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Die europäische Mitverantwortung im mexikanischen Drogenkrieg: Absatzmarkt, Geldwäsche und Waffenlieferungen

| Bild: © n.v.

Die USA gelten in den Augen vieler Experten als hauptverantwortlicher Akteur für die Eskalation des Drogenkriegs in Mexiko. Immerhin stammen 90 Prozent des Waffenarsenals der mexikanischen Drogenmafia aus den Vereinigten Staaten. Dennoch widersetzt sich die US-Waffenlobby erfolgreich jeglicher Verschärfung der Waffengesetze, wodurch der Nachschub an Waffen für die Drogenkartelle erschwert werden könnte. Zudem sind einige Fälle von Geldwäsche durch US-Banken und Firmen bekannt und werden mit überraschend niedrigen Geldstrafen geahndet. 1) Des Weiteren ist der große Nachbar im Norden der wichtigste Importeur der mexikanischen Drogen. Jedes Jahr führen die USA 20 Tonnen Heroin, 110 Tonnen Methamphetamine, 333 Tonnen Kokain und unzählige Tonnen Marihuana ins Land ein. Durch den Kauf der Drogen finanzieren die Vereinigten Staaten die Drogenkartelle. Diese können dadurch ihre Macht festigen und ein immer größer werdendes Korruptionsnetz aufbauen. 2)

Doch diese Sichtweise lässt die Rolle und die Mitverantwortung des alten Kontinents völlig außer Acht. Auch Europa trägt seinen Teil dazu bei, dass der gewaltsame Konflikt in Mexiko fortgeführt werden kann.

Die Aufmerksamkeit der Drogenkartelle hat sich längst auf Europa gerichtet. Die europäischen Absatzmärkte wachsen eher, denn kleiner zu werden. 3) Durch die Ausweitung der Schmugglerrouten und der Erschließung neuer Umschlagplätze steigen die Gewinnspannen der Kartelle in immer höhere Sphären. So verdoppelt sich beispielsweise der Wert von einem Kilo Kokain, sobald es Europa erreicht. Recherchen der New York Times haben ergeben, dass die mexikanischen Drogenbanden für 1.500 Euro ein Kilo Kokain in Südamerika kaufen, sofern sie das Kokain nicht selber herstellen. Nach dem Transport nach Mexiko kostet das Kilo Kokain mehr als 7.000 Euro. Wenn das Kokain die USA erreicht, kann das Kilo im Großhandel mehr als 20.000 Euro einbringen. In Europa steigt dessen Wert sogar auf mehr als 50.000 Euro. Sobald das Kokain mehrmals gestreckt wird, bringt ein Kilo Kokain in den USA mehr als 70.000, in Europa weit mehr als 100.000 Euro ein. 4) Auch durch die europäischen Millionen können die Kartelle den Drogenkrieg in Mexiko finanzieren und weiterführen. Zudem können sie sich dadurch entscheidenden Einfluss in der enorm korrupten politischen Landschaft Mexikos erkaufen, was eine Eindämmung des Konflikts fast unmöglich erscheinen lässt.

Gleichzeitig wird europäischen Großbanken vorgeworfen, Geldwäsche im großen Stil zu betreiben. Zum Beispiel beschuldigte der US-Senat im Jahr 2012 das britische Geldinstitut HSBC, zugleich die größte Bank Europas, zwischen den Jahren 2007 und 2008 Geldwäsche für Drogenkartelle aus Mexiko durchgeführt zu haben. Demnach sollen Geldbeträge von rund 5,7 Milliarden Euro aus Mexiko in die USA transferiert worden sein. 5)

Überdies verfolgen europäische, vor allem deutsche Unternehmen wirtschaftliche Interessen, welche den mexikanischen Drogenkartellen zugutekommen. Im Zuge des Verschwindens der 43 Studenten in Iguala, im Bundesstaat Guerrero, wurden 36 Gewehre des größten deutschen Herstellers von Handfeuerwaffen beschlagnahmt. Es handelte sich dabei um G36-Sturmgewehre aus der Produktion des Rüstungsunternehmens Heckler & Koch. Diese Waffen hätten niemals in dieses Gebiet geliefert werden dürfen. Zwar hatte die Bundesregierung im Jahr 2007 den Export von ca. 9500 Waffen des entsprechenden Typs an Mexiko bewilligt, die Transaktion war allerdings an die Bedingung gebunden, dass diese Gewehre nicht in instabile und gefährliche Regionen geliefert werden würden. Unter diese Regionen fällt auch der Bundesstaat Guerrero.

Doch so kommt es, dass korrupte Polizisten im Auftrag der Kartelle Morde mit illegal aus Deutschland importierten Waffen verüben. Und es liegt auf der Hand, dass diese Waffen somit noch leichter in die Hände der Todesschwadronen der mexikanischen Drogenkartelle gelangen. 6)

Die europäischen Staaten machen sich also ebenfalls durch Finanzierung und Konsum der Drogen zu Mitverantwortlichen im mexikanischen Drogenkrieg. Daher sollten Waffenlieferungen, Geldwäsche und der Rauschgiftkonsum so schnell wie möglich unterbunden werden. Dies scheint der effektivste Weg zu sein, der Regierung in Mexiko-Stadt zu helfen, die Gewalt durch den Drogenkrieg einzudämmen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1.  Internationale Politik und Gesellschaft: Acht Jahre „Drogenkrieg“ in Mexiko – veröffentlicht am 01.04.2014 
  2. TAZ: Amerika ist schuld – Stand 05.03.2015
  3.  Die Welt: Uruguay erlaubt als erstes Land Marihuana-Verkauf – Stand 05.03.2015
  4.  Süddeutsche Zeitung: Stoff ohne Grenzen, Ausgabe Nr. 49, S. 13-15 – Stand 28.02./ 01.03.2015
  5.  Süddeutsche Zeitung Online: Dreckige Geschäfte der HSBC – Stand 05.03.2015
  6. Deutsche Welle: Mexikanische Studenten mit deutschen Waffen getötet? – Stand 05.03.2015

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