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Strategiewechsel in Kolumbiens Anti-Drogen-Kampf: Kokainlabore geraten ins Visier

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos setzt im Kampf gegen das Kokain auf eine neue Strategie: Anstatt die Eradikation von Koka-Feldern, also die Ausmerzung der Pflanzen, zu verstärken, sollen nun gezielt Drogenlabore zerstört werden. Denn die Zweifel am bisherigen Vorgehen wachsen: Der Koka-Anbau geht nicht zurück, im Gegenteil – er steigt an. | Bild: © n.v.

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos setzt im Kampf gegen das Kokain auf eine neue Strategie: Anstatt die Eradikation von Koka-Feldern, also die Ausmerzung der Pflanzen, zu verstärken, sollen nun gezielt Drogenlabore zerstört werden. Denn die Zweifel am bisherigen Vorgehen wachsen: Der Koka-Anbau geht nicht zurück, im Gegenteil – er steigt an.

Deshalb rücken nun die Drogenlabore in den Fokus der Behörden. Ihren Schätzungen zufolge gibt es in ganz Kolumbien etwa 700 davon. Sie stellen die Schnittstellen zwischen den lokalen Koka-Bauern und den großen Drogenschmuggelringen dar. Letzteren sollen mit der Zerstörung der Labore die Profite genommen werden: Denn so wird erst später in der Wertschöpfungskette angesetzt, nämlich an dem Punkt, an dem rohes Koka zu der viel wertvolleren Kokainbase verarbeitet wird.

Dieser Strategiewechsel wird für nötig befunden, da die Hektarzahlen der Koka-Felder steigen. Die Koka-Produktion in Kolumbien ist laut UNODC-Angaben zwischen 2013 und 2014 um 40 Prozent angewachsen. Das lässt sich unter anderem auf die Entscheidung der kolumbianischen Behörden zurückführen, das Besprühen von Koka-Pflanzen aus der Luft mit Chemikalien zu stoppen. Grund dafür sind Bedenken, dass diese die Gesundheit der lokalen Bevölkerung gefährden.1  Im März vergangenen Jahres hatte die Weltgesundheitsorganisation das Herbizid Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Glyphosat wird vom US-amerikanischen Agrar- und Saatgutunternehmen Monsanto hergestellt. Nachdem Afghanistan die Besprühung von Drogenanbauflächen mit der Chemikalie verboten hatte, durfte das Mittel nur noch in Kolumbien aus der Luft über Koka-Feldern verteilt werden – bis vor einem Jahr.2

Die Eradikation hat die kolumbianische Regierung deshalb aber nicht komplett aufgegeben. Koka-Pflanzen werden auch per Hand vernichtet, in dem sie aus der Erde gerissen werden. Doch diese Arbeit ist nicht ungefährlich: Es kommt vor, dass die Koka-Felder durch Landminen vor der Ausmerzung geschützt sind.3  Außerdem leisten lokale Gemeinschaften teilweise Widerstand gegen die Kommandos, die die Koka-Felder dem Erdboden gleichmachen sollen. Aufgrund dessen wird die Eradikation nun eingeschränkt.

Darüber hinaus sollen die Bauern den Staat nicht mehr als Aggressor wahrnehmen, denn dies könnte, so warnen Experten, dazu führen, dass sie mit kriminellen Banden zusammenarbeiten. Deshalb wird nun die Strategie geändert. Doch auch das ist wohl kein Allheilmittel: Labore stehen meist nicht lang an einer Stelle, sie sind mobil und schwer aufzuspüren. Außerdem könnte ein Rückgang der kolumbianischen Kokain-Produktion, sollte er denn durch diese Strategie zu erreichen sein, von Kolumbiens Nachbarstaaten kompensiert werden – zum Beispiel durch Argentinien, Bolivien, Paraguay, Peru oder Venezuela. Auch in diesen Ländern wurden bereits Drogenlabore entdeckt.1

  1. insightcrime.org: Colombia Rethinks Coca Eradication Strategy, Targets Cocaine Laboratories – Artikel vom 25.04.2016 [] []
  2. amerika21.de: Kolumbien stoppt Einsatz von Herbizid Glyphosat gegen Coca – Artikel vom 05.06.2015 []
  3. insightcrime.org: FARC Landmines Hit Coca Eradication Efforts – Artikel vom 22.08.2011 []

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