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Der kambodschanische War on Drugs

Die kambodschanische Regierung startete zum 01.01.17 die erste offizielle staatliche Anti-Drogen-Kampagne des Landes. In der ersten Woche wurden schon über 650 Personen festgenommen. Das Land in Südostasien liegt direkt unterhalb des sogenannten Goldenen Dreiecks, das Grenzgebiet zwischen Laos, Thailand und Myanmar. Diese Region ist als Drogenhochburg Südostasiens bekannt. Kambodscha ist stark von Importen aus diesen angrenzenden Ländern betroffen, besonders von Methamphetamin aus Laos. | Bild: © n.v.

Die kambodschanische Regierung startete zum 01.01.17 die erste offizielle staatliche Anti-Drogen-Kampagne des Landes. In der ersten Woche wurden schon über 650 Personen festgenommen. 1)

Das Land in Südostasien liegt direkt unterhalb des sogenannten Goldenen Dreiecks, das Grenzgebiet zwischen Laos, Thailand und Myanmar. Diese Region ist als Drogenhochburg Südostasiens bekannt. Kambodscha ist stark von Importen aus diesen angrenzenden Ländern betroffen, besonders von Methamphetamin aus Laos. 2).

Kambodscha erlebte im letzten Jahr einen Anstieg an Drogenabhängigen von 30%. Infolgedessen geht die Regierung nun massiv gegen den Drogenhandel und -konsum vor. Die Initiative hat zum Ziel eine rigorose Inhaftierung von Drogenhändlern mit Aufklärung, Prävention und Angeboten für den Entzug von Konsumenten zu verbinden. Es soll in erster Linie gegen Kleindealer vorgegangen werden, jedoch wurde angekündigt, besonders hart gegen polizeiliche Offizielle vorzugehen, die in Drogengeschäfte verwickelt sind 3). Darüber hinaus soll die Kampagne besonders effektiv sein, da viele unterschiedliche Ministerien zusammenarbeiten, wie zum Beispiel die Ministerien für Bildung, Arbeit, Information, Religion, Kommunikation und Tourismus 2).

Der Kambodschanische Innenminister Sar Kheng betonte, dass man sich in der Methodik von den Philippinen abgrenzen wolle, die unter Präsident Duterte einen blutigen Drogenkrieg führen 3).

Allerdings wird die Kampagne stark kritisiert, da der Staat gegen Kleinkriminelle anstatt gegen die Drogenkartelle agiert. Laut David Harding, einem unabhängigen Drogenexperten, führt die Konzentration auf Kleinkriminelle nur dazu, dass Gefängnisse überfüllt werden und der Drogenhandel weiter in den Untergrund gedrängt wird 3). Ähnliche Effekte sind schon aus dem „War on Drugs“ in den USA bekannt.

Auch neue Entzugskliniken und eine Spezialgefängnis sind von der Regierung geplant. Aufgrund der bisherigen zwangsweisen Einweisungen in Entzugskliniken und Rehabilitationszentren sind diese kritisch zu sehen 4). Human Rights Watch beschuldigte die kambodschanische Regierung in einem 2010 veröffentlichten Bericht der Zwangsinhaftierungen und Misshandlungen in solchen Zentren 5).

Harding fordert die kambodschanische Regierung zudem auf, sich insbesondere auf Maßnahmen zu konzentrieren, die die Nachfrage nach Drogen reduzieren, da der Staat wohl nicht in der Lage ist, den Drogenhandel selbst zu verhindern. Um das zu tun, muss sehr viel Geld investiert werden, um die Entzugskliniken und -programme deutlich zu verbessern und vor allem zu professionalisieren. Ziel dieser Maßnahmen muss letztlich sein, ehemalige Abhängige wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Cambodia Daily: Drug Crackdown Nets More Than 650 People in First Week; Artikel vom 09.01.17
  2. The Cambodia Daily: Government Gears Up for Push Against Drugs; Artikel vom 15.12.16
  3. The Phnom Penh Post: Top officials vow harder line with drug initiative; Artikel vom 23.12.16
  4. The Cambodia Daily: Drug Crackdown Nets More Than 650 People in First Week; Artikel vom 09.01.17
  5. The Phnom Penh Post: Drug war nets hundreds; Artikel vom 06.01.17

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