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Die menschenunwürdige Lage der Frauen in brasilianischen Gefängnissen

Die Situation in brasilianischen Gefängnissen ist katastrophal. Doch besonders leiden Frauen unter der miserablen Haftbedingungen. Der Gefängnisalltag ist für sie geprägt von Gewalt, Vergewaltigungen und Umständen, bei denen der Begriff „unhygienisch“ eine maßlose Untertreibung darstellt. | Bild: © n.v.

Die Situation in brasilianischen Gefängnissen ist katastrophal. Doch besonders leiden Frauen unter der miserablen Haftbedingungen. Der Gefängnisalltag ist für sie geprägt von Gewalt, Vergewaltigungen und Umständen, bei denen der Begriff „unhygienisch“ eine maßlose Untertreibung darstellt.

Brasilien führt schon seit Längerem einen brutalen Krieg gegen die Drogenkriminalität. So sollen Polizeibeamte im Jahr 2014 mehr als 3.000 Menschen umgebracht haben. Zwar starben diese nach offiziellen Angaben in Schusswechseln mit der Polizei, Human Rights Watch konnte jedoch dutzende Fälle dokumentieren, in denen es sich sehr wahrscheinlich um extralegale Hinrichtungen handelt. Der War on Drugs in Brasilien führte nicht nur zu einem drastischen Anstieg der Mordrate, für die neben der Polizei auch die gestärkten gewalttätigen Gangs verantwortlich sind. Auch wurden die Ziele bei weitem verfehlt. Human Rights Watch berichtet, dass die Drogenökonomie im größten Staat Südamerikas nun stärker ist als in der Hochzeit der 70er Jahre. 1)

Diese Politik führte zu einem massiven Anstieg der Gefängnispopulationen. Die Zahl der weiblichen Inhaftierten stieg seit dem Jahr 2000 drastisch an, auf nun ca. 37.000. Ein Großteil wurde wegen kleinerer Delikte, wie dem Transport oder der Verwahrung von Drogen, verurteilt. 2) Nach brasilianischem Recht müssen Frauen in separaten Gefängnissen unterbracht werden und dürfen nicht von männlichem Personal bewacht werden. Dennoch kommt es immer wieder zu sexuellen Belästigungen durch männliche Wachen, die entgegen gesetzlicher Regelungen eingesetzt werden. Zudem wurden 2015 während eines Gefängnisaufstandes im Südosten des Landes Frauen vergewaltigt, die in einem Gefängnistrakt eines Männergefängnisses unterbracht waren. 3)

Auch die medizinische Versorgung der Frauen lässt, wenn überhaupt vorhanden, zu wünschen übrig. Im gesamten brasilianischen Gefängnissystem gibt es beispielsweise gerade einmal 37 Gynäkologen – bei 37.000 weiblichen Insassen. Medizinische Untersuchungen werden kaum durchgeführt. Dazu kommt, dass die hygienische Situation in vielen Gefängnissen nicht tragbar ist. So berichtet Human Rights Watch, dass in einem Frauengefängnis in Recife im Nordosten Brasiliens die Zellen immens überfüllt sind und dass das Abwasser bei Regen in die Zellen schwappt. Zudem werden die Frauen bei Schwangerschaften nicht unterstützt. Oft müssen sie sich weiterhin die überbelegten Zellen teilen und sogar auf dem Boden schlafen. Nach der Geburt werden sie nicht unterstützt, sondern oft von ihren Kindern getrennt und wieder in Gefängnisse gebracht. Die Kinder werden an Verwandte oder Waisenhäuser übergeben. 3)

Die Berichte von Human Rights Watch zeigen die Brutalität und Grausamkeit des brasilianischen War on Drugs und Gefängnissystems. Die brasilianische Regierung muss für menschenwürdige Verhältnisse für die Insassen sorgen. Langfristig muss zudem ein effektiverer Weg gefunden werden, um gegen die Drogenökonomie des Landes vorzugehen. Vielleicht ist die Dekriminalisierung der Drogen ein richtiger Weg?

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Human Rights Watch: Brazil’s Senseless ‘War’; Artikel vom 19.04.16
  2. InSight Crime: Brazil Saw Over 500% Rise in Female Prisoners; Artikel vom 06.11.15
  3. Human Rights Watch: Brazil’s Illegal Treatment of Women in Prison; Artikel vom 06.03.17

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