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Abgrenzung von den USA: Bolivien setzt auf Eigeninitiative im Kokainhandel

Seit der Legalisierung der Cocapflanze 2006 ist Bolivien nicht nur einer der weltweit größten Coca-Anbauer, sondern auch Kokainhersteller und –exporteur. In den meisten Teilen der Welt gilt die Cocapflanze als Hauptbestandteil von Kokain. Somit ist der Besitz und Konsum illegal. Doch in den Anden gilt das Cocablatt als heilig. | Bild: © n.v.

Seit der Legalisierung der Kokapflanze 2006 ist Bolivien nicht nur einer der weltweit größten Koka-Anbauer, sondern auch Kokainhersteller und -exporteur. In den meisten Teilen der Welt gilt die Kokapflanze als Hauptbestandteil von Kokain. Somit ist der Besitz und Konsum illegal. Doch in den Anden gilt das Kokablatt als heilig. Die Blätter gelten als wichtiger kultureller und sozialer Teil des Lebens und sind keine abhängig machende Droge. Das Problem dabei ist, dass ein erheblicher Teil des Anbaus nicht für die vorhergesehene Teeproduktion, als Heilmittel oder für religiöse Zeremonien verwendet wird. Er wird in Labors zur „Pasta Básica“ gepresst, das die Vorstufe zur Kokainherstellung ist 1) . Die Produktion wird vor allem von Drogenbanden beherrscht, in deren Fänge Kleinbauern bewusst oder unbewusst hineingeraten 2) .

Der bolivianische Präsident Evo Morales ist überzeugter Verfechter der Kokapflanze, deren medizinische Bedeutung ein wichtiger Bestandteil für die indigenen Bolivianer ist. Die Droge Kokain lehnt er ab. Seiner Meinung nach ist das Kokablatt dem Drogenhandel und dem Kapitalismus zum Opfer gefallen. 3) Aus diesem Grund unterstützt er den Kampf gegen den Drogenhandel. Doch anders als die meisten südamerikanischen Länder lehnt er die Hilfe der USA und die damit verbundene multilaterale Drogenpolitik strikt ab. Er ist der Ansicht, dass der nordamerikanische Staat sein innerstaatliches Drogenproblem nicht bekämpfen kann. Somit sollte die Regierung Trumps sich vorerst um ihre eigene Bevölkerung kümmern, bevor sie in anderen Staaten interveniert. 3) Dabei benutzen die USA den scheinheiligen Drogenkrieg als Militärstrategie, um ressourcenreiche Regionen auszunutzen. Aus diesem Grund setzt der Präsident auf eigene Methoden zur Reduzierung illegaler Kokaanbauflächen sowie bei der Bekämpfung des Drogenhandels. 4)

Aktuell arbeitet Bolivien mit seinem Nachbarstaat Peru gegen den transnationalen Drogenhandel. Die Zusammenarbeit ist dabei von Vorteil, da es sich um die Grenzregion des Amazonas handelt. Der Weg über den Regenwald gilt als eine der Hauptrouten der Drogenschmuggler. Dabei steht vor allem der Luftraum der beiden Staaten im Fokus, seitdem die Luftbrücke zwischen Peru und Bolivien einen regelrechten Drogen-Boom ausgelöst hat. Fünfzig Prozent des peruanischen Kokains wird so von und nach Bolivien gebracht 5) . Im Mai 2016 wurde das Abkommen „PERBOL 1“ im Kampf gegen die Drogenhändler via Luftbrücke unterzeichnet. Knapp zwei Jahre später führen die Staaten nun diese Operation aus, um illegale Flugzeuge aufzuspüren und zu identifizieren. Aufgrund der Lage Boliviens als Binnenstaat zu fünf anderen Ländern ergeben sich strategische Vorteile für den Drogenhandel.  Aus diesem Grund plant die bolivianische Regierung den Nachfolger „PERBOL 2“ in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Nachbarn. 6) Es ist nicht verwunderlich, dass sich Bolivien unter seinem sozialistischen Präsidenten von der westlichen Welt abgrenzt.

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Informationsstelle Peru e.V.: Peru ist Weltmeister im Koka-Anbau; Artikel vom 28.10.2013
  2. Blog Viventura: Koka in Bolivien: Fluch oder Segen?; Artikel vom 30.05.2009
  3. Amerika21: Präsident von Bolivien: US-Krieg gegen die Drogen ist gescheitert; Artikel vom 23.04.2016
  4. Blick: Herr Morales, soll die Schweiz Kokain legalisieren?; Interview vom 18.12.2017
  5. InsightCrime: Over 1,000 ‚Drug Strips‘ Linked to Bolivia-Peru Air Bridge; Artikel vom 09.06.2016
  6. Diálogo: Peru and Bolivia Close Airspace to Narcotrafficking; Artikel vom 01.02.2018

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