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Brasilien: Das PCC – Kartell expandiert und wird wichtiger Akteur im internationalen Drogenhandel

Kokain Kolumbien |  Bild:  © (c) Pkripper503 - DreamstimeKokain Kolumbien

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Nach dem Rückzug der FARC aus dem Drogenhandel entstand im Amazonasgebiet ein Machtvakuum, um das sich nun verschiedene brasilianische Kartelle bekriegen. Es geht um die Vorherrschaft im Drogenexport nach Europa, der für die südamerikanischen Banden immer interessanter wird. Das Drogenkartell „Primeiro Comando da Capital“ (PCC) könnte durch die momentanen Gegebenheiten seine Kontrolle über das Drogengeschäft noch weiter ausdehnen.

Zwei der bedeutendsten brasilianischen Gangs haben ihren seit knapp drei Jahren anhaltenden Waffenstillstand beendet und streiten sich nun über eine strategisch sehr günstig gelegene Drogenhandelsroute im Norden des Amazonas. (( InSightCrime: Turf Dispute Breaks North Brazil Gang Pact, Opening Door für PCC; Artikel vom 15. Mai 2018 )) Beide kriminellen Gruppierungen sind bekannt für Attentate und ihre Beteiligung im Drogenhandel. Die “Família do Norte” , kurz FDN ist vor allem in ihrer Region, in der Amazonas Metropole Manaus, sehr mächtig und die „Comando Vermelho“ ist Brasiliens älteste kriminelle Gruppe, die 1970 im Gefängnis von Rio de Janeiro gegründet wurde.1

Die beiden Lager hatten 2015 einen Vertrag zur gemeinsamen Kontrolle des Solimões Flusses geschlossen, welcher eine der bedeutendsten Routen der Drogenhändler von Kolumbien und Peru nach Brasilien darstellt. Doch wie nun die brasilianische Nachrichtenorganisation UOL veröffentlichte, ist diese aufgebaute Allianz nun nach drei Jahren zerbrochen. Grund dafür ist der Anführer der FDN, Gelson Carnaúba, alias „Mano G“, der dem Bericht nach zu Folge seine Gang hintergangen und sich der feindlichen Partei, dem „Comando Vermelho“ angeschlossen hat. Schon Anfang des Monats hatten die polizeilichen Enthüllungen eines Liedes, in welchem über „Mano G“ und seine hilfreichen Dienste als Kommunikationsrohr für das CV nach Manaus gesungen wird, für Unruhen gesorgt. Dieser Vertrauensbruch einer der wichtigsten Drogenbosse verletzte und verärgerte die FDN außerordentlich. Lokale Autoritäten konnten bereits einen Anstieg der Morde in Manaus feststellen, welche durch die enttäuschten Mitglieder der Organisation verübt wurden. Der Bruch der beiden Gangs könnte jedoch die Tür für das mächtigste Drogenkartell Brasiliens öffnen, die „Primeiro Comando da Capital“. Diese könnte aufgrund der unruhigen Lage und der Spaltung ihrer Opposition einen Versuch wagen, diesen wichtigen Fluss als Drogenhandelsroute zu beschlagnahmen. Denn bisher hatte die Einheit der FDN und des „Comando Vermelho“ versucht, ein Eindringen und eine Übernahme des Solimões Flusses durch das PCC in Manaus zu verhindern. Damit wollte sie den aggressiven Expansionswünschen der PCC entgegenwirken. Denn diese versuchen sich seit einiger Zeit im ganzen Land, in den Nachbarstaaten und nun wohl auch im Regenwald, auszubreiten. Vor kurzem erst sind sie eine Partnerschaft mit einer kleineren lokalen kriminellen Gruppe, genannt „Guardiões do Estado“ eingegangen, um ihre Rolle im Milliardengeschäft des Drogenhandels im Amazonas zu stärken. (( InSightCrime: Turf Dispute Breaks North Brazil Gang Pact, Opening Door für PCC; Artikel vom 15. Mai 2018 ))

Das PCC ist die größte und mächtigste kriminelle Organisation Brasiliens. Sie hat in fast allen Bundesländern des Landes Mitglieder und ist mittlerweile nicht nur in ihren Nachbarländern in Südamerika, sondern auch nach Asien und Europa expandiert. Das PCC aus São Paulo wurde 1993 von Häftlingen gegründet. Zunächst zum Schutz vor der Willkür seitens der Aufseher und der Polizei. Die Zustände in den brasilianischen Gefängnissen sind verheerend und die Haftanstalten sind maßlos überfüllt, sodass sich oftmals Dutzende eine Zelle teilen. Zu ihrem eigenen Schutz schließen sich viele Häftlinge den Gangs wie der PCC an, die heutzutage eigentlich alle brasilianischen Strafanstalten kontrolliert. Doch die Gang hat sich in den letzten 25 Jahren von einer Union von Häftlingen, die nach besserer Behandlung und Versorgung verlangte, zu einer multinationalen Mafia mit einer globalen Tragweite gewandelt, die mit organisierter Kriminalität im ganzen Land zugange ist. Ihr kriminelles Imperium beschränkt sich nicht nur auf den Drogenhandel, auch Kidnappen, Raubüberfälle und Anschläge auf Banken und Firmen werden von ihnen durchgeführt. Gewalt und Schrecken gehören zu ihren effizientesten Mittel. So werden Kleinkriminelle, die ihren Drogengeschäften in die Quere kommen, gnadenlos umgebracht. Zudem versucht sie nun nach der Auflösung der FARC, frühere Mitglieder zu mobilisieren und in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. (( InSightCrime: First Capital Command – PCC; Stand: 16.05.2018 ))

Das PCC ist vor allem in den Rauschgifthandel mit Kokain involviert. Seitdem sich die Guerilla-Gruppe „FARC“ im November 2016 den Friedensvertrag mit der kolumbianischen Regierung unterschrieb und sich somit zurückzog, verschwand damit die zu dem Zeitpunkt mächtigste Drogenbande von der Bildfläche. Andere Gruppen wie das PCC rückten nun auf diesen Platz und eroberten den Kokainmarkt. Mit einer Übernahme des Solimões Flusses würde sich die Macht der Kriminellen noch weiter verstärken. Vor allem die Bevölkerung leidet an den Folgen eines Drogenkrieges. Experten zufolge wird diese Neuordnung zudem aber nicht nur lokale, sondern weltweite Veränderungen mit sich bringen und auch in Deutschland zu spüren sein. Die kolumbianischen Schmuggelrouten nach Europa werden nun von brasilianischen Banden erobert und damit werden eine steigende Kokainausfuhr nach Europa und dadurch fallende Preise befürchtet, denn die Produktion in Brasilien blüht. Der Drogenschmuggel nach Europa stellt zudem ein lukratives Geschäft dar, denn die Nachfrage ist außerordentlich groß und die Kilopreise für Kokain sind dort im Vergleich zu beispielsweise den Vereinigten Staaten sehr viel höher. Es lassen sich also größere Gewinne erzielen.2

  1. InSightCrime: Red Command; Stand: 16.05.2018 []
  2. NZZ:  Im Amazonas baut sich ein Gewaltszenario zusammen, dessen Konsequenzen auch in der Schweiz zu spüren sein werden; Artikel vom 06.04.2017 []

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