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Der Kokainhandel in Costa Rica boomt – Grund dafür ist Korruption

Vergangene Woche wurde in Costa Rica der ehemalige Polizeichef José Fabio Pizarro festgenommen. Er war bewaffnet und fuhr in Begleitung eines Mexikaners in einem Auto hinter einem Drogenlaster her. Ihm wird vorgeworfen, die 237 Kilogramm schwere Kokain-Lieferung bewacht zu haben. | Bild: © n.v.

Vergangene Woche wurde in Costa Rica der ehemalige Polizeichef José Fabio Pizarro festgenommen. Er war bewaffnet und fuhr in Begleitung eines Mexikaners in einem Auto hinter einem Drogenlaster her. Ihm wird vorgeworfen, die 237 Kilogramm schwere Kokain-Lieferung bewacht zu haben 1).

Es ist nicht das erste Mal, dass der zwischen 2007 und 2008 amtierende Direktor der Nationalen Polizei im Fokus von Drogenermittlungen steht. Bereits 2009 gab es eine Verbindung zum Kokainhandel. Damals stürzte ein Helikopter ab. Pizarro war als erster an der Unfallstelle, noch vor den Rettungskräften. Beide Insassen – der Pilot arbeitete 15 Jahre im Ministerium für öffentliche Sicherheit; der Passagier war Mexikaner – starben beim Absturz. Man fand rund 380 Kilogramm Kokain. Das GPS im Innenraum der Maschine war entfernt worden. Pizarro konnte keine Beteiligung nachgewiesen werden. Gegen ihn wird ebenfalls wegen einer Einsatztruppe ermittelt, die er während seiner Dienstzeit ins Leben gerufen hatte. Jene führte er selbst an. Ihr offizielles Ziel war der Schutz der nordöstlichen Grenze zu Nicaragua. Später wurde die Truppe mit mexikanischem Drogenhandel in Verbindung gebracht. Durch ihre Sicherheitsdienste konnten mutmaßlich Drogen durch Costa Rica geschmuggelt werden 2) 1) 3) 4) 5).

In den letzten Jahren hat Costa Rica für den Drogenschmuggel an Bedeutung gewonnen. Offensichtlich lockt das immer mehr ausländische, kriminelle Banden in das Land, wodurch die Gewalt steigt. Aber auch lokale Gruppen erweitern ihren Einfluss und lösen sich langsam aus der Abhängigkeit von den Kartellen aus den Nachbarländern. Sie haben eine Strategie entwickelt: staatliche Sicherheitskräfte für die Bewachung der Drogentransporte. Schon in der Vergangenheit wurden Polizisten verdächtigt. Das Beispiel Pizarro verdeutlicht diesen Trend. Die Korruptionsrate wird höchstwahrscheinlich noch weiter steigen, da das Land plant, über 1.000 neue Polizisten mit wenig Training zur Bekämpfung der Drogenwirtschaft einzusetzen 1) 6) 7).

Nicht nur die Art, auch das Ziel der Ware verändert sich. Waren die USA lange Zielland von in Costa Rica gestarteten Schiffen mit Kokain, fahren nun viele in Richtung Europa, wo der Drogenmarkt vermeintlich lukrativer ist. Dem Land  fehlen die finanziellen Mittel, um die Strände ausreichend bewachen zu können. Auf 1.200 Kilometer Küste kommen lediglich 300 Offiziere auf 70 Booten. Es ist also kein Wunder, dass die Offiziere es nicht schaffen, den marinen Drogenschmuggel zu verhindern. Auch hier gilt Kokain als die Hauptware. 2016 konnte die Küstenwache 254 verdächtige Boote identifizieren – doppelt so viele wie im Jahr zuvor 6) 7).

Costa Rica braucht eine effektive Strategie, um die Ausbreitung von Korruption unter Polizisten zu verhindern. Auch braucht das Land finanzielle Mittel, um die Küste besser schützen zu können. Ansonsten wird in Zukunft der Drogenhandel regieren.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InsightCrime: Are Crime Groups Increasingly Corrupting Costa Rica Police?; Artikel vom 23.06.17
  2. Crhoy: Exdirector de Fuerza Pública custodiaba cerca de 237 kilos de cocaína; Artikel vom 22.06.17
  3. La Teja: Excoronel Jose Fabio Pizarro cuidaba droga mexicana; Artikel vom 22.06.17
  4. qcostarica: Former Head of The Fuerza Publica Arrested For Alleged Drug Links; Artikel vom 22.06.17
  5. Tico Times: Ex-pilot with Public Security Ministry dies in helicopter crash with 347 kilos of cocaine; Artikel vom 01.05.09
  6. InsightCrime: Costa Rica Officials Warn of Growing Maritime Drug Trade Amid Cocaine Surge; Artikel vom 16.05.17
  7. InsightCrime: Drug Bust Points to Evolving Criminal Structures in Costa Rica; Artikel vom 10.11.16

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