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Der Nordosten Mexikos hat trotz der Schwächung der beiden mächtigsten kriminellen Organisationen in der Region, das Golf Kartell und Los Zetas, weiterhin mit zunehmender Gewalt zu kämpfen. Das Gebiet um die beiden Bundesstaaten Tamaulipas und Veracruz ist wegen seiner Nähe zu den USA und dem Golf von Mexiko ein Schlüsselareal für Drogenkartelle. Tamaulipas besitzt mit den Städten Reynosa und Nuevo Laredo zwei der größten Grenzübergänge zu den USA im ganzen Land. | Bild: © n.v.

Zersplitterung der Kartelle und Korruption führen im Nordosten Mexikos zu steigender Gewalt

Der Nordosten Mexikos hat trotz der Schwächung der beiden mächtigsten kriminellen Organisationen in der Region, das Golf Kartell und Los Zetas, weiterhin mit zunehmender Gewalt zu kämpfen. Das Gebiet um die beiden Bundesstaaten Tamaulipas und Veracruz ist wegen seiner Nähe zu den USA und dem Golf von Mexiko ein Schlüsselareal für Drogenkartelle. Tamaulipas besitzt mit den Städten Reynosa und Nuevo Laredo zwei der größten Grenzübergänge zu den USA im ganzen Land. | Bild: © n.v.

Der Nordosten Mexikos hat trotz der Schwächung der beiden mächtigsten kriminellen Organisationen in der Region, dem Golf-Kartell und Los Zetas, weiterhin mit zunehmender Gewalt zu kämpfen. Das Gebiet um die beiden Bundesstaaten Tamaulipas und Veracruz ist wegen seiner Nähe zu den USA und dem Golf von Mexiko ein Schlüsselareal für Drogenkartelle. Tamaulipas besitzt mit den Städten Reynosa und Nuevo Laredo zwei der größten Grenzübergänge zu den USA im ganzen Land.1

Auf dem Papier erscheint die Situation im Nordosten Mexikos unverändert zu sein: Das Golf-Kartell und die Zetas haben die Region weitestgehend unter sich aufgeteilt und ihre jeweiligen Gebiete fest in der Hand. Keine der beiden rivalisierenden Organisationen ist stark genug, um die andere zu besiegen. Wenn man jedoch genauer hinsieht, kann man einen zunehmenden Niedergang der beiden Gruppen erkennen, einhergehend mit einer Zersplitterung der kriminellen Landschaft und einer instabilen politischen Situation.12

In Tamaulipas haben zum einen die Sicherheitskräfte in den letzten Monaten starken Druck auf die Kartelle ausgeübt. Sie konnten einige wichtige Erfolge für sich verbuchen. So wurde ein hochrangiges Mitglied des Golf-Kartells, das für die Finanzen verantwortlich war, im September festgenommen. Im gleichen Monat konnte einer der Bosse des Zeta–Ablegers, „Kartell des Nordostens“, verhaftet werden. Den Behörden gelang es außerdem, Teile der „Infrastruktur“ der Kartelle, wie Kasinos oder „safe houses“ zu beschlagnahmen.1

Zum anderen ist in Tamaulipas eine Zersplitterung sowohl des Golf-Kartells als auch der Zetas zu beobachten. Das Golf-Kartell hat mehrere Zellen, die in verschiedenen Städten konzentriert sind, und zum Teil unabhängig agieren. In den letzen Monaten gibt es Berichte darüber, dass sich diese Zellen nun teilweise gegenseitig bekämpfen. Auch die Zetas scheinen zunehmend in einzelne Zellen zu zerfallen, zudem treten Ableger der Organisation, wie das oben benannte Kartell des Nordostens auf den Plan. Neben den internen Kämpfen innerhalb der Gruppen bekämpfen sich die Zellen des Golf-Kartells und die Zellen der Zetas weiterhin gegenseitig.1

In Veracruz waren jahrelang die Zetas das dominante Drogennetzwerk. Doch ihre Macht wird jetzt durch das Kartell Jalisco Nueva Generacíon auf die Probe gestellt, das in den Bundesstaat expandiert. Die beiden Gruppen bekämpfen sich dort fast ununterbrochen bereits das ganze Jahr über. Dadurch hat sich die Sicherheitslage in Veracruz verschlechtert. Gab es 2014 noch 487 Morde, wird dieses Jahr wahrscheinlich die Zahl von 1.600 Morden übertroffen werden: eine Steigerung um 300 Prozent innerhalb von drei Jahren.3

Gerade in Veracruz sind die Verbindungen zwischen Politik und organisierter Kriminalität stark ausgeprägt. Auch in anderen mexikanischen Bundesstaaten werden schon seit langer Zeit Regierungsbeamte von den Kartellen bestochen, doch in Veracruz verschwamm in den vergangenen Jahren die Grenze zwischen Kriminalität und Staat. Man hatte das Gefühl, als wäre die Regierung des Bundesstaats nur der verlängerte Arm der Zetas oder ein weiterer Ableger des Kartells. Der Ex-Gouverneur Javier Duarte, bis 2016 im Amt, war sechs Monate lang auf der Flucht, bevor er im April in Guatemala gefasst und an Mexiko ausgeliefert wurde. Er sieht sich massiven Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.145

Gerade diese instabile politische Situation, hervorgerufen durch Korruption, trägt zur Verschlimmerung der Situation in der Region bei. Laut Jesús Cantú, politischer Analyst beim Technologischen Institut in Monterrey, gebe es in Mexiko nur wenige Orte, wo Korruption weiter verbreitet sei als in Tamaulipas. Die Verbindungen zwischen hochrangigen Beamten und der organisierten Kriminalität seien tief verwurzelt. Die beiden Ex-Gouverneure Tomás Yarrington und Eugenio Hernández wurden unlängst wegen Geldwäsche für Drogenkartelle in den USA angeklagt.65

In Tamaulipas werden der Partido Revolucionario Institucional (PRI) schon lange enge Verbindungen zu den Kartellen vorgeworfen. Doch selbst wenn es einen Regierungswechsel gibt und eine andere Partei an die Macht kommt, nimmt die Gewalt oft nicht ab. 2016 wurde mit Francisco Cabeza de Veca ein Gouverneur gewählt, der nicht der PRI angehört. Dennoch steigt die Anzahl der Morde in Tamaulipas an.2

Laut Mike Vigil, dem früheren Leiter für internationale Operationen der DEA, gehen Machtwechsel in der Politik auch mit wechselnden Allianzen zwischen Regierungsbeamten und Kartellen einher. Manche kriminelle Gruppen, die zuvor noch den Behörden Schmiergeld zahlten und sich so einen gewissen Schutz erkauften, würden sich mit einem plötzlichen Machtverlust konfrontiert sehen. Dies würde zu steigender Gewalt führen.2

Man kann sehen, dass die Zersplitterung der kriminellen Organisationen und die instabile politische Landschaft, einhergehend mit Korruption, die Situation zusätzlich verschlimmert und die Gewalt dadurch zunimmt. Gerade die Regierung in Mexiko-Stadt muss die grassierende Korruption landesweit viel stärker bekämpfen, als das aktuell der Fall ist. Doch Präsident Peña Nieto lässt eine klare Strategie vermissen, zudem ist er im Land extrem unpopulär. 2018 stehen in Mexiko Wahlen an. Für die Bevölkerung bleibt zu hoffen, dass dann ein Kandidat antritt, der einen klaren Plan im Anti-Korruptionskampf erkennen lässt, den er konsequent zu verfolgen bereit ist.7

  1. InSight Crime: Zetas-Gulf Cartel Conflict Continues to Rock Mexico’s Northeast; Artikel vom 14.11.17 [] [] [] [] []
  2. Business Insider: Turmoil in Mexico’s criminal underworld is intensifying the violence in a valuable border territory; Artikel vom 30.06.17 [] [] []
  3. InSight Crime: Zetas-Gulf Cartel Conflict Continues to Rock Mexico’s Northeast; Artikel vom 14.11.17 []
  4. The New York Times: Javier Duarte, Mexican Ex-Governor Accused of Diverting Money, Is Captured; Artikel vom 16.04.17 []
  5. InSight Crime: Violence in Veracruz as Cartels Adapt to New Political Dynamic; Artikel vom 16.03.17 [] []
  6. Foreign Policy: Ballots and Bullets in the Heat of Mexico’s Drug War; Artikel vom 01.06.16 []
  7. Süddeutsche Zeitung: Peña Nieto, der führende Zauderer Mexikos; Artikel vom 27.01.17 []

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