Afghanische Bauern kommen ohne Schlafmohnanbau nicht aus

90 Prozent des weltweiten Schlafmohnbedarfs wird durch Afghanistan gedeckt. Vor 15 Jahren waren es noch 70 Prozent, dabei haben allein die USA 8,4 Milliarden Dollar zur Drogenbekämpfung in Afghanistan ausgegeben. Es gibt keinerlei Zeichen, die auf einen Rückschritt in der Opium Produktion hinweisen. Schlafmohn anzubauen ist zum einen um einiges leichter als Safran, Wein oder anderes zu produzieren und zum anderen profitabler. Es wird weniger Infrastruktur gebraucht, wächst in dieser Gegend beinahe überall und muss nicht gekühlt werden.

Eine tragende Rolle spielt außerdem die Vorherrschaft der Taliban. In den von ihnen kontrollierten Gebieten kassieren sie Steuern. In den offiziell nicht von der Terrorgruppe beherrschten Gebieten üben sie zumeist trotzdem Einfluss aus und holen sich auch dort Steuern ab. Die Höhe der Abgaben hängt nicht mit dem tatsächlichen Profit der Landwirte zusammen. Die Taliban verlangen Summen, welche nur bezahlbar sind wenn die Landwirte den zur Opium Produktion notwendigen Schlafmohn anbauen.

In Afghanistans momentaner Lage kommt die Frage auf, wo zuerst investiert werden muss. Hat die Bekämpfung politischer Unruhen Priorität oder das Vorgehen gegen den Drogenanbau. Für die USA geht es um Sicherheit und aus dieser Perspektive gesehen, könnte es mehr Sinn machen primär für politische Stabilität zu fördern. Jonah Blank, ein erfahrener Politikwissenschaftler und Afghanistan Experte der RAND Corporation in Washington, D.C spricht sich dafür aus, die afghanische Regierung zu unterstützen. Er meint, dass Korruption und die Effektivität der Regierung zuerst adressiert werden müssen. Nur durch strukturelle Veränderungen auf Regierungsebene kann Korruption minimiert werden. Eine stabile, nicht korrupte Regierung kann dann effektiver gegen den Anbau der illegalen Substanzen vorgehen und Programme zum Ausstieg aus dem Drogengeschäft für die Bauern anbieten. Blank befürchtet, dass wenn man versucht, wie es gerade der Fall ist politische Stabilität und Drogenbekämpfung gleichzeitig anzugehen, beide Ziele darunter leiden. Für die USA ist aus sicherheitspolitischer Perspektive nicht das Opium selbst das Problem, sondern die Folgen. Eine Folge davon ist die Machtzunahme von politischen Gegnern, welche politische Unruhen bedeuten kann. Dieser Kreislauf kann laut Blank eher durchbrochen werden, wenn man auf die Unterstützung der Regierung setzt. Stabile Institutionen und Strukturen aufzubauen, sind dabei essentiell.1

  1. NBC News, As heroin use grows in U.S., poppy crops thrive in Afghanistan Stand 8.7.15 []

Über Katharina / earthlink

Ich studiere Politikwissenschaften an der LMU München und bin für ein Praktikum bei earthlink e.V., um Erfahrungen in der entwicklungspolitischen Bildung zu sammeln.
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