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USA macht Druck: Widersprüchliche Aussagen in Kolumbien in Bezug auf Koka- Eradikationsziel 2018

In Kolumbien zog man diesen Dezember ein Fazit zu der bisherigen Umsetzung der Koka-Eradikation 2017 und gab Eradikationspläne für das Jahr 2018 bekannt. Der kolumbianische Verteidigungsminister, Luis Carlos Villegas, sagte in einer Pressemitteilung, dass die Behörden ihr Ziel der gewaltsamen Ausrottung von 50.000 Hektar Koka-Ernte dieses Jahr erreicht bzw. sogar überschritten hätten. Er gab zudem bekannt, dass 2018 63.000 Hektar der Koka-Ernte beseitigt werden, 23.000 Hektar davon durch freiwillige Ersetzung mit Nutzpflanzen und 40.000 Hektar durch Vernichtung. Jedoch hatte die kolumbianische Regierung hier scheinbar widersprüchliche Aussagen bezüglich der Menge an Koka getätigt, die im nächsten Jahr mithilfe des Militärs ausgerottet werden soll. | Bild: © n.v.

In Kolumbien zog man diesen Dezember ein Fazit zu der bisherigen Umsetzung der Koka-Eradikation 2017 und gab Eradikationspläne für das Jahr 2018 bekannt. Der kolumbianische Verteidigungsminister, Luis Carlos Villegas, sagte in einer Pressemitteilung, dass die Behörden ihr Ziel der gewaltsamen Ausrottung von 50.000 Hektar Koka-Ernte dieses Jahr erreicht bzw. sogar überschritten hätten. Er gab zudem bekannt, dass 63.000 Hektar der Koka-Ernte in 2018  beseitigt werden würden, 23.000 Hektar davon durch freiwilliges Ersetzen mit Nutzpflanzen und 40.000 Hektar durch Vernichtung. Jedoch hatte die kolumbianische Regierung hier scheinbar widersprüchliche Aussagen bezüglich der Menge an Koka getätigt, die im nächsten Jahr mithilfe des Militärs ausgerottet werden soll. 1)

Denn der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, kündigte nach der Aussage des Verteidigungsministers an, dass 63.000 Hektar im Jahr 2018  nur ausschließlich mithilfe von Waffen angegangen werden sollen. Während man sich in Kolumbien noch über die Menge dieser Beseitigung sowie über die Mittel „uneinig“ ist, werfen die bisherigen Ereignisse der „Auslöschungskampagne“ die Frage auf, inwiefern die Durchführbarkeit dieser Strategie noch gewährleistet ist. 1)

Der Widerspruch zwischen den Erklärungen von Santos und Villegas reflektiert den Kampf der Regierung, eine ausgeglichene Balance der gewaltsamen Eradikation mit dem Nachhaltigkeitsprogramm zu erreichen, was aber bis heute nicht gelingt. Kolumbien legte Anfang 2017 Pläne auf den Tisch, um bis zum Ende des Jahres 100.000 Hektar Koka-Ernte zu beseitigen. Dabei sollten 50.000 Hektar durch erzwungene Eradikation und 50.000 Hektar durch den Ersatz der Koka-Pflanze mithilfe anderer nachhaltiger Nutzpflanzen vernichtet werden. Doch ein im Oktober 2017 veröffentlichter Bericht der „Stiftung Ideen für Frieden“ (Fundación Ideas Para la Paz – FIP) stellte zum Bedauern fest, dass der Regierung bis zum 30. September nur 5 Prozent ihres Substitutionszieles der Koka-Ernte gelungen waren, und dass man so nur bis auf 20 Prozent Ende 2017 kommen wird. Darüber hinaus sagten kolumbianische Militärquellen gegenüber der Organisation InSight Crime, dass die gewaltsamen bzw. erzwungenen Eradikationszahlen dieses Jahr möglicherweise aufgebläht wurden, um die derzeitigen Bemühungen erfolgreicher aussehen zu lassen, als es tatsächlich der Fall gewesen ist. 1)

Die kolumbianische Regierung konzentriert sich darauf, ihre Eradikationsmaßnahmen zu loben, was sehr wahrscheinlich auf den großen Druck von Seiten der USA zurückzuführen ist. Die US-Regierung bezeichnete den kolumbianischen Staat aufgrund der rekordverdächtigen Kokainproduktion diesen September als „nicht konform“ mit den Drogenbekämpfungsmaßnahmen. Der „Senior Associate“ im Washingtoner Büro für Lateinamerika (WOLA), erklärte, dass der Fokus auf die Militärmaßnahmen „in erster Linie dem Druck der USA geschuldet ist“. „Kolumbien hat das Bedürfnis, die Amerikaner glücklich zu machen. Es hat sehr viel mit dem Druck zu tun, der aus den USA kommt, der auch in der Obama-Regierung relativ stark war.“ 1)

Die stetige Betonung der Regierung, gewaltsame Maßnahmen auszuführen, hatte in verschiedenen Bauerngemeinden, die die Koka-Ernte für ihren Lebensunterhalt brauchen, für großen Wirbel gesorgt bzw. sie bis heute verärgert. Im Oktober 2017 kam es zu einem Vorfall, der für Aufsehen gesorgt hatte. In der südwestlichen Hafenstadt „Tumaco“ protestierten Bauern friedlich gegen die Zwangsausrottung ihrer Ernten. Der friedliche Protest führte schließlich zum Tod von mindestens neun demonstrierenden Zivilisten, die vom kolumbianischen Militär brutal niedergeschossen wurden. Obwohl diese Kampagne nur begrenzte Erfolge bei der Eindämmung des Drogenproblems im Staat zu verbuchen hat, ist sie leichter zu organisieren und durchzuführen als die freiwilligen nachhaltigen Substitutionsprogramme, die mit erheblichen politischen und logistischen Hindernissen zu kämpfen haben. Darum könnte es auch in Zukunft zu einer solch tödlichen Konfrontation wie in Tumaco kommen. 1)

Natürlich hatte der kolumbianische Präsident Santos in seiner Ansprache vom 14. Dezember 2017 bekräftigt, dass die Regierung nicht alle ihre Ziele erreicht hat und erklärt, dass der nachhaltige Substitutionsprozess der Koka-Ernten, obwohl gewisse Fortschritte gemacht werden, „nicht über Nacht geschieht“. Wann es aber mit den Nachhaltigkeitsprogrammen bergauf geht und die Zwangsausrottung weniger oder sogar übertroffen wird, das wurde nicht mitgeteilt. Jedoch ist genau das der richtige Weg, den die USA blockieren. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. InSight Crime: Colombia Sends Mixed Messages on 2018 Eradication Goal; 18.12.2017

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