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Afghanistan: Immer mehr Frauen drogenabhängig

In Afghanistan steigt die Zahl der Frauen, die drogenabhängig sind. In der zweitgrößten Stadt des Landes, Herat im Westen Afghanistans, wurden nach offiziellen Angaben 60.000 bis 70.000 Süchtige registriert. Mehr als 10 Prozent der von Abhängigkeit betroffenen sind Frauen, ca. 8.000. Im letzten Jahr waren im Rehabilitationszentrum der Stadt von 886 Einweisungen 240 Frauen. | Bild: © n.v.

In Afghanistan steigt die Zahl der Frauen, die drogenabhängig sind. Dies betrifft vor allem Opium. In der zweitgrößten Stadt des Landes, Herat, im Westen Afghanistans, wurden nach offiziellen Angaben 60.000 bis 70.000 Süchtige registriert. Mehr als 10 Prozent der von Abhängigkeit Betroffenen sind Frauen, ca. 8.000. Im letzten Jahr waren im Rehabilitationszentrum der Stadt von 886 Einweisungen 240 Frauen. 1)

Jedoch sind die Dunkelziffern sehr wahrscheinlich um einiges höher. Ein Großteil der weiblichen Drogenabhängigen konsumiert Drogen zu Hause und nicht in der Öffentlichkeit. Grund hierfür ist unter anderem die gesellschaftliche Stellung der Frau in Afghanistan. Der Leiter der Gesundheitsabteilung von Herat, Asif Kabir, geht davon aus, dass der Anteil der Frauen, die drogenabhängig sind, bei 35 Prozent liegen könnte. 2)

Über den tatsächlichen Konsum von Drogen, besonders über den der weiblichen Bevölkerung Afghanistans, gibt es jedoch keine aktuellen, aussagekräftigen Studien. Der „Afghanistan Drug Report 2013“ der UNODC  enthält hierzu die aktuellsten Daten. Aus diesem geht hervor, dass 2013 in städtischen Gegenden unter 5 Prozent der Konsumenten weiblich waren. 3) Laut Angaben der BBC aus demselben Jahr waren 40 Prozent aller Drogenabhängigen Frauen oder Kinder. 4) Die neueste von der Regierung in Auftrag gegebene Studie wurde im Jahr 2010 durchgeführt. Beobachtungen von Drogenbekämpfungseinheiten lassen ein ansteigendes Konsumverhalten vermuten. Ein Sprecher der Polizei von Herat betonte, dass umfassende Untersuchungen zum heimischen Drogenkonsum von Frauen angestellt werden müssen. 2)

Trotz der fehlenden Datengrundlage lässt sich feststellen, dass es in Afghanistan zwei Hauptursachen für den Drogenkonsum unter Frauen gibt: Zum einen führt die im Land herrschende Armut dazu, dass Drogen billig verkauft werden und einfach zu erwerben sind. Dies wird auch beeinflusst durch heimkehrende Flüchtlinge aus dem Iran, einem Land, das selbst unter einem massiven Drogenproblem leidet. Zum anderen, vermutlich der bestimmende Faktor, führen männliche Autoritätspersonen Frauen oft zum Drogenkonsum. So soll die Erschöpfung, durch die alleinige Verantwortung der Frau für den Haushalt hervorgerufen, durch beispielsweise Opium bekämpft werden oder ein schon drogenabhängiger Ehemann bringt die Ehefrau dazu, auch Drogen zu konsumieren. 2)

Besonders gefährlich sind die Konsequenzen der Sucht für Frauen. Viele leben in Folge des Konsums auf der Straße und sind so Übergriffen und Vergewaltigungen oft schutzlos ausgeliefert. Aber auch für die junge Generation hat ein steigender Drogenkonsum (beider Geschlechter, aber in besonderer Weise von Frauen) negative Auswirkungen. Viele afghanische (Klein-)Kinder bekommen schon früh Opium von ihren süchtigen Müttern und werden so selbst abhängig. 4) 5) Die steigende Tendenz der drogenabhängigen Frauen könnte dazu führen, dass viele Heranwachsende ohne die so wichtige Mutterfigur aufwachsen. Dies kann ihre Entwicklung beeinträchtigen und infolgedessen schädliche Auswirkungen auf die afghanische Gesellschaft haben. Somit steht nun die afghanische Regierung in der Verantwortung, entschieden gegen den Drogenhandel vorzugehen und ausreichend Möglichkeiten zu schaffen, Drogensüchtigen zu helfen und diese zu rehabilitieren.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. iwpr: Afghanistan: Rising Addiction Rates Among Women; Artikel vom 12.01.17
  2. iwpr: Afghanistan: Rising Addiction Rates Among Women; Artikel vom 12.01.17
  3. UNODC: Afghanistan Drug Report 2013; Stand vom 07.02.17
  4. BBC News: Afghanistan, the drug addiction capital; Artikel vom 11.04.13
  5. IRIN: Opium abuse harming women’s, children’s health; Artikel vom 29.05.07

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