Die thailändische Betäubungsmittelbehörde (NSB) hat im Rahmen einer drei-wöchigen Razzia gegen den Drogenhandel im eigenen Land beachtliche Mengen an Drogen sichergestellt. Über 700 Kilogramm, darunter hauptsächlich die Partydroge „Ice“ (Crystal Meth), aber auch Marihuana, wurden der Presse in Bangkok vergangene Woche präsentiert. Zudem hat die Polizei in diesem Jahr bereits eine Tonne Crystal Meth im Süden Thailands an der Grenze zu Myanmar konfisziert. Wie so häufig lassen solche Funde auf ein erhöhtes Aufkommen an Drogen im Land schließen.1
In diesem Jahr konnten die Drogenbekämpfungseinheiten der thailändischen Polizei bereits in verschiedenen Landesteilen ähnlich große Mengen an Drogen beschlagnahmen. Daran lässt sich die Entwicklung Thailands zu einem transnationalen Transitland für den Schmuggel von pflanzenbasierten wie auch synthetischen Drogen erkennen. Besonders der Handel mit synthetischen Drogen ist, passend zum weltweiten Trend hin zum Konsum von chemischen Rauschmitteln, in den letzten Jahren enorm angestiegen. Die Lage Thailands als Teil des berüchtigten „Goldenen Dreiecks“, dem nach Afghanistan zweitgrößten Anbaugebiet für Schlafmohn auf der Welt, ist verantwortlich für das immer größer werdende Handelsvolumen. Als „Goldenes Dreieck“ wird das hügelige schwer überschaubare Dschungelgebiet im Norden Thailands sowie in Laos und Myanmar bezeichnet. Diese Grenzregion, die seit Jahrzehnten für ihren Anbau von Schlafmohn bekannt ist und große Teile des Weltmarktes für Heroin und Opium bedient, ist zudem mittlerweile zu einem führenden Produzenten von synthetischen Drogen geworden. Die immer größer werdende Zahl an synthetischen Drogenküchen in der Region bedeutet aber keineswegs eine Abnahme des Anbaus von Mohn und der Produktion von Heroin. Laut Angaben der Vereinten Nationen hat sich in Myanmar in den letzten zehn Jahren die Produktion mehr als verdoppelt. Der Schmuggel von Heroin aus dem Norden Thailands in Richtung Bangkok ist auch stetig angestiegen.234
Thailands Rolle in der Herstellung von Drogen jeglicher Art ist zurückgegangen, umso mehr dient es den Verbrechersyndikaten, die hauptsächlich in Myanmar, aber auch in Laos produzieren, als Transit- und Abnehmerland. Vor allem die politisch instabile Situation in Myanmar begünstigt die Drogenproduktion im Grenzgebiet zu Thailand. Von hier aus werden die Drogen dann über die Grenze geschmuggelt und weiter nach Malaysia transportiert, um von dort in die ganze Welt geliefert zu werden. Die Drogenlabore, die meist von Milizen betrieben werden, welche seit Jahrzehnten mit der burmesischen Armee im Krieg stehen, produzieren bis zu 2 Milliarden Amphetamin-Tabletten jährlich. Eine Tablette kostet in der Herstellung lediglich 10 baht, was umgerechnet in Euro 25 cent sind. Sobald die Tablette Thailand erreicht hat, bemisst sich ihr Preis auf der Straße zwischen 80 und 100 baht, also ca. 2,50 Euro. Diese riesigen Gewinnmargen der in Myanmar produzierten Tabletten veranlassen international agierende Verbrecherorganisationen, auch in Laos Drogenlabore zu errichten. Das Ergebnis sind Meldungen wie diese von Ende Januar dieses Jahres: “Thailand’s navy has seized 11 million meth pills from traffickers crossing from Laos via the Mekong River.“ Solche Meldungen häufen sich, jedoch wissen die Verantwortlichen selbst, dass es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Der Generalsekretär der thailändischen Betäubungsmittelkontrollbehörde Sirinya Sitthichai äußerte sich in einem Interview dazu, dass die Beschlagnahmung von 11 Millionen Amphetamin-Tabletten in Thailand zu einer Nachproduktion von dreimal so vielen Tabletten in den Drogenküchen im „Goldenen Dreieck“ führt. Auch die verbesserte Zusammenarbeit im Kampf gegen den Drogenschmuggel mit den Regierungsbehörden in Laos, Myanmar sowie mit den malaysischen Behörden führten kaum spürbare Verbesserung herbei. Thailand hatte sich längst zum Transitland im internationalen Drogenschmuggel entwickelt.56
Auch die restriktive Drogenpolitik im Land, ähnlich dem Drogenkrieg von Präsident Duterte auf den Phillipinen, zeigte nur mäßigen Erfolg und konnte weder den Schmuggel noch den Konsum eindämmen. Drogen sind weiterhin ein riesieges Problem in Thailand. Besonders die Jungen verfallen ihnen und das führt zu Familienproblemen und Kriminalität. In Thailand sind es vor allem die Jaba-Pillen, ein billiger Verschnitt von Amphetaminen und Koffein, die in allen Gesellschaftsbereichen Einzug gehalten haben. Wer es sich leisten kann, konsumiert pures Methamphetamin. Die strikten Drogengesetze in Thailand gehen nicht zuletzt auch auf den ehemaligen Ministerpräsident Thaksin Shinawatra zurück, der 2003 einen ähnlich blutigen Krieg gegen die Drogen führte, wie es Duterte heute auf den Philippinen tut. Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass damals bis zu 2800 Menschen bei außergerichtlichen Tötungen ums Leben kamen. Aber auch heute sind die Drogengesetze kaum gelockert. Es drohen Schmugglern und Abhängigen noch immer harte Strafen. Die Gefängnisinsassen in Thailand bestehen zu 70 Prozent aus Drogenabhängigen oder-kriminellen. Die Haftstrafen für den Besitz von kleinsten Mengen führen zu langen Haftstrafen. Bei großen Mengen muss auch heute noch mit der Todesstrafe gerechnet werden. In Thailand werden immer mehr Stimmen laut, die ein Umdenken in der Drogenpolitik fordern, denn die harten Strafen haben keineswegs die Lösung des Drogenproblems vorangetrieben, sondern für viel Leid und überfüllte Gefängnisse gesorgt. Thailand ist, wie es scheint, ein Spielball des weltweiten Drogenhandels geworden, der sich seiner Rolle als Transitstaat bewusst ist, doch in der Bekämpfung des Problems alleine da steht.7
- the Sundaily: Thailand battles with record amount of drug seizures; Artikel vom 15.02.2018 [↩]
- Bangkok Post: Drug gangs use Thailand as transit point to Malaysia; Artikel vom 12.02.2018 [↩]
- the Sundaily: Thailand to allow Malaysian police to question arrested drug smugglers; Artikel vom 31.01.2018 [↩]
- The Nation: Thai crackdown lead to creation of „new“ meth in Golden Triangle; Artikel vom 20.01.2018 [↩]
- Politiko.com.ph: Thai navy says 11 million pill haul a record from Laos; Artikel vom 25.01.2018 [↩]
- infosperber: Wo die Drogen bereits ein Wirtschaftsfaktor sind; Artikel vom 13.02.2017 [↩]
- SRF: Drogenproblem in Thailand nicht gelöst; Artikel vom 16.09.2016 [↩]