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Carlos Alvarado Quesada ist neuer Präsident Costa Ricas. Der 38-jährige Journalist und ehemalige Arbeitsminister der linksliberalen Regierungspartei PAC (Partido Acción Ciudadana) erhielt am Ostersonntag etwa 60 Prozent der Wählerstimmen und konnte sich somit gegen seinen Konkurrenten, den evangelikalen Priester Fabricio Alvarado Muñoz, durchsetzen. Rund 3,3 Millionen Costa-Ricaner waren dazu aufgerufen, ihr neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. | Bild: © n.v.

Präsidentschaftswahl in Costa Rica: Kann der neue Amtsinhaber der Drogenproblematik Herr werden?

Carlos Alvarado Quesada ist neuer Präsident Costa Ricas. Der 38-jährige Journalist und ehemalige Arbeitsminister der linksliberalen Regierungspartei PAC (Partido Acción Ciudadana) erhielt am Ostersonntag etwa 60 Prozent der Wählerstimmen und konnte sich somit gegen seinen Konkurrenten, den evangelikalen Priester Fabricio Alvarado Muñoz, durchsetzen. Rund 3,3 Millionen Costa-Ricaner waren dazu aufgerufen, ihr neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. | Bild: © n.v.

Carlos Alvarado Quesada ist neuer Präsident Costa Ricas. Der 38-jährige Journalist und ehemalige Arbeitsminister der linksliberalen Regierungspartei PAC (Partido Acción Ciudadana) erhielt am Ostersonntag etwa 60 Prozent der Wählerstimmen und konnte sich somit gegen seinen Konkurrenten, den evangelikalen Priester Fabricio Alvarado Muñoz, durchsetzen. Rund 3,3 Millionen Costa-Ricaner waren dazu aufgerufen, ihr neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. Ein erster Wahlgang hatte ursprünglich bereits Anfang Februar stattgefunden. Da jedoch keiner der Kandidaten die für den Wahlsieg notwendigen 40 Prozent der Stimmen erzielen konnte, kam es nun vor zwei Tagen zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen im ersten Wahlgang. Im Wahlkampf standen soziale und wirtschaftliche Themen, wie der Streit um die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe, die hohe Verschuldung des Landes und Korruptionsaffären im Vordergrund. Andere Probleme, wie der Gewaltanstieg in den letzten Jahren, mit denen der als demokratisches Musterland geltende zentralamerikanische Staat zu kämpfen hat, wurden dadurch etwas überschattet.1234

So registrierte Costa Rica letztes Jahr mit 12,1 Morden pro 100.000 Einwohner die höchste Mordrate seiner Geschichte. Ein im regionalen Vergleich zwar eher geringer Wert, der allerdings trotzdem Anlass zur Sorge gibt. Ein im September letzten Jahres veröffentlichter Regierungsbericht macht vor allem die organisierte Kriminalität dafür verantwortlich. 25 Prozent der im Land begangenen Morde würden mit dem Drogenhandel in Verbindung stehen. Auch Geoff Thale vom Washington Office on Latin America führt den Gewaltanstieg vor allem auf Kämpfe um Drogenschmuggelrouten zurück.156

Mexikanische und kolumbianische Kartelle nutzen Costa Rica schon seit einiger Zeit als Transitland für Kokain auf dem Weg in die USA und nach Europa. Der zentralamerikanische Staat ist wegen seiner strategischen Lage, den langen und zumeist unbewachten Atlantik- und Pazifikküsten und der geringen Zahl seiner Sicherheitskräfte (Costa Rica hat seit 1949 kein eigenes Militär mehr) für Drogennetzwerke attraktiv. Die südliche Grenze zu Panama und die nördliche Grenze zu Nicaragua, beide ebenfalls wichtige Transitstaaten, sind vielerorts durchlässig und schlecht ausgebaut.78910

Jorge Rojas, der Direktor der zum Obersten Justizgerichtshof gehörenden Behörde OIJ, beklagt die zunehmende Rolle seines Landes als „Treffpunkt“ für die kolumbianischen und mexikanischen Kartelle. Die Kolumbianer würden das Kokain nach Costa Rica schmuggeln und dort an die Mexikaner weiterverkaufen. Zudem werden oft Einheimische, die sich um die Logistik kümmern sollen, von den Kartellen als Gehilfen angeheuert und praktisch als Subunternehmer beschäftigt. Sie holen die Kokain-Lieferungen an strategisch günstigen Punkten im ganzen Land ab, insbesondere entlang der Pazifik-Küste und der Karibik-Küste, um sie anschließend zwischenzulagern und für einen Weiterversand tauglich zu machen. Die costa-ricanischen Behörden tun sich schwer damit, die Einfuhr der Droge zu stoppen.911

Generalstaatsanwalt Jorge Chavarría gab unlängst zu bedenken, dass ein Teil des Gewaltanstiegs in Costa Rica auch auf die Folgen der Vorgehensweise der kolumbianischen und mexikanischen Kartelle zurückzuführen sei. Sie würden costa-ricanische Gangs, die ihnen beim Schmuggel des Kokains helfen würden, mit Drogen bezahlen. Die erhöhte Verfügbarkeit von Rauschmitteln, würde die Gangs dazu animieren, selbst in den Vertrieb einzusteigen. Es sei dann der bewaffnete Kampf um eine Monopolstellung bei der Versorgung lokaler Märkte, der zu Gewaltwellen führe. Tatsächlich lässt sich beobachten, dass der Drogenkonsum in der costa-ricanischen Bevölkerung zunimmt. Nach Angaben des Instituts für Alkoholismus und Drogenabhängigkeit in Costa Rica hat sich der Prozentsatz der Bürger, die angeben, vor kurzem Kokain konsumiert zu haben, im letzten Jahrzehnt fast versechsfacht.611

Effektive Maßnahmen, um gegen die Rolle Costa Ricas als Drogentransitstaat vorzugehen, sollten eine der Prioritäten der vierjährigen Amtszeit von Alvarado Quesada sein. Doch der designierte Präsident blieb während des Wahlkampfs in Bezug auf seine Sicherheitspolitik eher vage. Parker Asmann kritisiert in einem Artikel für InSight Crime, dass bislang keine klare Strategie erkennbar sei, wie Costa Rica den Drogenschmuggel, die ansteigende Gewalt und vor allem die Drogenproblematik an der Wurzel bekämpfen wolle. So habe Alvarado zwar beispielsweise vorgeschlagen, die Sicherheitskräfte besser auszubilden und durch spezielle Bürgerprogramme im Rahmen einer Präventionskampagne für mehr Sicherheit zu sorgen. Doch konkrete Details sei er bisher schuldig geblieben. Man müsse nun abwarten, ob die neue Regierung in den nächsten Monaten Pläne für eine handfestere Sicherheitspolitik bekannt geben werde.1

  1. InSight Crime: Costa Rica’s Next President Lacks Plan to Tackle Insecurity; Artikel vom 02.04.18 [] [] []
  2. Deutsche Welle: Liberaler gewinnt Wahl in Costa Rica; Artikel vom 02.04.18 []
  3. Deutsche Welle: Schlüsselwahl in Costa Rica; Artikel vom 30.03.18 []
  4. Wikipedia: Costa Rica general election, 2018; Stand 03.04.18 []
  5. InSight Crime: InSight Crime’s 2017 Homicide Round-Up; Artikel vom 19.01.18 []
  6. Business Insider: Drug traffickers are pushing deadly violence to record levels in a tranquil corner of Latin America; Artikel vom 20.01.18 [] []
  7. Drogen Macht Welt Schmerz: Costa Rica; Stand 03.04.18 []
  8. United States Department of State: International Narcotics Control Strategy Report – Volume 1; veröffentlicht im März 2018 []
  9. The Costa Rica Star: Has Costa Rica Become a Hub for Drug Cartels?; Artikel vom 27.11.17 [] []
  10. Wikipedia: Costa Rica; Stand 03.04.18 []
  11. Drogen Macht Welt Schmerz: Ein Bericht enthüllt die transnationalen Stränge des Drogenhandels in Costa Rica; Artikel vom 17.11.17 [] []

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