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Zwei Grenzstädte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Wohlstand in den USA trifft auf Drogenkrieg in Mexiko

Grenzposten | Bild: © Dtfoxfoto | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime.com

El Paso liegt im Süden der USA, direkt an der Grenze zu Mexiko und ist die sechsgrößte Stadt in Texas. 70 Prozent der Einwohner sind Mexikaner. Die meisten stammen aus der Grenzstadt Juárez. 1848 wurde die Grenze zwischen den USA und Mexiko durch die ehemalige Stadt Paso del Norte gezogen. Die beiden Städte liegen direkt nebeneinander und werden durch den Rio Grande und einen sechs Meter hohen Grenzzaun getrennt. Der Zaun ist Teil einer 650 Meilen langen, 2,8 Milliarden teuren Grenzanlage zwischen Mexiko und den USA.

So nah die beiden Städte beisammen liegen, so unterschiedlich sind sie. Zwei Städte mit unterschiedlichen Schicksalen. Juárez wird seit Jahren von Kriegen der Drogenkartelle und Gangs beherrscht und ist heute eine der gefährlichsten Städte der Welt. Auf der anderen Seite des Rio Grande, in El Paso hingegen, herrscht relativ hoher Wohlstand. Sie zählt zu den sichersten Städten der USA. 1)

1965 führte die mexikanische Regierung die so genannten Maquila- Programme ein. Diese erlaubten ausländischen Unternehmen entlang der Grenze im Norden fast steuerfrei zu produzieren und zollfrei mit Abnehmern in den USA zu handeln. Diese Politik galt der Arbeitsbeschaffung und zur räumlichen Dekonzentration. Bis dato konzentrierte sich die Bevölkerung auf den dicht bewohnten Süden und Mexiko-Stadt. 2) In den 1970er Jahren zogen viele US-amerikanische Unternehmen auf die mexikanische Seite, um dort Billiglohn-Fabriken zu eröffnen. Trotz ungewisser Arbeits- und Lebensbedingungen in Juárez, war die Stadt ein Anziehungspunkt für viele Migranten aus ganz Mexiko geworden. 1980 gab es entlang der US-Grenze bereits 620 Maquiladoras mit 120.000 Beschäftigten.
Von diesem Zeitpunkt an war die Stadt über Jahrzehnte lang bekannt für ihre unzähligen Bars, Diskotheken, Restaurants und Bordelle. Damit war sie ein beliebtes Ziel für Touristen und Militärangehörige aus den USA. Die Beliebtheit der Ciudad Juárez hat jedoch in den letzten Jahren stark abgenommen. 3)

Korrupte Machenschaften, Drogen- und Bandenkriege und eine fehlende Strafverfolgung führten zu einer sehr hohen Kriminalitätsrate sowie organisiertem Verbrechen in der Stadt. In den 1990er Jahren wurde sie durch systematische Ermordungen von Frauen weltweit bekannt. Auch eine Regierungsstrategie von 2008 bis 2011, mit dem Versuch, Juárez zu militarisieren, führte zu einem Anstieg an Gewalt, grauenhaften Menschenrechtsverletzungen und immer schlechter werdenden Lebensbedingungen.
Viele unschuldige Menschen geraten zwischen die Fronten der Drogenkartelle. Gründe für die negative Entwicklung der Ciudad Juárez sind zum einen die ansteigende wirtschaftliche Konkurrenz zu asiatischen Ländern, eine ansteigende Globalisierung und der hohe Gewaltanteil. Durch die Abnahme der Arbeitsmöglichkeiten haben viele Mexikaner in Juárez kein Einkommen mehr. Eine daraus resultierende Perspektivlosigkeit endet oft im Drogenkonsum – diese wird von vielen oft als der einzige Ausweg gesehen. Der wirtschaftliche Stillstand der mexikanischen Stadt gilt als Nährboden der Mafia. Die Menschen sind am Ende ihrer Kräfte und somit leichter zu rekrutieren. Auch die Waffenpolitik der USA bestärkt das Gewaltaufkommen in Juárez erheblich.

Die logische Konsequenz für viele ist das Verlassen der Heimatstadt, zumindest für die, die es sich leisten können. In den vergangenen Jahren haben Zehntausende Menschen Juárez verlassen. Viele sind über die Grenze nach El Paso gezogen und haben sich dort ein mexikanisches Viertel aufgebaut.

Durch den massiven Zuzug aus Mexiko erlebt das zuvor relativ verarmte El Paso einen großen Wohlstandsanstieg. Ein enormer Anteil der Mittel- und Oberschicht aus Juárez wohnt bereits auf der anderen Seite der Grenze und trägt dadurch zur Weiterentwicklung des Wohlstandes bei. Tausende Pendler kommen täglich aus Mexiko über die Paso-del-Norte-Brücke in die USA, weil sie im Heimatland keine Arbeit finden. Ein weiterer Grund für den Aufschwung El Pasos ist die US-Armee, die dort die Militärbasis Fort Bliss zum größten Truppenstandort der USA ausbaut.

In den letzten Jahren hat sich ein Trend festgesetzt. Schwangere mexikanische Frauen kommen legal mit einem Besuchervisum über die Grenze. Ihr Ziel ist es, in so genannten Geburtshäusern ihre Kinder auf die Welt zu bringen. Der Unterschied ist bedeutend. Jedes Kind, das auf US-amerikanischen Boden geboren wird, bekommt dank des 14. Verfassungsgesetzes automatisch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft übertragen. Die Kosten belaufen sich auf 695 Dollar pro Geburt.
Früher war es noch einfacher, über den Rio Grande die Grenze zu überschreiten. Aber auch heute darf man mit einer US-Grenzübergangskarte, welche Besuche und Einkäufe ermöglicht, in die USA. Noch ist es nicht illegal, als Schwangere die Grenze zu übertreten, aber es wird voraussichtlich nicht mehr lange dauern, bis es hierfür ein Verbot gibt.

Seit die Drogenkriege in Juárez wüten, ist es wichtiger denn je, wo man geboren wurde. Man kann sagen, es geht um Leben und Tod. In den USA geboren, haben Kinder viel größere Chancen auf eine gute Bildung und bessere Jobaussichten. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Ila-bonn.de: Als sich Mexiko in die Wüste zurückzog
    Geschichte von Ciudad Juárez und El Paso – Stand 25.02.2015
  2. Wikipedia.org: Maquila – Stand 25.02.2015
  3. Iak-net.de: GRENZERFAHRUNGEN – Zivilgesellschaft & Kultur im Grenzraum USA/Mexiko – Stand 25.02.2015
  4. Welt.de: El Paso und Juárez, Grenzgänger und Flüchtlinge – Stand 25.02.2015

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