Cannabis als reguläres medizinisches Heilmittel? – Die Kassen sollen die Kosten für die Patienten übernehmen

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, überraschte gestern mit einem Gesetzesvorschlag, schwer kranken Patienten den Zugang zu Cannabis zu erleichtern. Zahlen sollen das die Krankenkassen. Die „Kiffer-Droge“ zur Schmerzlinderung? Einfach erhältlich in der Apotheke auf Rezept? Und das ganz ohne eigene Kosten?

Das Ziel der CSU-Politikerin sei es, dass entsprechend kranke Personen bis zu sechs Gramm Cannabis bei sich tragen dürfen, ohne sich gleich strafbar zu machen. Aus sechs Gramm dieser Hanfpflanze können 20 Joints gedreht werden.1 Während der Konsum von Cannabis legal ist, so sind der Anbau, der Handel, die Einfuhr, die Ausfuhr sowie der Anbau der Droge nach Abschnitt sechs des deutschen Betäubungsmittelgesetzes illegal.2

Cannabis gilt vor allem in der Schmerztherapie beispielsweise bei Autoimmunkrankheiten als wichtige Arznei. Wissenschaftlich ist seit Jahrzehnten bestätigt, dass die Cannabiswirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) krampflösend und entzündungshemmend wirken und den Schmerz lindern. Selbst das Suchtpotenzial durch die Droge wird unter medizinischer Beaufsichtigung als gering eingeschätzt. Sogar der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Dr. Raphael Gassmann empfiehlt den Einsatz von Cannabis für chronisch kranke Erwachsene. Dennoch ist der Prozentsatz der Menschen in Deutschland, welche diese Pflanze als Arzneimittel gebrauchen dürfen, sehr gering. In anderen Ländern wie zum Beispiel in den Niederlanden oder in Israel wird Cannabis seit Jahren zur Schmerzlinderung für schwer kranke Patienten eingesetzt. Die Erfahrungen sowohl von Patienten, Wissenschaftlern und Gesetzgebern sind positiv. Anbau, Verkauf, Kostenübernahme regelt und übernimmt der Staat.3

Die Debatte dreht sich also nicht um die generelle Hanflegalisierung, sondern um Ausnahmen bei der Schmerztherapie. Bislang wurde der Cannabis-Einsatz lediglich 358 Menschen in Deutschland genehmigt. Die hohen Kosten für den Konsum tragen diese Personen jedoch bisher selber. Die Krankenkassen beteiligen sich nicht.4 Dies soll sich nun mit dem Gesetzesvorschlag ändern, um mehr schwer kranken Personen zu medizinischen Zwecken den Zugang zu ermöglichen, als bisher.

  1.  Tagessschau: Bundesregierung plant Reform: Mehr Cannabis für Schwerkranke – Artikel nicht mehr verfügbar []
  2. Jetzt.de – Süddeutsche Zeitung: Wie viel Cannabis ist in Deutschland erlaubt? – Stand 04.02.2015 []
  3. Berliner Zeitung: Der mühsame Weg zum Cannabis-Rezept – Stand 04.02.2015 []
  4.  ZDF-heute.de: Cannabis gegen Schmerz: Kassen sollen zahlen – Seite nicht mehr aufrufbar []

Über Joe / earthlink

Ich habe in Bamberg mein Politikwissenschaftsstudium beendet und möchte nun die ersten praktischen Erfahrungen bei EarthLink sammeln. Ich interesse mich sehr für Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitsthemen. In meinem zukünftigen Berufsleben würde ich mich gerne weiterhin für diese Interessen einsetzen.
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2 Antworten zu Cannabis als reguläres medizinisches Heilmittel? – Die Kassen sollen die Kosten für die Patienten übernehmen

  1. Jasmin Becker sagt:

    Wer hätte das gedacht. Unsere Drogenbeauftragte macht eine 180 Grad Drehung. Na gut, den Zugang zu Cannabis für kranke Menschen zu vereinfachen, ist schon mal ein Anfang. Aber generell sollte Deutschland seine Drogenpolitik endlich verändern. Es ist längst überfällig, Cannabis zu legalisieren.

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