Deutschlands blinde „Entwicklungshilfe“ gegen den Drogenanbau

Deutschland investiert weltweit viel Geld in Projekte, die den Anbau von Pflanzen, aus denen illegale Drogen gewonnen werden können, verhindern sollen. Diese Projekte sollen es ermöglichen, dass Bauern die Chance bekommen, auf legale Pflanzen umzusteigen. Vielerorts sind diese Programme allerdings wenig bis überhaupt nicht erfolgreich. In Afghanistan blüht der Schlafmohn so prächtig und massenhaft wie noch nie, obwohl die Regierung viel Geld in die Region pumpt.

Der mit Abstand größte Teil der weltweiten Schlafmohnfelder liegt in Afghanistan. Über 90Prozent allen Opiums wird dort produziert. Dies ist den Industriestaaten bewusst, weshalb es umfangreiche Förderungen zur Bekämpfung des Problems gibt. Diese sind allerdings wenig erfolgreich. Nicht nur, dass sich die Anbaufläche stets vergrößert, auch die Effektivität der Felder wird immer besser. Dass die Anbaufläche 2001 nur 74.000 Hektar betrug, und bis 2014 auf über 224.000 Hektar angestiegen ist, zeigt eindrucksvoll, welches Ausmaß das Problem angenommen hat.1

Internationale Entwicklungshilfen sollten eben diese Entwicklung eigentlich verhindern. Offensichtlich ohne Erfolg. Zusammengenommen haben alle dieses Jahr noch laufenden Projekte ein Volumen von etwa 16,5 Millionen Euro. Effektiv sind sie in den wenigsten Fällen. Auch gegen den afghanischen Mohnanbau investierte Deutschland von 2004 bis jetzt rund 4,4 Millionen Euro. 2 Dort wo investiert wurde, und der Anbau von illegalen Pflanzen tatsächlich abgenommen hat, kann sich allerdings häufig bei genauerer Betrachtung nur eine Verlagerung der Anbaugebiete feststellen lassen. Eines dieser Beispiele ist das Goldene Dreieck. Statt in Thailand wird dort aus strategischen Gründen der Mohn nun in Myanmar angebaut.3

Die Regierung hält trotzdem an ihrer bisherigen Taktik fest. Nach einer kleinen Anfrage seiner Fraktion zu diesem Thema warf der drogenpolitische Sprecher der Grünen, Harald Terpe, der Regierung Ahnungslosigkeit vor. Tatsächlich liegen der Regierung anscheinend keinerlei Informationen vor, wie nachhaltig die millionenschweren Projekte sind, die sie nun auch auf andere Länder ausweiten will. Nicht einmal, warum einige Bauern nicht bei dem Projekt mitmachen wollen, ist der Bundesregierung bekannt. Allerdings wären genau das die Informationen, die für nachhaltige Alternativprogramme, oder einer Verbesserung des aktuellen Projekts wichtig wären. Statt weiterhin blind auf das alte System zu setzen, plädiert Terpe stattdessen für staatlich kontrollierte Systeme für den Anbau und Handel der Pflanzen.2

Noch im Juni dieses Jahres lobte Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, mit Hinblick auf den Weltdrogentag das deutsche Engagement. Dass dieses zwar löblich, aber nicht effektiv ist, verschwieg sie allerdings.4 Die Frage ob diese Zahlungen vielleicht nur dem Prestige und nicht der Sache selbst dienen steht auf jeden Fall im Raum

 

  1. Faz Online: UN Bericht – Opium-Rekordernte in Afghanistan – zuletzt aufgerufen am 25.09.15 []
  2. Die Welt Online: Wie deutsche gelder im Anti-Drogen-Kampf versickern – zuletzt aufgerufen am 25.09.15 [] []
  3. Zeit Online: Thailand – Opium ist out – zuletzt aufgerufen am 25.09.15 []
  4. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Ländliche Entwicklung statt Drogenanbau – zuletzt aufgerufen am 25.09.15 []

Über Alexander / earthlink

Ich bin Student der Volkskunde/Europäische Ethnologie und absolviere mein Pflichtpraktikum bei Earthlink um einen Einblick in die Arbeit von NGOs zu erhalten. Wichtig ist mir, dass ich schon während dem Praktikum bei der Aufklärung helfen kann.
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