gericht – 18.12.14
  5. InsightCrime: German Guns in Mexico and the 5 Levels of Police Collusion – 18.12.14
  6. Deutsche Welle: Heckler & Koch supplied guns to Iguala – 18.12.14

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