Zum Inhalt springen

Kühe und Kokain: Vom Viehdieb zum Drogenhändler

| Bild: © n.v.

Viehdiebstahl ereignet sich in Nicaragua in immer größerem Ausmaß. Bedenklich ist dabei der Zusammenhang von Drogenhandel und Schmuggel von Nutztieren. Die Regierung von Nicaragua sollte die Landesgrenzen besser überwachen, um in Zukunft illegalen Viehhandel besser unterbinden zu können, fordern einige nicaraguanische Unternehmensverbände in einem gemeinsamen Dokument. Besonders an den Grenzen zu Honduras und Costa Rica könnten die Viehdiebe oft ungehindert agieren, heißt es in dem Aufruf.

Nach offiziellen Angaben hat der nicaraguanische Staat einen jährlichen Verlust von 276 Millionen US-Dollar an Steuereinnahmen durch Viehdiebstahl. Im letzten Jahr wurden bis zu 300.000 Rinder illegal aus Nicaragua geschmuggelt. 1)

In den meisten Regionen verüben kleine kriminelle Gruppen das Verbrechen. Sie verkaufen ihr Diebesgut meist in Nachbarländern, in denen die Preise höher sind. Aus diesem Grund sind Bauern, die ihre Tiere auf Weideflächen in Grenznähe halten, am schlimmsten betroffen. 2)

Viehdiebstahl ist ein langwährendes Problem in Nicaragua, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Besonders im Hinblick auf Schmuggler in dieser Region, die dafür bekannt sind, durch den Tierhandel Drogengeld zu waschen. Einige gehen sogar soweit, die Tiere selbst zum Drogenschmuggel zu benutzen. In der Tat begannen einige zentralamerikanische Drogenschmuggler als kleine Viehdiebe. Sie stahlen die Nutztiere und verkauften sie wieder in den Grenzregionen. Später übernahmen sie die Schmuggelrouten für den Drogenvertrieb. 1)

Der Diebstahl von Nutztieren hat eine lange Tradition in Lateinamerika. Im 19ten Jahrhundert wurde er als Ausdruck des Protestes gegen soziale Ungleichheit verübt. In Kolumbien stehlen noch heute Guerillagruppen Vieh im großen Maßstab. Einerseits bringen sie damit die lokalen Bauern unter ihre Kontrolle, andererseits dienen die Tiere auch zur Versorgung der Truppen und ihr Verkauf bringt Geld ein.

Viehdiebstahl und –schmuggel kann auch in großen Dimensionen vorkommen und ist nicht selten mit transnationalem Drogenhandel verbunden. Oft kann der Handel mit gestohlenen Tieren auch ein erster Schritt in Richtung zwischenstaatliches organisiertes Verbrechen sein. Da Wissen über die lokalen Begebenheiten und Einfluss auf wichtige Beamte immer ein bedeutender Aspekt im Schmuggel von illegaler Ware darstellt, kann der Transport von einem Produkt nur allzu leicht auch zum Schmuggel von einem anderen führen.

Der Kampf gegen Viehdiebstahl muss also in erster Linie auch ein Kampf gegen Korruption sein. Im Besonderen, wenn damit auch verhindert werden kann, dass in Zukunft noch mehr ehemalige Viehdiebe zu Drogenschmugglern werden. 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSightCrime: Cattle Rustling A Growing Concern in Nicaragua – aufgerufen am 22.6.2015
  2. InSightCrime: Cattle Rustling Menaces Rural LatAm Communities – aufgerufen am 22.6.2015

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert