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Venezuela: Korruption und Drogenhandel zerstören die Wirtschaft

| Bild: © n.v.

In dem kürzlich veröffentlichten „Global Competitiveness Report“ listet das Weltwirtschaftsforum die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Staaten auf. Die lateinamerikanischen Länder schnitten in den Studien größtenteils sehr schlecht ab. Das Weltwirtschaftsforum begründet dies mit der extremen Korruption in den jeweiligen  Ökonomien. Venezuela kämpft seit Langem mit diesen Problemen. In der Studie belegte das Land in der Kategorie „ethics and corruption“ von 138 untersuchten Ländern den letzten und in „terms of security“ den zweitletzten Rang. 1)

Korruption ist kein neues Thema in Venezuela. Doch in den letzten Jahren verschärfte sich das Problem in dem südamerikanischen Staat immer weiter. Ob es nun um Beamte 2) oder um die aktuellen Vorwürfe gegenüber der Familie des Präsidenten geht, Korruption ist stetig präsent. Doch das wirkt sich nicht nur negativ auf das Image des Landes aus. Venezuelas Wirtschaft stagniert und die politische Situation wird zunehmend instabiler. Vizepräsident der National Assembly’s Comptroller’s Commission Ismael García sagt, in Venezuela wurden 70 Milliarden Dollar abgeschöpft. Das sind umgerechnet fast 16 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus dem Jahre 2013. Diese Zahlen bezieht er aus den Weltbank-Daten. Andere wie beispielsweise Héctor Navarro, ein ehemaliger venezolanischer Energie-Minister, schätzen die Zahlen sogar noch höher. 3)

Doch wie wirkt sich Korruption auf die Drogenökonomie aus? Der Handel mit Rauschmitteln wie Kokain ist ein lukrativer Nährboden für Korruption. Dadurch erworbene Gelder können Entscheidungen in staatlichen Institutionen oder Unternehmen beeinflussen. Firmen wiederum können mit legal eingenommenem Kapital Kartelle oder Schmuggler unterstützen. Somit beeinflussen sich Korruption und Drogenhandel gegenseitig negativ. 4) Korruption führt zu einer geringen Produktivität sowie Steuerverlusten. Darunter leidet die Wirtschaft des Landes und dementsprechend auch die dortige Bevölkerung. Venezuela hat zunehmend Probleme, die Krankenhäuser mit ausreichend Medikamenten oder die Supermärkte mit genügend Lebensmitteln zu versorgen. Inzwischen ist die dortige Kindersterblichkeit laut Ermittlungen des Wall Street Journals höher als in Syrien. Der Einsatz des Militärs gegen Korruption ist schwierig, da den Streitkräften selbst kriminelle Aktivitäten und Drogenhandel vorgeworfen werden. 3)

Im venezolanischen Staat geraten Kriminalität und Zukunftsängste außer Kontrolle. Unter der staatlichen Korruption hat sich die Zahl an Entführungen und Erpressungen im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Auch Familienmitglieder des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro und seiner Frau sind laut neuen Erkenntnissen in den Drogenhandel verwickelt. Efraín Campo Flores und Franqui Francisco Flores, die Neffen der venezolanischen First Lady, wurden bereits im November 2015 in Haiti festgenommen. Das Bundesgericht in New York ermittelt gegen sie u.a. wegen Schmuggels von 800 Kilogramm Kokain in die USA. Nun haben Ermittler auf Telefonen, iPads und Computern Schlüsselinformationen gegen die Flores-Neffen gefunden. Beide haben bereits ihre Geständnisse unterschrieben. 5) Diese prekäre Situation könnte Maduros ohnehin schon wacklige Position als Präsident gefährden. Bis zu 80 Prozent der Staatsbürger wünschen sich inzwischen einen Machtwechsel. Nun steht Venezuela kurz vor einer Staatskrise. 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSight Crime: Crime, Corruption Hurt Economic Competitiveness in LatAm: Report – veröffentlicht am 05.10.2016
  2. drogenmachtweltschmerz: Korruption und Drogenhandel – veröffentlicht am 03.08.2016
  3. InSight Crime: Widespread Corruption in Venezuela Backfires on President Maduro – veröffentlicht am 21.10.2016
  4. drogenmachtweltschmerz: Korruption – zuletzt aufgerufen am 21.10.2016
  5. InSight Crime: US Drug Trial Could Expose Criminal Ties of Venezuela Elites – veröffentlicht am 13.10.2016
  6. Süddeutsche Zeitung: Venezuela droht der Kollaps – veröffentlicht am 21.10.2016

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