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Sachsen: Zahl der Crystal-Babys nimmt zu

| Bild: © n.v.

Obwohl der Drogenbericht der Bundesregierung 2015 eine positive Entwicklung in Bereichen wie Alkohol und Tabak vermeldet, gibt es eine große Ausnahme: Crystal Meth. Die synthetische Droge wird vom Leiter der Suchtklinik im Erzgebirge, Uwe Wicha als neue „Leitdroge“ Deutschlands bezeichnet. 1) Die Verbreitung von Meth und „erstauffälliger Konsum“ hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen: von Tschechien aus werden vor allem Bayern und Sachsen mit der Droge überschwemmt. In Tschechien werden nach Angaben der Anti-Drogenbehörde in Prag rund zehn Tonnen im Jahr hergestellt, etwa drei davon gehen den Schätzungen zufolge über die deutsche Grenze. 2)

Crystal Meth, das sehr schnell abhängig macht und extrem gefährlich ist, kann zu erheblichen organischen und auch psychischen Schäden führen. Dieses Rauschgift tötet mitunter Nervenzellen ab und kann zu unheilbaren Hirnschäden führen. Mögliche Spätfolgen sind neben Zahnausfall epileptische Anfälle, Hirnblutungen und Herzversagen. 3)

Diese dramatischen Auswirkungen treffen nicht nur den Abhängigen selbst: Kinderärzte müssen immer mehr Neugeborene mit schweren Entzugssymptomen behandeln, weil ihre Mütter in der Schwangerschaft Crystal Meth genommen haben. So hat die Uniklinik Dresden kürzlich die durch Crystal geschädigten Neugeborenen der letzten Jahre zusammengezählt: Die Zahl der Crystal-Babys in Dresden hat sich verzehnfacht: auf mehr als 70 im Jahr. Überall entlang der deutschen Ostgrenze sieht es ähnlich aus. 1)

Die Babys leiden nach der Geburt extrem. Obwohl es noch nicht viele Untersuchungen dazu gibt, kann schon jetzt festgestellt werden, dass Kinder von Crystal-Eltern Beziehungsprobleme ausbilden und häufig Kandidaten für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS sind. 4) Laut der Kinderärztin Eva Robel-Tillig aus Leipzig sind diese Babys „teils lethargisch, schlafen viel, sind untergewichtig, trinken schlecht und gedeihen nicht gut. In selteneren Fällen, je nach Dauer des Drogenkonsums der Mutter, können Fehlbildungen auftreten. Man muss davon ausgehen, dass sie mental und motorisch zurückbleiben“. 5)

Außerdem wachsen die meisten dieser Kinder nicht zu Hause auf. Obwohl 30 bis 50 Prozent der Babys mit ihren Müttern aus den Krankenhäusern nach Hause entlassen werden, lebt nach einem Jahr aufgrund von Kindeswohlgefährdung nur noch ein Viertel von ihnen bei den eigenen Eltern. 5)

Umso wichtiger ist es, dass es seit 2009 in Leipzig das Zentrum für Drogenhilfe am St. Georg-Klinikum gibt. Ziel dieses Zentrums ist es, drogenabhängigen Eltern und ihren Kindern gemeinsam zu helfen. Einmalig in Sachsen wird dort eine Kombination verschiedener Hilfen von der Kindergruppe bis zum Erziehungsbeistand angeboten.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Süddeutsche Zeitung: Vater, Mutter, Meth, Nr.257, 7./8. November 2015
  2. Spiegel: Wie verbreitet ist Crystal Meth? – zuletzt aufgerufen am 10.11.2015
  3. Stern: Das Gift, das sich durch Deutschland frisst – zuletzt aufgerufen am 10.11.2015
  4. Bild: Kaum geboren, und schon Crystal-abhängig – zuletzt aufgerufen am 10.11.2015
  5. Superillu: Die geerbte Sucht: Crystal-süchtige Babys – nicht mehr verfügbar

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