Costa Rica: 70 Prozent der Morde stehen in Verbindung zum Drogenhandel

Costa Rica ist momentan eines der Top-Reiseziele in Mittelamerika. Mehr als zwei Millionen Touristen besuchen jedes Jahr das Land, das nicht viel größer als Niedersachen ist. Das liegt vor allem an der vielseitigen und einzigartigen Natur. Costa Rica beherbergt mehr als 20 Nationalparks, Vulkane und Traumstrände. Außerdem ist Costa Rica vergleichsweise zu anderen mittelamerikanischen Ländern relativ sicher.1 Ein stabiles Land hat bessere Chancen im Tourismus. Deswegen sind staatliche Sicherheitsbehörden alarmiert über die steigende Anzahl von Morden im Land. Im Jahr 2000 lag die Mordrate noch bei 6,3 pro 100 000 Bürger. 2015 war sie auf 11,5 pro 100 000 Bürger gestiegen. 70 Prozent der registrierten Morde stehen in Verbindung zum Drogenhandel. 399 der 570 Totschläge, die im Jahr 2015 ermittelt wurden, zeigten laut der costa-ricanischen Zeitung CRHoy einen Bezug zum Rauschmittelgeschäft. Sicherheitsminister Gustavo Mata spricht von einem deutlichen Wandel. Früher waren Entführungen, Banküberfälle oder Autodiebstähle in Costa Rica ein Problem. Heute ist es der Drogenhandel.2

Costa Ricas Bedeutung im transnationalen Drogenhandel steigt. Vor allem kolumbianische und mexikanische Kartelle vernetzen das Transitland, um Kokain nach Norden zu schmuggeln. Costa-ricanische Mittelsmänner arbeiten dabei mit transnationalen Gruppen zusammen. Eine typische Bezahlungsart ist nicht in Geld, sondern in Kokain, welches wiederum auf dem lokalen Markt verkauft wird. Das steigert auch den Drogenkonsum in der Bevölkerung.2 Wie weit die Kartelle schon mit der Vernetzung Costa Ricas sind, zeigte sich bei Ermittlungen der CRHoy. Zwischen November 2015 bis März 2016 wurden 35 illegale Landebahnen an der Pazifikküste entdeckt, die für den Drogenhandel genutzt wurden. Sie befanden sich teilweise auf privatem Grund, wodurch die Ermittlungen erschwert wurden. Auch das restliche Land soll nun nach Landebahnen abgesucht werden. Für effizientere Kontrollen bräuchte es allerdings mehrere Radarsysteme, über die das Land nicht verfügt.3

Noch sind die Gewalttaten in Verbindung mit dem Drogenhandel im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern gering. El Salvador, Guatemala oder Honduras weisen deutlich höhere Zahlen auf. Nichtsdestotrotz will Sicherheitsminister Mata aufrüsten. Er ist für die Schaffung einer neuen Einheit für Verbrechensbekämpfung, die jeden einzelnen Mord auf eine Verbindung zu Drogengeschäften untersuchen soll.4 Die USA haben Costa Rica nun ein Hilfspaket für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität bereit gestellt. Es umfasst sowohl Gelder in Höhe von 30 Millionen US-Dollar als auch drei Schiffe für die Küstenüberwachung und bewaffnete Fahrzeuge. Dadurch soll nicht nur der costa-ricanische, sondern auch der internationale Drogenhandel bekämpft werden.5

Inwiefern die sinkende Sicherheit Touristen abschrecken könnte, ist schwierig zu sagen. Das liegt auch daran, dass Reisende einen bedeutenden Anteil der Drogenkonsumenten ausmachen. Besonders Marihuana ist beliebt.6 Dabei ist der Besitz von Drogen wie Gras, Ecstasy, Kokain oder Pilzen in Costa Rica streng verboten. Durch den Besitz oder Verkauf kann man ins Gefängnis kommen, obwohl die tatsächlichen Konsequenzen stark von der lokalen Durchsetzung der Gesetze abhängen.7 Die Vorgehensweisen könnten sich nun – parallel zum Vorgehen gegen den Handel – ebenfalls verschärfen.

  1. Meiers Weltreisen: Costa Rica – zuletzt aufgerufen am 26.10.2016 []
  2. InSight Crime: 70 Percent of Costa Rica Murders Drug Related: Report – veröffentlicht am 13.09.2016 [] []
  3. InSight Crime: Clandestine Airstrips Signal Costa Rica’s Role in Drug Trafficking – veröffentlicht am 07.07.2016 []
  4. InSight Crime: 70 Percent of Costa Rica Murders Drug Related: Report – veröffentlicht am 13.09.2016 []
  5. InSight Crime: US Aid Package Aims at Growing Criminal Threat in Costa Rica – 25.08.2016 []
  6. InSight Crime: Costa Rica Sees Growth in Hydroponic Marijuana Production – veröffentlicht am 10.08.2016 []
  7. TipsCostaRica: Drug Tourism in Costa Rica – Artikel nicht mehr verfügbar []

Über Elena / earthlink

Ich habe gerade meinen Bachelor in Ethnologie mit Nebenfach Rechtswissenschaften abgeschlossen. Mein Studium habe ich gewählt, weil mich völkerrechtliche Probleme in unserer globalen Welt interessieren. Ich freue mich, bei EarthLink die nächsten zwei Monate jede Menge über aktuelle Themen zu lernen.
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