Zum Inhalt springen

Zwischen Armut und Gewalt – kriegsähnliche Zustände in El Salvador

| Bild: © n.v.

Der Frühlingsmonat Mai war für El Salvador der tödlichste seit Ende des Bürgerkrieges. Allein am 31. Mai starben 16 Menschen. Damit stieg die Zahl der Ermordeten auf insgesamt 622 innerhalb dieser kurzen Zeit. Dieser Tag war zugleich der Jahrestag der Präsidentschaft Sanchez Cerens.

Die Strategie des ehemaligen Guerilla-Anführers und seines Kabinetts geht in die entgegengesetzte Richtung der vorherigen Regierung, die einen Waffenstillstand zwischen den rivalisierenden Drogengangs anstrebte. Die dramatische Eskalation von Gewalt – sowohl zwischen den Gangs untereinander, als auch zwischen Gangs und Polizei – ist das letzte Indiz dafür, dass sich El Salvador im Grunde in einem Krieg befindet. 1)

Die größten salvadorianischen Banden, auch „Maras” genannt, die Mara Salvatrucha (MS-13) und Barrio 18 sind Straßenbanden, die inzwischen über eine Vielzahl an Mitgliedern verfügen. Über 20.000 Gangmitglieder treiben ihr Unwesen im gesamten Land. Sie sind hauptsächlich auf Entführung und Erpressung spezialisiert. Seit einigen Jahren sind sie nun auch im illegalen Drogengeschäft aktiv. Sie arbeiten hauptsächlich im Auftrag von mexikanischen Kartellen wie dem Sianloa Kartell oder den Zetas. Für ihre Auftraggeber schmuggeln die Gangs die Drogen durch das Land oder verkaufen sie an große Teile der armen Bevölkerung. Es gibt unzählige Gründe, weshalb sich immer mehr junge Menschen den kriminellen Banden anschließen. Die Hauptgründe liegen in der ständig wachsenden Armut, dem schlechten Zugang zu Basisdienstleistungen und Schulbildung, der sozialen Ausgrenzung, der sich ständig ausdehnenden Urbanisierung und der Gewaltkultur, mit der sie bereits vor dem Eintritt in eine Gang alltäglich konfrontiert werden. 2)

Die exorbitant ansteigende Gewalt und die ständige Unsicherheit in El Salvador wirken sich auch deutlich auf die Wirtschaft aus. Besonders lokale Geschäfte leiden unter der fatalen Sicherheitssituation. 2013 mussten wöchentlich zwei kleine Unternehmen schließen. In den meisten Fällen waren sie Opfer von Erpressungen. Der Transportsektor scheint dabei das Hauptziel der Banden zu sein. Jährlich verlieren Busunternehmen geschätzte 34 Millionen US-Dollar an die Erpresser. Die Besitzer der Busse zahlen den kriminellen Banden meist ein Viertel ihres monatlichen Einkommens. Durch die angespannte Lage in El Salvador ist die Wirtschaft ins Stocken geraten. Neue Unternehmen können unter solchen Umständen keinen Fuß fassen und der Bevölkerung bieten sich immer weniger Verdienstmöglichkeiten. 3)

Die Armut, die die Menschen von El Salvador in die Maras zwingt, wird durch die zunehmende Gewalt, die diese Gruppen verbreiten, nur noch extremer. Andererseits kann sich wenig an der Lebenssituation der Menschen ändern, solange die Gangs das Land derart verunsichern. Verbesserungen können nur eintreten, wenn beide Probleme in gleicher Weise angegangen werden. Eine einseitige Herangehensweise, die sich nur auf eine Bekämpfung der Drogenbanden beschränkt, kann nicht zum Erfolg führen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSightCrime: El Salvador Sees Deadliest Month Since End of Civil War – aufgerufen am 25.6.2015
  2. InSightCrime: El Salvador – aufgerufen am 25.6.2015
  3. InSightCrime: Insecurity Hurting El Salvador’s Economy: Banks – aufgerufen am 25.6.2015
Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert