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Guerillas in Paraguay: Gewaltzunahme wegen Marihuana-Handel?

Cannabis Paraguay

| Bild: © (c) Yellowj - Dreamstime.com

In Paraguay mussten fast 130 Mennoniten-Familien ihr Zuhause verlassen und in den Westen des Landes flüchten. Mennoniten sind Mitglieder einer evangelischen Freikirche. Diese haben sich unter anderem in San Pedro, einem zentral gelegenen Bundesland, niedergelassen, bevor sie in den Westen nach Boquerón fliehen mussten. Der Grund dafür: Drohungen der im Jahr 2008 gegründeten Paraguayan People’s Army (Ejército del Pueblo Paraguayo – EPP), einer Guerilla-Organisation des Landes.  Vertrieben wurden die Betroffenen von einem Ort, der sich in der Nähe einer Drogenschmuggelroute befindet. Es wird vermutet, dass die EPP sich am blühenden Marihuana-Handel im Land beteiligt. 1)

Paraguay ist der führende Marihuana-Hersteller in Südamerika. Als Cannabis-Lieferant nimmt es eine wichtige Rolle im internationalen Drogengeschäft ein. 1960 wurden die ersten Marihuana-Pflanzen nahe der brasilianischen Grenze angebaut. Mittlerweile sind in weitaus mehr Regionen Cannabis-Plantagen vorzufinden. Neun Prozent des gehandelten Marihuanas weltweit stammt aus Paraguay. Nur ein Prozent der in Paraguay angepflanzten Droge wird von der Bevölkerung konsumiert.

Was anfangs noch klein und relativ harmlos begann, entwickelte sich innerhalb von 40 Jahren zu einem boomenden Geschäft, das satte Gewinne und steigende Gewalt sowie Mordraten zu Folge hat. Denn der Marihuana-Anbau ist nur der erste Schritt auf der „Drogenhandel-Leiter“. Die meisten Händler steigen mit Cannabishandel ein, um später mit Kokain zu handeln.  Das südamerikanische Land ist im Drogengeschäft nicht nur wegen des Marihuanas bekannt, es fungiert für die Nachbarländer als Transitstaat. Bolivien zählt zu den größten Kokain-Produzenten. Um die illegalen Substanzen nach Brasilien zu befördern, werden sie zuerst nach Paraguay transportiert. 2) 3)

Mitte 2017 wurde ein Zusammenhang zwischen der EPP und dem Marihuana-Handel noch bestritten. Laut einer 3-jährigen Feldforschung in der nördlichen Region von Paraguay habe die selbsternannte Armee Paraguays nichts mit dem Drogenhandel zu tun. Mittlerweile besteht jedoch Grund zu der Annahme, dass die Guerillas Teil des kriminellen Geschäfts sind. In den letzten Jahren nahm die von ihnen ausgehende Gewalt in Paraguay zu. Experten vermuten, dass die Zunahme an Entführungen, Lösegelderpressungen und territorialer Kontrolle mit dem Ziel zusammenhängt, ihre Präsenz in für den Marihuana-Handel  wichtigen Regionen zu verstärken.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die EPP nach erfolgreichen Drogengeschäften mit Cannabis auch im Bereich des Kokain-Handels tätig werden möchte. Dieses wird unter anderem in andere Staaten Südamerikas und Europa transportiert. Die Nachfrage ist groß und der Handel dementsprechend rentabel. Solange die Bevölkerung in Europa und Südamerika die Betäubungsmittel kauft, nimmt das Drogengeschäft in Paraguay nicht ab. Dass damit Gewalt gegenüber der Bevölkerung einhergeht, wird billigend in Kauf genommen. 1)  2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Insight Crime: Is Paraguay’s EPP Expanding Role in Marijuana Trade?; Artikel vom 19.01.2018
  2. tni: Paraguay: The cannabis breadbasket of the Southern Cone; Artikel vom 03.10.2016
  3. The Washington Post: Drug production is booming in Paraguay, and so is violence; Artikel vom 17.08.2017

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