Amerikanische Waffen heizen den Drogenkrieg in Lateinamerika an

Ein Amoklauf an einer Schule in Texas hat letzte Woche erneut 10 Opfer, darunter vor allem Jugendliche, gefordert. Es war die 22. Schießerei an einer amerikanischen Schule im Jahr 2018.1 Doch nicht nur in den USA selbst, sondern auch im Ausland werden amerikanische Waffen dazu genutzt, Morde und andere schreckliche Taten zu begehen. So sind Rüstungsgüter aus den USA in allen Krisengebieten der Welt zu finden, wo sie den Konflikt noch befeuern. Syrien, Jemen und viele lateinamerikanische Länder, in denen der Drogenkrieg tobt, sind nur einige wenige Beispiele. Doch eine stärkere Regulierung von Waffenverkäufen ist nicht in Sicht. Nicht nur sicherte Donald Trump der mächtigen amerikanischen Rüstungslobby NRA zu, die Gesetze im Inland nicht zu verschärfen. Er schlug außerdem eine Reform der Ausfuhrkontrolle für kleinere Schusswaffen vor, die deren Export noch weiter vereinfachen würde. Die Anzahl an Waffen aus den USA, die im Drogenkrieg in Lateinamerika sowohl von staatlichen Sicherheitskräften als auch von kriminellen Banden verwendet werden, könnte somit noch weiter ansteigen und zur Eskalation der Kämpfe beitragen.2

Die von der Trump-Regierung geplante Reform sieht vor, die Verantwortung für die Exportkontrolle von Handfeuerwaffen und deren Zubehör vom Außen- auf das Handelsministerium zu übertragen. Damit würden einige Registrierungspflichten und Kosten für die Rüstungsunternehmen wegfallen und somit die Ausfuhr dieser Waffen, zu denen auch halbautomatische Gewähre wie die bei Scharfschützen beliebte Barrett M82 zählen, erleichtern. Mit dieser Reform hofft die Regierung, die Verluste, die die amerikanische Waffenindustrie gerade auf dem heimischen Markt verzeichnen muss, durch steigende Exporte kompensieren zu können und sich somit die Gunst der NRA zu erhalten.3 Denn diese hat in den USA großen Einfluss und finanzierte unter anderem den Wahlkampf Trumps mit 30 Millionen Dollar.4

Kritiker befürchten jedoch, dass noch mehr Waffen aus den USA in die Hände krimineller Organisationen und terroristischer Gruppen, die sie für ihre Ziele und für Menschenrechtsverletzungen einsetzen, gelangen werden. Und auch die zunehmende Militarisierung der Sicherheitskräfte, die immer härter gegen Terroristen sowie Drogenbanden vorgehen und dabei zahlreiche Menschenrechte verletzen sowie die Zivilbevölkerung gefährden, wird dadurch gefördert. Besonders in den lateinamerikanischen Ländern – allen voran in Mexiko – wird ein Anstieg an Waffen erwartet, die die Gewaltspirale und den Drogenkrieg weiter anheizen. Dieser hat alleine in Mexiko im Jahr 2017 25.000 Tote gefordert und trifft insbesondere die Zivilbevölkerung hart.2

Schon jetzt stammt ein Großteil der in Mittelamerika verwendeten Waffen aus den USA. Diese gelangen entweder auf legalem oder illegalem Wege in die Länder. So schlossen im Jahr 2015 und 2016 die amerikanischen Waffenhersteller und die mexikanische Regierung Verträge mit einem Volumen von rund 276 Millionen US-Dollar. Besonders seit die Regierung den mexikanischen Drogenbanden den Krieg angesagt hat, sind die Nachfrage Mexikos nach Waffen und somit auch die amerikanischen Waffenexporte in das Land enorm angestiegen.5 Doch der Handel mit Waffen ist nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Schmuggler ein lukratives Geschäft. Denn dank der laxen Gesetze in den USA können Waffen dort sehr einfach und billig erworben werben. Schmuggler verkaufen sie dann für einen deutlich höheren Preis an kriminelle Organisationen in Lateinamerika weiter. Laut einer Studie der Universität von San Diego gelangen  jedes Jahr circa 250.000 Schusswaffen, die in den USA gekauft wurden, über die Grenze nach Mexiko. Und die mexikanische Regierung unternimmt kaum etwas, um den Waffenschmuggel zu unterbinden.2

Doch wir dürfen auch nicht vergessen, dass die US-Amerikaner den Drogenkrieg in Mexiko, Brasilien, Kolumbien und zahlreichen anderen Ländern nicht nur durch Waffen anheizen, sondern besonders auch durch ihre große Nachfrage nach Drogen. So generiert Angebot die Nachfrage und macht Drogenhandel erst lukrativ. Als der größte Absatzmarkt für Rauschgiftmittel – dicht gefolgt von Europa –  treibt die USA den Handel mit Drogen und den daraus folgenden Drogenkrieg also erst an. Es erscheint daher etwas paradox, dass die USA das harte und militärische Vorgehen gegen Drogenproduktion- und schmuggel in den Anbauländern unterstützen und diesen sogenannten „War on drugs“ als beste Strategie ansehen. Denn wäre es nicht logischer, an der Quelle anzusetzen und zu versuchen, den Konsum mit Hilfe von Aufklärungskampagnen, Ausstiegsprogrammen u.ä. einzudämmen?

Trotz der vielen Toten im In- und Ausland, die mit Hilfe von amerikanischen Waffen ermordet wurden, setzen Trump und andere Republikaner also weiterhin auf laxe Waffengesetze und den „War on drugs“ als Lösung für illegalen Drogenhandel. So kann alles beim Alten bleiben: Die US-Waffenindustrie verdient Milliarden, Politiker erhalten Wahlkampfspenden von der NRA, wir kosumieren weiter Drogen und Menschen sterben.

  1. Die Zeit: Erneut sterben Schüler bei Amoklauf; Stand: 23.05.2018 []
  2. Insight crime: US Easing of Gun Export Controls could send new wave of armst o LatAm; Stand: 23.05.2018 [] [] []
  3. CNN: Trump may open up exports of American guns; Stand: 23.05.2018 []
  4. Süddeutsche Zeitung: Warum sich an den US-Waffengesetzen nichts ändert ; Stand: 23.05.2018 []
  5. Amerika21: Der Krieg als Geschäft in Kolumbien und Mexiko; Stand: 23.05.2018 []

Über Veronica / earthlink

Hallo, ich heiße Veronica und studiere im 7. Semester Deutsch-Französische Politikwissenschaft an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Ich interessiere mich sehr für den Bereich Entwicklungszusammenarbeit und freue mich deshalb, mit meinem Praktikum bei earthlink e.V. einen Einblick in die praktische Arbeit einer entwicklungspolitischen NGO bekommen zu können.
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