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Zentralamerika: Brutale Gewalt der Drogengangs gegen Frauen

Liegende Frau

Die Gewalt gegen Frauen in Zentralamerika hat ungeahnte Ausmaße angenommen. | Bild: © Webphoto99 - Dreamstime

El Salvador leidet unter einer der höchsten Mordraten weltweit – von 100.000 Menschen werden etwa 70 umgebracht. Das ist in erster Linie auf die nicht einzudämmende Gewalt durch Drogengangs zurückzuführen. Auffällig in dem kleinen zentralamerikanischen Land ist besonders die extreme Brutalität gegen Frauen.

Lateinamerikanische Menschenrechtsorganisationen verwenden den Begriff „Femizid“ für Morde an Frauen, die gezielt wegen ihres Geschlechts geschehen. Meist gehören dazu auch sexuelle Gewalt, Verstümmelung und Folter. Die zugerichteten Körper werden oft auf öffentlichen Plätzen gefunden.

Der stellvertretende Polizeichef von El Salvador erklärte gegenüber der Presse, dass zwar genauso viele Männer wie Frauen Opfer der Drogengangs werden. Frauen gegenüber aber würde ein viel höheres Maß an Gewalt angewendet – die Anzahl solcher Attacken steige „alarmierend“. Im vergangenen Jahrzehnt ist die Femizidrate in El Salvador um das fünffache angewachsen. Ähnliches ist auch in  Guatemala und Honduras zu beobachten.

Die eine Erklärung für diese Verbrechen ist, dass diese im direkten Zusammenhang mit dem Drogenhandel in Zentralamerika stehen. In einer Kultur, so Beobachter, in der Frauen teilweise als Eigentum angesehen werden, diene die Ermordung von Frauen als Schlag gegen die Rivalen.

In manchen Fällen werden die toten Körper der Frauen auch zur Überbringung von Nachrichten verwendet. In Guatemala etwa wurde der Kopf einer jungen Frau in einer Telefonzelle gefunden, zusammen mit einer Nachricht an die Behörden:  Diese sollten keine Gesetze erlassen, die die Gangs daran hindern würden, die öffentlichen Verkehrsmittel für ihre Zwecke zu nutzen und deren Mitarbeiter zu erpressen. 1) Im Juli vergangenen Jahres hatten Drogengangs mehrere Busfahrer getötet, nachdem diese sich geweigert hatten, an einem von den Kriminellen erzwungenen Streik teilzunehmen. Mit dieser Aktion wollten die Dealer Druck auf die Regierung ausüben, keine schärferen Gesetze für die Verfolgung von Gangmitgliedern zu verabschieden. 2)

Doch andere Gruppen von Aktivisten lehnen solche simplifizierenden Erklärungen ab und verweisen auf die ungleiche Machtbeziehung zwischen den Geschlechtern. In einem Umfeld, in dem besonders viel Gewalt herrscht, geraten arme und junge Frauen leicht ins Visier. Der Menschenschmuggel in der Region tut sein Übriges: Frauen verschwinden, die niemand als vermisst meldet. Als Folge der Ausbreitung des organisierten Verbrechens entstehe eine Kultur der Gewalt, die besonders brutale Verbrechen an Frauen ermögliche, so die Menschenrechtler.

Davon werden 80 bis 90 Prozent der Fälle  nicht aufgeklärt. 1) Um die Rechte der Frauen besser zu schützen, hat El Salvador im Februar dieses Jahres beschlossen, ein spezielles Gericht einzusetzen, das sich mit der Gewalt gegen Frauen beschäftigt und die Aufklärungsquote erhöhen soll 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. insightcrime.org: El Salvador Sees Epidemic of Violence Against Women – Artikel vom 23.05.2011
  2. insightcrime.org: El Salvador Govt, Gangs Locked in Deadly Game of Chicken – Artikel vom 30.07.2015
  3. telesurtv.net: El Salvador Creates Special Court to Protect Women´s Rights – Artikel vom 23.02.2016

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