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Mexiko: 170.000 Tote– Verheerende Bilanz nach zehn Jahren blutigen Drogenkrieges

In Mexiko tobt nun schon seit über zehn Jahren ein unerbittlicher Drogenkrieg. Er wurde von dem damaligen Präsidenten Felipe Calderon im Dezember 2006 ausgerufen. Sein Ziel war es, die Drogenkartelle mithilfe des Militärs auszumerzen. Mit 5.000 Soldaten begann seine militärische Anti-Drogen-Kampagne, vier Jahre später standen bereits 50.000 Armeeangehörige und Polizisten rund 300.000 Angehörigen der Drogenkartelle und ihren paramilitärischen Einheiten gegenüber. | Bild: © n.v.

In Mexiko tobt nun schon seit über zehn Jahren ein unerbittlicher Drogenkrieg. Er wurde von dem damaligen Präsidenten Felipe Calderon im Dezember 2006 ausgerufen. Sein Ziel war es, die Drogenkartelle mithilfe des Militärs auszumerzen. Mit 5.000 Soldaten begann seine militärische Anti-Drogen-Kampagne, vier Jahre später standen bereits 50.000 Armeeangehörige und Polizisten rund 300.000 Angehörigen der Drogenkartelle und ihren paramilitärischen Einheiten gegenüber. 1)  2)

Der blutige Kampf gegen die Kartelle forderte über 170.000 Tote, darunter auch viele Unschuldige. 3) Über 28.000 Menschen wurden als vermisst gemeldet. Der War on Drugs beeinflusst zunehmend den Alltag der Mexikaner. An vielen Orten trauen sich die Menschen kaum noch auf die Straße. 4)

Sicherheitskräfte werden unter Druck gesetzt, Verhaftungen durchzuführen, Geständnisse aufzunehmen und den Drogenkrieg zu rechtfertigen.  Daher kommt es regelmäßig zu exzessiver Gewaltanwendung, Folter und willkürlichen Inhaftierungen durch die Polizei und das Militär. Häufig arbeiten korrupte Politiker und Polizisten selbst mit den Angehörigen der Kartelle zusammen, sodass sich die Bürger, trotz der großen Präsenz von Sicherheitskräften, nicht ausreichend geschützt fühlen.  5)  4)

Statt von einem „Krieg“ wird auch häufig von einem Ausnahmezustand oder dem Drogenterrorismus gesprochen, da der Begriff Krieg impliziert, dass klare Fronten existieren. Dem ist jedoch in Mexiko nicht so. Zahlreiche Drogensyndikate konkurrieren miteinander um die Vorherrschaft. Trotz der Konkurrenz gehen diese immer wieder Bündnisse miteinander ein und auch Erzfeinde kämpfen hin und wieder Seite an Seite. Bündnisse schließen die Kartelle auch mit Financiers, Zulieferern und Söldnern. 6) Dies erschwert die Zerstörung der Kartelle, der Versuch führt meist zu einer Fragmentierung in kleine gewalttätige Banden. Diese diversifizieren sich und begehen auch andere Gewaltverbrechen, wie Entführung und Erpressung. 1)

Im Kampf gegen die Drogen gibt es, trotz der drastischen Methoden des Staates, kaum wirkliche Erfolgsmeldungen. In Calderons Amtszeit, von 2006 bis 2012, wurden zwar viele wichtige Drogenbosse gefasst und große Mengen an Rauschgift konfisziert, es kam allerdings auch zu einem gravierenden Anstieg der Morde in Verbindung mit organisierter Kriminalität und der Folter durch Sicherheitskräfte. Auch unter der Regierung des Nachfolgers, Enrique Peña Nieto, wurden bekannte Drahtzieher von Syndikaten getötet oder gefangengenommen, wie zuletzt  Joaquín „El Chapo” Guzmán, der Kopf des Sinaloa-Kartells. Dies führt jedoch immer wieder bloß dazu, dass die rivalisierenden Kartelle die freigewordenen, lukrativen Routen umkämpfen und somit zu erneuten Wellen der Gewalt.  7)   4)

Der Großteil der Drogen aus Mexiko ist für den US-amerikanischen Markt bestimmt. Die Legalisierung von Marihuana in vielen US-Bundesstaaten wird die Nachfrage voraussichtlich etwas senken, jedoch boomt das Geschäft für die Drogenschmuggler in den anderen Staaten weiterhin.  Aber auch in einer anderen Hinsicht spielen die USA eine wichtige Rolle im mexikanischen Drogenkrieg: Das Konzept eines War on Drugs geht vor allem auf den ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon zurück, der 1973 auch die DEA gründete. Im Laufe der Zeit wurde seine Doktrin auch nach Lateinamerika exportiert. Mit der Mérida-Initiative, welche 2007 vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush ins Leben gerufen wurde, unterstützt die Regierung der Vereinigten Staaten Mexiko in seinem Drogenkrieg. Dessen Fortführung  wäre ohne diese finanzielle Hilfe niemals so lange möglich gewesen. Trotz zahlreicher Berichte von Menschenrechtsverletzungen halten die Zahlungen bis heute an.  4)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Al Jazeera: Mexico marks decade-long drugs war; Artikel vom 11.12.2016
  2. n-tv: Drogenkartelle zerreißen Mexiko; Der blutige Krieg um Macht und Märkte; Artikel vom 10.09.2010
  3. Reuters: Women fall victim to violence in Mexico’s decade-old war on drugs; Artikel vom 22.12.2016
  4. The Guardian: Mexico’s war on drugs: what has it achieved and how is the US involved?; Artikel vom 08.12.2016
  5. n-tv: Drogenkartelle zerreißen Mexiko; Der blutige Krieg um Macht und Märkte; Artikel vom 10.09.2010
  6. n-tv: Drogenkartelle zerreißen Mexiko; Der blutige Krieg um Macht und Märkte; Artikel vom 10.09.2010
  7. Tagesschau: Zehn Jahre Drogenkrieg; Mexikos aussichtsloser Kampf; Artikel vom 30.12.2016

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