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Vergeben und Vergessen? Rehabilitation für Gang-Mitglieder in El Salvador

| Bild: © n.v.

El Salvador möchte ehemaligen Gang-Mitgliedern die Chance geben, sich wieder zu rehabilitieren und in die Gesellschaft einzugliedern. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wurde der Regierung in San Salvador vor knapp zwei Wochen vorgestellt. Ausschlaggebend war die steigende Anzahl von Morden im Land, die sogar dazu führte, dass der März 2015 zum gewaltsamsten Monat der letzten zehn Jahre erklärt wurde. 1) Demnach scheint es mehr als verständlich, dass die Regierung handeln musste.

Die Gewaltproblematik ist kein Neuland. El Salvador gilt mit mehr als 60 Morden je 100.000 Einwohnern als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Verantwortlich für diese erschreckende Statistik sind hauptsächlich kriminelle Banden wie die „Maras“. 2) Durch ihre mafiösen Strukturen und ihre brutale Vorgehensweise ist es ihnen gelungen, ganze Regionen des Landes unter Kontrolle zu bringen. Dabei wurden auch zahlreiche Polizeibeamte getötet. Allerdings bekriegen sich die verschiedenen Gangs auch untereinander. Vor allem die zwei bekanntesten und einflussreichsten: die Mara 18 und die Mara Salvatrucha (oder auch MS13). Beide Banden sind auch in den Drogenhandel involviert. 3) Durch ihre geographische Schlüsselstellung auf dem Weg von Süd- nach Nordamerika haben mittelamerikanische Staaten für kriminelle Organisation an Bedeutung  hinzugewonnen. Kolumbianische und mexikanische Kartelle bedienen sich der Straßengangs der Länder, um ihre Geschäfte durchzuführen.

Der Gesetzesentwurf richtet sich an Mitglieder, welche bereit sind, die Maras zu verlassen, um rehabilitiert zu werden. Den Gangmitgliedern soll dabei in erster Linie finanzielle Hilfe gewährt werden, beispielsweise für eine Ausbildung oder für die Gründung eines eigenen Geschäftes. Somit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, wieder ein normales Leben zu führen, fernab von Gewalt und Drogen. Selbstverständlich ist es auch im Interesse des Staates und des Volkes, die Kriminalitätsrate im Land zu senken.

Es handelt sich keineswegs um den ersten Versuch der Regierung, die Kriminalität unter Kontrolle zu bringen. Bereits 2010 wurde ein Verbot von Gangs beschlossen. Hier war die Herangehensweise noch härter: Doppelte Haftstrafe für minderjährige Kriminelle, jede Gangmitgliedschaft wurde für illegal erklärt und die zuständigen Behörden durften Vermögen von Mitgliedern einfrieren. 4)

Noch am selben Tag nach Bekanntwerden veröffentlichten Mara 18 und Mara Salvatrucha eine gemeinsame Erklärung, in der sie deutlich machten, dass sie die Gewalt reduzieren wollen. Sie haben vor, zu gegebener Zeit mittzuteilen, wie genau dies geschehen soll. 1)

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neue Richtung der salvadorianischen Regierung zumindest einen Versuch wert ist. Immerhin hatte die alte Linie nur dazu geführt, dass die Gewaltverbrechen zunahmen. Das neue Gesetz könnten viele Gang-Mitglieder auch als eine neue Chance sehen, etwas aus ihrem Leben zu machen. Die Frage ist lediglich, ob die Bandenchefs es ohne weiteres zulassen werden, Mitglieder und damit auch Einfluss zu verlieren.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSightCrime: El Salvador Proposes First Ever Gang Rehabilitation Law – aufgerufen am 04.05.2015
  2. Focus Online: El Salvador: Hundertausende protestieren gegen Gewalt – aufgerufen am 04.05.2015
  3. Wikipedia: Crime in El Salvador – aufgerufen am 04.05.2015
  4. InSightCrime: El Salvador Implements NewGang Law – aufgerufen am 04.05.2015

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