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Bodypacking in Südamerika: Oft der einzige Ausweg für junge Leute

Eine Form des Drogenschmuggels ist das so genannte „Bodypacking“. Dabei werden Drogenpäckchen, vor allem Kokain oder Heroin, in speichel- und magensäureresistente Beutel verpackt. Die Kuriere müssen diese Päckchen dann runterschlucken und an den Zollbeamten vorbeischmuggeln, um zum Beispiel in die USA zu gelangen. Die „Maultiere“, so werden die Kuriere auch genannt, riskieren dabei ihr Leben: Wenn eines der Päckchen platzt, sterben sie innerhalb kürzester Zeit | Bild: © n.v.

Eine Form des Drogenschmuggels ist das so genannte „Bodypacking“. Dabei werden Drogenpäckchen, vor allem Kokain oder Heroin, in speichel- und magensäureresistente Beutel verpackt. Die Kuriere müssen diese Päckchen dann runterschlucken und an den Zollbeamten vorbeischmuggeln, um zum Beispiel in die USA zu gelangen. Die „Maultiere“, so werden die Kuriere auch genannt, riskieren dabei ihr Leben: Wenn eines der Päckchen platzt, sterben sie innerhalb kürzester Zeit. 1)

Die meisten Schmuggler kommen aus Not in diese Szene. Sie leben in Armut und haben kaum Perspektiven. Für einen Kurierdienst bekommen die Personen ungefähr zwischen 5 000 und 10 000 Euro. Der Schmuggel erfolgt meist von Südamerika in die USA oder auch nach Europa. In den Vereinigten Staaten werden jährlich bis zu 46 Milliarden Dollar für Kokain und Heroin ausgeben.

Michael Weigelt ist ehemaliger Drogenschmuggler. Als seine Firma Ende der 90er Jahre Konkurs ging, zog er nach Jamaika. Dort verarmte er völlig und als ihm für den Kurierdienst nach London 30 000 Mark angeboten wurden schien dies leicht verdientes Geld. Das Honorar wurde ihm allerdings nie ausgezahlt, er musste immer weiter für seinen Boss arbeiten. Er schmuggelte immer mehr und heuerte ständig Leute an, ebenfalls Kuriere zu werden, bis er gefasst und zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. 2) An diesem Beispiel ist zu sehen, wie schwierig es für die Transporteure ist, aus diesem Geschäft wieder herauszukommen. Auch junge Mütter lassen sich auf das Geschäft ein, um ihren Kindern eine bessere Zukunft gewähren zu können. Häufig werden auch Familienangehörige entführt oder bedroht, um die Personen zum Schmuggeln zu zwingen.

Viele Kuriere kommen aus Südamerika. Dort wird sehr viel Kokain hergestellt und die Armut ist sehr verbreitet, sodass viele aus Not in den Drogenschmuggel geraten. Diese müssen dann anhand von großen Weintrauben oder Karottenstücken das Runterschlucken ohne Kauen üben, bis sie irgendwann die Drogenpäckchen schlucken können. Zudem werden den Personen Medikamente zur Verlangsamung der Verdauung gegeben und um die spätere Ausscheidung zu beschleunigen, bekommen sie Abführmittel. Damit die Schmuggler möglichst unauffällig sind, wird das Verhalten geübt und sie bekommen gepflegt wirkende Kleidung. Im Magen-Darm-Trakt lässt sich durch diese Methode bis zu ein Kilogramm Kokain oder andere Drogen schmuggeln. Das hat nach Streckung mit Traubenzucker oder Maisstärke einen Wert von bis zu 350 000 Euro. Die Kuriere bekommen also fast nichts vom Endpreis. Dennoch ist es für die armen Leute eine sehr gute Geldquelle. 3)

Die Zollbeamten in den Vereinigten Staaten kontrollieren stichprobenartig Kolumbianer. Zum Beweis müssen die Kuriere geröntgt werden: Die Päckchen werden dann im Bauchraum sichtbar. Für die Drogenkartelle ist das Geschäft dennoch so lukrativ, dass es nicht schlimm ist, wenn einige auffliegen und inhaftiert werden. Gefängnisstrafe ist dabei noch eher harmlos. Sobald sich ein Päckchen im Bauch der Schmuggler öffnet, sterben diese innerhalb von Minuten an einer Überdosis. So kam eine 82 jährige Frau ums Leben, die für ihren schwerkranken Sohn Medikamente kaufen wollte. Sie hatte kein Geld und lies sich deshalb zum Kurieren anwerben. Ein Päckchen platzte und sie starb noch auf dem Weg ins Hotel in New York, wo die Übergabe stattfinden sollte. Die Empfänger der Drogen in den Vereinigten Staaten schneiden dann teilweise die Körper auf, um an die restlichen Drogenkapseln zu gelangen.

Die Schmuggler sind somit keine Kriminelle, sie sind eher Opfer der Umstände. Sie geraten in eine Szene, aus der sie schwer wieder herauskommen und im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen. 4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Wikipedia: Bodypacking; letzte Änderung des Artikels 24.05.2016
  2. taz: Konkurs, Koks und Karibik; Droggenschmuggler schreibt über sein Leben; Artikel vom 22.11.2011
  3. thieme: Bodypacking – Lebensgefährlicher Kurierdienst; Artikel vom 02.04.2014
  4. Badische Zeitung: Der Kurier der toten Drogenkuriere; Artikel vom 03.03.2009

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