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Yangons illegales Fundament: Myanmars Wirtschaftswachstum beruht auf Drogengeld

| Bild: © n.v.

Noch vor fünf Jahren war die ehemalige Hauptstadt Myanmars eine ärmliche Stadt mit niedrigen, heruntergekommenen Kolonialgebäuden und mit Straßen und Gehwegen voller Schlaglöcher. Yangon schien dem Verfall geweiht.

Wandelt man heute über die Straßen der Stadt, die auch Rangun genannt wird, so zeigt sich einem ein völlig neues Bild. An fast jeder Ecke steht ein Kran, moderne und opulente Gebäude scheinen nur so aus dem Boden zu schießen. Neue Wohnräume werden geschaffen und die Infrastruktur völlig überholt.

Doch die neue Silhouette Yangons ist mit Drogenhandel erbaut worden. Nach Aussagen verschiedener Immobilienmakler, Wirtschaftler und Gesetzeshüter, sind Profite aus dem Handel mit illegalen Drogen die Hauptquelle für Investitionen in den Wiederaufbau des Landes. Viele Bauunternehmen, die in Verbindung mit dem Drogenhandel gesehen werden, bauen die neuen Straßen, Brücken und Gebäude.

Asia World ist eine Firma, deren Bauprojekte einem überall in Yangon begegnen. Der Flughafen, Straßen, Dämme, der größte Hafen des Landes und das luxuriöseste Hotel wurden von dem Unternehmen errichtet. Lo Hsing Han, der Gründer von Asia World, war der größte Drogenboss von Myanmar, ein Kriegsherr, dessen Miliz mit Heroin handelte, das aus dem bergigen Hinterland des Landes stammte. Heute gibt es keine Beweise mehr, die dafür sprechen, dass Asia World noch immer in Drogengeschäfte verwickelt wäre. Die Rolle, die das Unternehmen jedoch noch heute in der Modernisierung Myanmars spielt, zeigt deutlich, wie der Drogenhandel mit der neuen Wirtschaft verbunden ist und wie das schmutzige Geld den Wiederaufbau gefördert hat.

Während die neue Infrastruktur durchaus zu begrüßen ist, ist ihr Fundament kritisch zu betrachten. Der Drogenhandel untergräbt die demokratischen Bemühungen des Landes, er bestärkt Korruption, festigt die Macht des Militärs und droht, das Land erneut zu einem Unrechtsstaat werden zu lassen. 1)

Seit Myanmar sich vor vier Jahren der Welt zu öffnen begann, stieg der Handel mit Heroin enorm an. Die Vereinten Nationen schätzen, dass der Anbau von Schlafmohn sich in den letzten sechs Jahren nahezu verdreifacht hat. Myanmar wurde in kürzester Zeit der weltweit zweitgrößte Produzent von Heroin und auch zur größten Bezugsquelle von Metamphetaminen in der Region. Experten schätzen, dass die Drogenbosse Myanmars ungefähr zwei Milliarden US-Dollar jährlich einnehmen. Dabei produzieren burmesische Farmer Opium auf lediglich einem Drittel der Anbaufläche, die in Afghanistan für den Schlafmohnanbau genutzt wird. Doch das Heroin, das aus dem Goldenen Dreieck stammt, gilt als besonders hochwertig und kann aus diesem Grund zu einem wesentlich höheren Preis verkauft werden. Der chinesische Markt gilt als Hauptabnehmer für myanmarisches Heroin. 2)

Das Drogengeld hat die Wohnungspreise enorm in die Höhe getrieben. Es kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jeder in der Immobilienbranche in Drogenhandel oder Geldwäsche verstrickt ist. Verhaftungen sind relativ selten in diesem Milieu. Die Exekutive des Landes hat nur einen geringen Einflussbereich. Weite Teile des Landes werden durch ethnische Milizen kontrolliert, nicht durch die Regierung. Diese hat noch immer mit der Erbschaft der Diktatur zu kämpfen. Das Bildungssystem wurde komplett zerstört, Millionen von gut gebildeten Bürgern sind aus Myanmar geflüchtet, Wirtschaft und Banken waren zerrüttet. Die Regierung hat weder die Fähigkeit, noch die geeigneten Methoden, um die illegalen Machenschaften der Bauherren aufzudecken. Sie begnügt sich damit, die Herkunft der Steuergelder nicht zu hinterfragen. 1)

Der Wiederaufbau und der wirtschaftliche Aufschwung sind sehr bedeutend für Myanmar. Dass das Fundament für diese positive Entwicklung allerdings durch Drogengeld gelegt wurde, ist kein guter Start in ein demokratisches Zeitalter.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. New York Times: Profits of Drug Trade Drive Economic Boom in Myanmar – aufgerufen am 15.6.2015
  2. New York Times: Myanmar Returns to What Sells: Heroin – aufgerufen am 16.6.2015

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