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Nach den Ereignissen am 05. Oktober 2017 in Llorente, einem Teil der Großgemeinde Tumaco in Kolumbien, hat es wieder einen bewaffneten Angriff von den Einsatzkräften der staatlichen Drogeneinheit an eben diesem Ort gegeben. | Bild: © n.v.

Kolumbien: UN-Untersuchungskommission nach Tumaco-Massaker attackiert

Nach den Ereignissen am 05. Oktober 2017 in Llorente, einem Teil der Großgemeinde Tumaco in Kolumbien, hat es wieder einen bewaffneten Angriff von den Einsatzkräften der staatlichen Drogeneinheit an eben diesem Ort gegeben. | Bild: © n.v.

Nach den Ereignissen am 05. Oktober 2017 in Llorente, einem Teil der Großgemeinde Tumaco in Kolumbien, hat es wieder einen bewaffneten Angriff von den Einsatzkräften der staatlichen Anti-Drogeneinheit an eben diesem Ort gegeben.

Vor knapp zwei Wochen hatten etwa 1.000 Menschen eine friedliche Demonstration gegen die zwangsweise von der kolumbianischen Regierung verordnete Vernichtung der Kokasträucher und für den Ausbau legaler Kulturen  abgehalten. Bei den Demonstranten handelte es sich um Kleinbauern, die von den Einnahmen der Kokasträucher leben. Sie wollten dadurch ihre Lebensgrundlage vorübergehend bis zur Umsetzung des Paktes sichern, doch es kam anders als erwartet: Neun Bauern wurden getötet und 18 verletzt. Immer noch werden einige dieser Menschen vermisst. Das berichtet die lokalen Bauernorganisation Asominuma.12

Eine Untersuchungskommission, die aus Mitgliedern der regionalen Regierung, der Diözese Tumaco und dem Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen besteht, hat nun in einer Stellungnahme bekannt gegeben, dass die staatliche Polizei sie vor Ort angriff bzw. auf sie schoss. Das Ereignis, das am Sonntag, den 08. Oktober 2017, nur drei Tage nach dem dortigen Massaker an den Bauern passierte, kann von den an der Untersuchung beteiligten Personen nicht erklärt werden.

Dabei war der Schwerpunkt dieser UN-Mission die Suche nach einem vermeintlich toten Bauern in dieser Region gewesen. Entsprechend wurden die staatlichen Einsatzkräfte über das Vorhaben informiert, auch vor Ort. Erst nachdem grünes Licht gegeben wurde, hatte man sich auf dem Weg gemacht, berichtet die Untersuchungskommission. Jedoch habe die Polizei kurze Zeit später das Feuer eröffnet. Aus unbekannten Gründen wurde keinerlei Feuerpause eingelegt, nachdem die Kommission versucht hatte, mit lauten Rufen auf sich aufmerksam zu machen bzw. mit der Polizei in Kontakt zu treten. Zudem hätten die Spezialeinheiten von Militär und Polizei vier Bomben Betäubungsgas eingesetzt. Bei der Aktion wurde niemand verletzt bzw. die UN-Kommission konnte sich erfolgreich zurückziehen. Dennoch bleiben sehr viele Fragen ungeklärt.

Noch am Vortag versicherte der Friedensnobelpreisträger und Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, dass „unsere Streitkräfte nicht auf Zivilisten schießen“. Dieser Vorfall wirft wieder ein sehr schlechtes Licht auf die Einsatzkräfte und straft auch den Präsidenten mit seiner Aussage. Lokale Organisationen und Bauern, die Opfer des Angriffs vor zwei Wochen wurden, erklären die Polizei für schuldig, und die verübte Tat an der UN-Mission bekräftigt die Anschuldigungen noch weiter. Angesichts der erdrückenden Beweislage fordert das Nationale Menschenrechtsbüro eine „spezielle Untersuchung“ des Massakers, aus dem alle Fakten ersichtlich werden.

Nach dem Angriff auf die Kommission in Tumaco entschuldigte sich ein führender Polizeifunktionär mit der Aussage: Die Schüsse hätten nicht der Untersuchungskommission gegolten, sondern sich gegen 200 Bauern gerichtet, die zu dieser Zeit in eine nahegelegene Polizeibasis eindringen wollten.

Der Angriff auf die Kommission bleibt aber nicht das einzige Ereignis, das die Beweise an dem Massaker an den Bauern untermauert: Noch am selben Tag töteten Einsatzkräfte in der südwestlichen Provinz Departamento de Cauca bei einer Demonstration die indigene Journalistin Efegenia Vásquez und verletzten 60 weitere Menschen, drei von ihnen schwer. Bei den Protesten waren insgesamt 5.000 indigene Personen beteiligt, um an ein mit der Regierung vereinbartes Abkommen zu erinnern. Die Vereinbarung sah vor, dass Gebiete, die vorher der Indigenen-Gemeinschaft Kokonuko gehörten, bis zum 23. September dieses Jahres ihnen wieder zurückgegeben werden mussten. Es ist aber bis heute nicht passiert.3

Wie es scheint, schreckt das Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen die kolumbianische Regierung nicht davor zurück, mit Gewalt gegen Demonstranten, die ihre Lebensgrundlage und Eigentum verteidigen, vorzugehen. Das Vorgehen verschärft sich jetzt eher und ist vor allem auf die Zivilbevölkerung gerichtet. Diese Verstöße gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung lassen die bisher erzielten Erfolge der Regierung im Rahmen der Friedensverhandlungen nun wieder erblassen.1

  1. amerika21.de: Staatliche Einsatzkräfte in Kolumbien verüben erneut Massaker; 07.10.2017 [] []
  2. colombiareports.com: Southwest Colombia furious at security forces after ’15 killed’ in massacre; 06.10.2017 []
  3. amerika21.de: Kolumbien: Staatliche Einsatzkräfte greifen nach Massaker in Tumaco UN-Mission an; 14.10.2017 []

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