Bolivien hatte vor kurzem mit den Erfolgen seines Programmes gegen den illegalen Anbau von Kokapflanzen Schlagzeilen gemacht. Die Fläche, der Felder, auf denen illegal Kokapflanzen gezüchtet werden sei stark zurückgegangen. Das US- Außenministerium veröffentlichte andere Zahlen, die den Erfolg des Programmes anzweifeln lassen. Nun wirft Evo Morales, Boliviens Präsident, den USA vor, die Daten seien falsch und würden im Interesse der USA bearbeitet worden sein.
Morales kritisierte bei einer Pressekonferenz in Tarija die Angaben der USA über die Ausdehnung der Kokapflanzungen in Bolivien. Die Fläche auf der die Pflanze angebaut wird, schätzt das US- Außenministerium auf rund 35.000 Hektar. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung hingegen erkannte die Fläche von 20.400 Hektar an. Damit hätte die Fläche die geringsten Ausmaße seit 13 Jahren.
Morales nahm die Pressekonferenz zum Anlass, die US-amerikanische Drogenpolitik scharf zu kritisieren. Die USA vertreten eine militärisch ausgerichtete Form der Bekämpfung des Drogenanbaus und Handels. Dieser sogenannte „War on Drugs“ führe auf dem gesamten amerikanischen Kontinent zu vielen Todesopfern auf allen Seiten. Zudem verschlinge er große Mengen an Geld.
Morales bemerkte, dass Bolivien eine deutliche Reduzierung des Anbaus erreicht hätte, und zudem weit weniger Mittel aufwendete als die 300 Millionen US-Dollar, die die USA in die Kampagne investierte. Die USA würden das Scheitern ihres Antidrogenkampfes verschleiern wollen. Zudem sprach Morales den Vereinigten Staaten ein ehrliches Interesse am Kampf gegen den Drogenhandel ab.
Der bolivianische Präsident lud den US-amerikanischen Außenminister John Kerry in sein Land ein. Dort könne Kerry effektive Methoden zur Verminderung des Drogenhandels kennen lernen.
Morales räumte ein, dass sich der Anbau von Koka in Bolivien nicht vollständig verhindern lasse. Das Kauen der Blätter der Pflanze sei eine seit Jahrtausenden praktizierte Tradition in Bolivien.1
Wie die unterschiedlichen Ergebnisse des Büros der Vereinten Nationen und des US-Außenministeriums bewertet werden können, ist fraglich. Die USA hätten durchaus ein Interesse daran, den War on Drugs am Laufen zu halten. An dem erbittert und ohne Rücksicht geführten Kampf verdienen wahrscheinlich vor allem US-amerikanische Waffenhersteller. Zudem könnten die USA ihren Einfluss auf die Länder verlieren, wenn sie nicht mehr abhängig von deren Beratern und Know-How wären. Sollte die Strategie der USA in einem Land als gescheitert anerkannt werden, könnte es einen Dominoeffekt geben. Dass die tendenziell sozialistich regierten Länder Südamerikas nicht die besten Freunde der USA sind, ist kein Geheimnis. Deshalb könnte auch Morales ein Motiv haben, falsche Zahlen zu veröffentlichen. Die sind allerdings von den Vereinten Nationen gedeckt.
- amerika21: Boliviens Präsident wirft USA Manipulation von Zahlen über Koka-Anbau vor. – zuletzt aufgerufen am: 26.08.15 [↩]