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Planlos in Lateinamerika – Neue Strategie gegen Drogenhandel gesucht

| Bild: © n.v.

Kolumbien hat sich jüngst von einem Meilenstein im War on Drugs verabschiedet. Das von den USA stets unterstützte Besprühen der Kokapflanzen mit Gift soll in Zukunft ausbleiben. Bolivien hat schon vor Jahren die Drogenbehörde der Vereinigten Staaten des Landes verwiesen und erlaubt seinen Bauern nun, kleine Mengen an Kokablättern zu ernten. Chile, eines der konservativsten Länder Lateinamerikas, fährt gerade seine erste Ernte von medizinischem Marihuana ein.

Quer durch Südamerika zieht sich ein Unwille, weiterhin den Grundsätzen des US-amerikanischen War on Drugs zu folgen. Strategien wie Prohibition, Eradikation oder bewaffneter Kampf gegen Anbauer werden zunehmend in Frage gestellt. Zum ersten Mal seit 40 Jahren erheben sich lateinamerikanische Länder und stellen sich gegen den Drogenkrieg, unter dem sie so lange zu leiden hatten. In vielerlei Hinsicht spiegelt der wachsende Widerstand den abnehmenden Einfluss der USA auf Südamerika wider. Es wächst das Gefühl, dass die Methoden des Drogenkrieges versagt haben. Seit 50 Jahren werden nun schon die gleichen Lösungsansätze angewendet, aber eine Lösung des Problems ist noch immer nicht in Sicht.

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© Vladyslav Danilin – Dreamstime

Der Umschwung kommt zu einer Zeit des Wandels in den USA. Politiker aus Ländern wie Uruguay schauen auf Colorado und Washington, die den Verkauf von Marihuana legalisiert haben. Beamte aus Uruguay bestehen sogar darauf, dass ihre Kontrollen strikter seien als die in Colorado. Die Gründe, weshalb lateinamerikanische Staaten eine Überarbeitung der Drogenpolitik fordern, variieren von Land zu Land. Im Allgemeinen geht es jedoch meist darum, das Blutvergießen im Zusammenhang mit Drogenhandel zu stoppen und die Gefängnisse zu entlasten. Dass Lateinamerika zudem als einer der größten Drogenmärkte der Welt gilt, beeinflusst die Debatte zusätzlich.

Während von den Regierungen der Länder immer wieder starke Parolen über das Versagen des Drogenkrieges und die dringende Notwendigkeit eines neuen Ansatzes zu hören sind, ist der neue Weg noch sehr unklar. Konstruktive Vorschläge sucht man meist vergeblich.

Der kolumbianische Justizminister Yesid Reyes forderte in einer Rede vor den vereinten Nationen neue Ansätze für das Drogenproblem und eine Entkriminalisierung von Drogenkonsum. Aber er und die kolumbianische Regierung haben keinen konkreten Plan für die Umsetzung dieser Vorhaben. Otto Pérez Molina, der Präsident von Guatemala kündigte an, er würde einen legalen, überwachten Markt für einige Drogen schaffen, um den kriminellen Banden die Macht zu entziehen. Aber auch er hat keine tatsächlichen Vorschläge. Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto sagte, er sei offen für eine Legalisierungsdebatte. Aber er hat wenig getan, um die Diskussion voranzutreiben.

(c) Riopatuca | Dreamstime.com
(c) Riopatuca – Dreamstime

Der bolivianische Präsident, Evo Morales, beendete 2009 die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Drogenbehörde DEA und erhielt die Zustimmung der UN, dass Bauern seines Landes Koka in traditioneller Weise anbauen dürfen. Er spricht sich jedoch nicht für eine Legalisierung von Kokain oder anderen Drogen aus. Brasilien hat ein Gesetz verabschiedet, das verhindern soll, dass selbst Gelegenheitskonsumenten verhaftet werden. Aber Gesetzeslücken führten zu dem gegenteiligen Effekt und ließen die Zahl der Verhafteten unerwartet in die Höhe schnellen. In Peru verhandelt das Kabinett über eine mögliche Gesetzessänderung, die es erlauben würde, Flugzeuge abzuschießen, die im Verdacht stehen, Drogen zu transportieren. Im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten würde Peru damit wieder näher an den kompromisslosen War on Drugs heranrücken.

Es gibt keine einheitliche Drogenpolitik in Lateinamerika mehr. Nach der allgemeinen Absage an den US-amerikanischen War on Drugs werden sich einzelnen Länder in Zukunft individuelle Wege suchen müssen, um dem Sterben und den Kartellen ein Ende zu bereiten. 1) Individuelle Ansätze könnten dabei genau an die Problematik und Ausgangsbedingungen des jeweiligen Landes angepasst werden. Allerdings ist der illegale Drogenhandel in Südamerika nicht nur ein nationales Problem, sondern findet vor allem auch über die Landesgrenzen hinaus statt. Ein einheitliches Vorgehen gegen illegalen Drogenanbau und –handel ist unerlässlich.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The New York Times. International Weekly: Latin America Balks at U.S. War on Drugs. 5.6.2015, S.1 u. 4

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